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Berlin, 17. Nov (Reuters) - Für die erhöhten Klimaziele der EU braucht die Stahl-, Chemie- oder Zementindustrie einer Studie zufolge sehr schnell einen staatlichen Anschub. Andernfalls werde die Grundstoffindustrie in Europa nicht mehr investieren und die Produktion verlagern, heißt es in einer Studie der Denkfabrik "Agora Energiewende", die Reuters am Dienstag vorlag. Investitionen in Stahlwerke oder Chemieanlagen seien häufig auf bis zu 70 Jahre geplant. Wenn die EU ihr Klimaziel bis 2030 auf eine CO2-Einsparung von mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 anhebe, könnten konventionelle Anlagen höchstens noch 20 Jahre laufen, Investitionen lohnten sich nicht. Mit einer Umstellung etwa der Stahlindustrie auf Erdgas-Anlagen, die später auf Wasserstoff umgestellt würden, ließen sich die Klima-Ziele für die Industrie erreichen. Dafür müsse es jetzt aber Förderung und klare Rahmenbedingungen geben.
Die "Agora Energiewende" ist ein Forschungsinstitut, das unter anderem die Bundesregierung beim Klimaschutz berät. Die Grundstoffindustrie gilt als besonders problematisch, da hier technisch die Produktion nicht einfach auf erneuerbaren Strom umgestellt werden kann.
Bei der Zementbranche etwa fordert die Agora die Abscheidung und Lagerung des produzierten CO2. Diese sogenannte CCS-Technik war in Deutschland allerdings auf massiven Widerstand von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen gestoßen und wird hier derzeit nicht mehr verfolgt.