von Geoffrey Smith
Investing.com - Für 150.000 im Ausland gestrandete Touristen ist der Zusammenbruch der britischen Reisegruppe Thomas Cook (LON:TCG), gelinde gesagt, offensichtlich ziemlich unangenehm.
Für andere ist der Lichtblick so hell, dass sie die Schattenseiten kaum noch sehen können.
Die Aktie vom deutschen Reiseveranstalter Tui (DE:TUIGn) legte zu Handelsbeginn am Dienstag nochmals um 2,1% zu, nachdem sie schon am Montag um über 6% hochgeklettert war, als sein größter Konkurrent unter den europäischen Pauschalreiseveranstaltern den Geist aufgegeben hatte. Gegenüber dem August-Tief ist der Kurs der Aktie um mittlerweile über 25% gestiegen, allerdings liegt er immer noch rund die Hälfte unter seinem Wert vom Mai 2018.
Ebenso ging die Rallye bei Ryanair (LON:RYA) und EasyJet (LON:EZJ), zwei Online-Rabattflieger, die den Menschen die Möglichkeit eröffneten, ihr Geschäft von Thomas Cook (LON:TCG) zu nehmen, weiter, als deren Kurse um 2,2% bzw. 0,9%.
EasyJet testet jetzt ein Viermonatshoch, nachdem es sich in den letzten Wochen erholt hat, und dies angesichts der wachsenden Zuversicht, dass ein chaotischer „harter Brexit“ Ende Oktober vermieden werden kann. Ryanair (IR:RYA), das fast den gleichen Risiken ausgesetzt ist wie sein Konkurrent, hat sich aufgrund der rollenden Streiks seiner Besatzungen weniger erholt, aber bei diesem Problem scheint eine Lösung näherzukommen, nachdem Piloten mit Sitz in Großbritannien einer Reihe von Streiks abgesagt hatten, die für diese Woche geplant waren.
Also dann alles klar zum Abheben? Wahrscheinlich nicht. Das hat Tui (DE:TUIGn) am Montag in einer Stellungnahme an die Börse zu den zugrundeliegenden Marktbedingungen gesagt. Ein Bullenmarkt ist es nicht. Zunächst heißt es, dass das vertikal integrierte Geschäftsmodell „belastbar“ ist, dann führt es jedoch rasch einige gewaltige und langfristige Herausforderungen an: „Unser Markets & Airlines-Geschäft sieht sich einer Reihe von externen Herausforderungen gegenüber, beispielsweise dem Flugverbot für die Boeing (NYSE:BA) 737 MAX, Überkapazitäten bei den Fluggesellschaften und anhaltende Unsicherheit über den Brexit. “
Das bereinigte Betriebsergebnis wird in diesem Jahr voraussichtlich dennoch um 26% gegenüber 2018 sinken. „Diese externen Herausforderungen werden auch im Jahr 2020 fortbestehen. Daher werden wir uns darauf konzentrieren, in unserem Markets & Airlines-Geschäft kostengünstiger zu werden, um unsere Marktanteile zu schützen und, wenn möglich, auszubauen."
Die Reiseunternehmen übertreffen alle ihre nationalen Benchmarks am zweiten Handelstag in Folge, nachdem die deutsche Ifo-Konjunkturumfrage das Bild des Trübsals in der größten europäische Volkswirtschaft verstärkt hatte und der vergleichbare französische Insee-Index ebenfalls gesunken ist. Der Referenzindex Stoxx 600 stieg um 0,2% auf 390,58, während der deutsche Dax um 0,1% zulegte und der FTSE 100 im Wesentlichen unverändert blieb.