Ein neues Hoch bedeutet für viele Investoren oft: Die Investitionsthese ist geglückt. Je nachdem, wann man eingestiegen ist, hat man bereits einen erheblichen Anteil einer erfolgreichen Reise hinter sich gebracht und sein Geld entsprechend vermehrt.
Für alle Interessierten, die bislang eher an der Seitenlinie verweilt haben, sind Hochs allerdings oftmals ein zweischneidiges Schwert. Denn auch wenn eine Aktie noch immer über Wachstumstreiber verfügt, neigen viele in Anbetracht eines Hochs dennoch dazu, an der Seitenlinie zu verweilen und zu hoffen, dass sie diese Chancen möglicherweise günstiger ergattern können.
Werfen wir in diesem Sinne nun einen Blick auf die Aktien von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) und der Allianz (DE:ALVG) (WKN: 840400), die beide in irgendeiner Weise zumindest an einem Verlaufshoch stehen. Überprüfen wir einmal, was hier langfristig noch drin sein könnte.
Wirecard nach Financial-Times-Rallye Die Wirecard-Aktie hat im Nachgang der Causa Wirecard inzwischen wieder einiges an Boden gutmachen können. Denn immerhin notiert die Aktie nach den zwischenzeitigen Tiefständen rund um die 100-Euro-Marke derzeit wieder bei über 150 Euro (03.07.2019, maßgeblich für alle Kurse) – und hat somit einen Großteil des Financial-Times-Crashs wieder aufgeholt.
Nachdem Wirecard dieses leidige Kapitel inzwischen abgeschlossen hat, rückt nun das Tagesgeschäft immer weiter in den Vordergrund, wobei Wirecard speziell mit immer neuen Partnerschaften und nach wie vor starken Zahlen auftrumpfen kann.
Positiv sind auch die regelmäßigen Einblicke des Managements, die den weiteren Wachstumskurs bestätigen, und eine ambitionierte Langfrist-Prognose, nach der Wirecard bis zum Geschäftsjahr 2025 bereits auf Umsätze in Höhe von 10 Milliarden Euro kommen möchte. Dieser Wert würde einer Verfünffachung des 2018er Umsatzes in Höhe von 2,02 Milliarden Euro entsprechen.
Zudem wird Wirecard bei einer aktuellen Börsenbewertung von derzeit knapp unter 19 Milliarden Euro noch immer vergleichsweise günstig bewertet – vor allem in Anbetracht dieser langfristigen Prognose. Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont, die sich von kurzweiligen Störfeuern (wie eben der Causa Wirecard) nicht verunsichern lassen, könnten hier daher durchaus einen interessierten Blick auf diese noch immer intakte Wachstumsgeschichte riskieren.
Allianz erzielt 17-Jahres-Hoch Eine weitere spannende Aktie, die dieser Tage kurstechnisch Schlagzeilen gemacht hat, ist die der Allianz. Wie mehrere bekannte Börsenmedien derzeit berichten, habe der Münchener Versicherer mit Erreichen des Kursniveaus von 216,45 Euro ein neues 17-Jahres-Hoch markiert. Das ist durchaus ein Meilenstein, der gefeiert werden möchte.
Investoren, die bislang allerdings an der Seitenlinie gestanden haben, könnten jedoch noch immer gute Gründe dafür finden, dass der Versicherer langfristig interessant bleiben könnte. Zum einen besteht bei der Allianz auch innerhalb der kommenden Jahre noch immer die Aussicht auf ein moderates Wachstum. Innerhalb des aktuellen Jahres sowie der kommenden zwei Jahre rechnet der Versicherer beispielsweise mit Wachstumsraten von durchschnittlich 4 % pro Jahr. Das ist zwar nicht weltbewegend, aber immerhin moderat.
Zudem ist auch die aktuelle Bewertung nach wie vor günstig. Bei dem aktuellen Kursniveau entspräche die zuletzt ausgezahlte Dividende in Höhe von 9,00 Euro noch immer einer attraktiven Dividendenrendite in Höhe von 4,15 %. Bei einem 2018er Gewinn je Aktie in Höhe von 17,43 Euro beläuft sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis hier momentan auf 12,4, was ebenfalls preiswert sein könnte. Möglicherweise ist daher auch dieses 17-Jahres-Hoch erst ein Etappenziel auf dem Weg zu höheren Gefilden.
Winners win! Wie wir also im Endeffekt sehen können, könnten sowohl bei der Allianz als auch bei Wirecard noch weiterhin gute Gründe existieren, weshalb die Aktien weiter steigen könnten. Oder, um es mit den Worten von einem der Motley-Fool-Mitbegründer auszudrücken: Winners win, was für ihn bedeutet, dass viele Kursraketen so manches Mal geneigt sind, weiter zu steigen.
Investoren könnten bei diesen DAX-Perlen daher durchaus einmal kritisch hinterfragen, ob das Potenzial hier nun tatsächlich ausgereizt ist oder eben nicht. Denn ansonsten sehen wir uns möglicherweise in einigen Jahren quasi an der gleichen Stelle wieder, wenn ich ein weiteres Mal über die hypothetischen künftigen Hochs dieser beiden Aktien sinniere.
Vincent besitzt Aktien der Allianz und von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019