von Geoffrey Smith
Investing.com -- "Harris, mir geht es nicht gut, bitte bringen Sie mir ein Glas Brandy".
Die Reaktion des englischen Königs Georg IV. auf die erste Begegnung mit seiner zukünftigen Braut Caroline von Braunschweig mag am Freitag in den Köpfen der Investoren von Remy Cointreau (PA:RCOP) widerhallen, nachdem die französische Spirituosenfirma Ende 2019 einen massiven Umsatzrückgang verzeichnete.
Analysten hatten bereits schwächere Umsätze erwartet, nachdem sich das Unternehmen aus einer Reihe von Vertriebsvereinbarungen in Nordamerika und Europa zurückgezogen hatte. Aber sie waren nicht auf einen Rückgang der organischen Erlöse um 1,6% vorbereitet, die auf einen Umsatzeinbruch in Hongkong aufgrund der anhaltenden Unruhen und der "langsamen Lageraufstockung in den Vereinigten Staaten" zurückzuführen waren.
Remy Cointreau sagte, das Ende der Vertriebsverträge für seine Partnermarken in den USA und Europa würde den diesjährigen Umsatz um 56 Millionen Euro (62 Millionen Dollar) und den Betriebsgewinn um 5 Millionen Euro reduzieren.
Außerdem verunsicherte Remy die Investoren, indem es sich dafür entschied, die Aussichten für den Rest des Jahres 2020 nicht zu aktualisieren. Stattdessen sagte die Spirituosenfirma, dass es bei der Bekanntgabe seiner Jahresergebnisse im Juni neue Ziele vorlegen werde. Das Geschäftsjahr läuft bis März.
Die Aktie von Remy Cointreau fiel im morgendlichen Handel in Paris um bis zu 11%, bevor sie sich etwas erholte. Zuletzt wies das Wertpapier noch immer ein Minus von 8,9% aus.
Der Rest von Europa war dagegen solide im Plus, weil die Angst vor einer Verbreitung des Coronavirus etwas nachließ. Der CAC 40 stieg trotz einer relativ schwachen PMI-Umfrage für die französische Wirtschaft im Januar um 1,3%. Der Stoxx 600 legte um 1,2% auf 424,98 zu, während der britische FTSE 100 um 1,6% nach oben kletterte, nachdem der Einkaufsmanagerindex besser war als erwartet.
Remy ist nach Burberry (LON:BRBY) die zweite Luxusgruppe innerhalb einer Woche, die von schleppenden Umsätzen in den USA berichtet, was die Tatsache unterstreicht, dass nicht alle Produktsparten in gleichem Maße vom Konsumboom profitieren. Schon vor dem aktuellen Lagebericht haben sich die Aktien von Getränkehersteller (sowie des Luxus-Spezialisten Richemont (SIX:CFR)) schlechter entwickelt als die modischeren Namen.
Die Aktien von Remy Cointreau sind in den letzten 12 Monaten nur um 1,2% gestiegen, während die von Pernod Ricard (PA:PERP) um 18% zugelegt haben. Im Gegensatz dazu haben LVMH (PA:LVMH), Kering (PA:PRTP) und Hermes International (PA:HRMS) jeweils 60%, 42% und 37% zugelegt.
Da französisches Essen und Trinken immer noch im Fadenkreuz von Präsident Donald Trump steht, der ein geeignetes ausländisches Ziel sucht, um seine Wählerbasis im Wahljahr zu mobilisieren, wird sich dieses Bild in nächster Zeit vielleicht auch nicht ändern.