Die Aktie von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) steckt noch immer in einem Vertrauensproblem fest. Der Sonderbericht der Prüfgesellschaft KPMG hat hohe Wellen geschlagen. Und insbesondere Investoren verunsichert, die sich mit wenig aussagekräftigen Ergebnissen, insbesondere im Drittpartnergeschäft, konfrontiert sehen.
Das Management von Wirecard ist derzeit dabei, die Wogen zu glätten. Auch durch eine organisatorische Neuaufstellung soll dabei Vertrauen wiederhergestellt werden. Zudem zeigt der DAX-Zahlungsdienstleister nach wie vor, dass das Wachstum operativ im Megatrend der Zahlungsdienstleistungen stimmig ist.
Am Donnerstag dieser Woche hat das Unternehmen überdies frische Zahlen präsentiert, die ein solides, aber etwas schwächeres Wachstum zeigen. Was sollten Investoren jetzt zu diesem Zahlenwerk denken? Und steuert der DAX-Konzern damit auf neue Probleme zu?
Die Zahlen im Überblick Wie Wirecard im Kontext der Zahlen für das erste Quartal verkünden konnte, sind die Umsätze im Jahresvergleich um rund 24 % auf 700,2 Mio. Euro gestiegen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen beträgt hingegen 199,2 Mio. Euro, ein Plus von 26 %. Bereinigt um Einmalaufwendungen, insbesondere wohl um weitere Prüfleistungen, hätte dieser Wert bei 204 Mio. Euro gelegen. Ein Plus von 29 % im Jahresvergleich. Wie gesagt: Grundsätzlich ein solides Wachstum. Allerdings hat es in Vorquartalen teilweise bedeutend stärkere Zuwächse gegeben.
Das Management ist jedenfalls zuversichtlich, die Prognosen für das Gesamtjahr erreichen zu können. Man sehe zwar eine schwächere Nachfrage und dadurch weniger Transaktionsvolumen im Reisegeschäft. Allerdings könne das teilweise durch eine stärkere Nachfrage im Onlinehandel ausgeglichen werden. Der Zielwert eines operativen Ergebnisses von mindestens 1 Mrd. Euro beziehungsweise bis zu 1,12 Mrd. Euro wird somit bestätigt.
Zudem entwickle sich das Neukundengeschäft weiterhin sehr stark, was natürlich unter anderem daran liegen könnte, dass Wirecard versucht, in Zeiten des Coronavirus noch zu profitieren. Wie sollten Investoren dieses Zahlenwerk daher werten? Als Zeichen der Schwäche oder doch als Stärke?
Ein Einhalten der Prognosen dürfte das Ziel sein Um es klar zu formulieren: Es wäre natürlich schön gewesen, wenn Wirecard hier jetzt hätte einen stärkeren Impuls setzen können. Allerdings dürfte es den Investoren jetzt sowieso vermehrt um Konstanz und Beständigkeit gehen. Wobei das Einhalten der Prognosen vermutlich die eine große Priorität haben wird.
Das Wirecard-Management scheint hier jedenfalls optimistisch zu sein, das Jahresziel für 2020 zu erreichen, was ein sehr positiver Indikator für das gesamte Geschäftsjahr 2020 sein kann. Und auch die aktuellen Quartalszahlen deuten darauf hin, dass Wirecard womöglich auf Kurs sein könnte.
Im Vergleich zu einem Vorjahresergebnis in Höhe von 785 Mio. Euro (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, natürlich) würde ein ca. 27-prozentiges Ergebniswachstum ausreichend sein, um zumindest die Mindestmesslatte mit 1 Mrd. Euro erreichen zu können. Der bereinigte Ergebniszuwachs um 29 % zeigt daher, dass Wirecard hier auf Kurs ist.
Entsprechend sollte dieses Zahlenwerk eigentlich recht positiv aufgefasst werden. Wobei operative Stabilität und ein Wachstum in Einklang mit den bisherigen Prognosen einen kleineren Schritt in Richtung des normalen Alltags markieren könnten.
Bedenke: Die Zukunft ist kein Streitpunkt Auch wenn das wie eine Spaßbremse klingen mag: Aber Investoren sollten dennoch bedenken, dass die Prognosen und das Wachstum von Wirecard im Megatrend der digitalen Zahlungsdienstleistungen nicht in der Kritik steht. Nein, es ist die Retrospektive. Beziehungsweise die Zahlenwerke der Vergangenheit, die weiterhin für Unsicherheit sorgen. Aber, versprochen: Das sind für den Moment die einzigen Aussagen, mit denen ich dich ein bisschen auf den Boden der noch immer von Verunsicherung geprägten Realität zurückholen möchte.
Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020