In dieser Woche gab es mehrere wichtige Entwicklungen im Zusammenhang mit Öl und Gas, die sich auf die Märkte für den Rest des Jahres und nach 2019 hinein niederschlagen werden.
1. Iran-Sanktionen
Am Montag, dem 5. November, traten neue US-Sanktionen gegen iranischen Banken und die Ölindustrie des Landes in Kraft. Wie erwartet, erteilten die Vereinigten Staaten einigen Importeuren iranischen Öls Ausnahmegenehmigungen. Diese werden diesen Ländern den Kauf von Öl im Iran für einen Zeitraum von 180 Tagen ermöglichen. Die Ausnahmen, genannt Erhebliche Verminderungsausnahmen oder Significant Reduction Exemptions (SREs) wurden bestimmten Importeuren gewährt, die sie nachgefragt hatten und nachweisen konnten, dass die Menge an Öl und Kondensaten, die sie im Iran gekauft haben, zurückgegangen ist.
Was wir über diese Ausnahmeregeln bislang wissen:
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Südkorea hat die Erlaubnis pro Monat 4 Mio Fass an Kondensaten aus dem Iran zu importieren, was 130.000 Fass am Tag (barrel per day, bpd) entspricht. Das ist weniger als die bisherige Höchstmenge von 8 Mio Fass im Monat, stellt aber eine Zunahme gegenüber seinen Käufen im September und Oktober aus dem Iran da, die auf null oder fast null gesunken waren.
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Indien wird bis zu 300.000 bpd importieren können. Zum Vergleich, das Land kaufte im Oktober 363.000 bpd, so Daten von TankerTrackers.com und hat Daten der Times of India zufolge, bislang in 2018 pro Monat im Durchschnitt 560.000 bpd eingeführt.
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China, der größte Importeur iranischen Öls hat eine Ausnahmegenehmigung zum Import von 360.000 bpd erhalten. Das bedeutet aber trotzdem, dass China seine Importe in erheblichem Umfang senken muss—um 658.000 bpd bis 759.000 bpd je nachdem welcher Quelle man glauben schenkt.
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Die Türkei hat ebenfalls eine Ausnahmegenehmigung erhalten, aber die Menge bleibt unklar. Die Türkei importierte aus dem Iran im Oktober weniger als 100.000 bpd. Landespräsident Erdogan sagte allerdings vor Kurzem, dass sein Land sich nicht an die neuen Sanktionen gegen den Iran halten werde. Türkische Unternehmen könnten das allerdings anders sehen.
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Italien, Japan, Taiwan und Griechenland erhielten ebenfalls Befreiungen ausgestellt, aber weder ist klar für welche Mengen noch ob diese Länder entscheiden werden, Öl aus dem Iran zu importieren. Der Irak bekam ebenfalls eine Genehmigung, um weiter iranisches Gas und Strom kaufen zu können.
US-Präsident Trump sagte Reportern am Mittwoch, dass er diese Genehmigungen ausgehend von den Anfragen aus den verschiedenen Ländern ausgestellt habe und auch weil er einen Ausschlag der Ölpreise vermeiden will. Es scheint, dass die Genehmigungen dieses Ziel erreicht und Ängste abgebaut haben, dass die Ölpreise auf 100 USD das Fass und darüber hinaus schießen könnten. Wenn die 180 Tage allerdings vorüber sind, könnten die Ölmärkte durchgeschüttelt werden, sollte die Trump-Administration ihre harte Rhetorik zum Iran in die Realität umsetzen.
2. Ölförderung in den USA
Die amerikanische Ölförderung wächst unaufhörlich an. Letzte Woche berichtete die EIA für den August eine Rekordproduktion von 11,3 Mio bpd. Die Wochenberichte (die eine Kombination aus gemeldeter Förderung und Prognosen sind) lassen darauf schließen, dass die Vereinigten Staaten jetzt sogar noch mehr Öl fördert. Und in der Tat signalisieren die jüngsten Zahlen, dass die Ölproduktion der USA bis zu Jahresmitte 2019 auf Über 12 Mio bpd steigen könnte. Hinzu kommt, dass die Wähler in Colorado ein Referendum zur Begrenzung des Frackings in Gebieten in der Nähe von “sensiblen” Gebieten scheitern ließen. Das wird weithin als Sieg für die Schieferölindustrie angesehen und dürfte bedeuten, dass mehr Wachstum aus dieser Region zu erwarten ist.
3. OPEC
Der möglicherweise einzige Faktor, der die Ölpreise in den kommenden Monaten ansteigen lassen könnte, ist die OPEC. Der Gemeinsame Ministeriale Überwachungsausschuss (Ministerial Monitoring Committee, JMMC) wird am nächsten Wochenende in Abu Dhabi tagen. Vor dieser Sitzung hat die OPEC angedeutet, dass sie zu einer stringenteren Durchsetzung ihrer Produktionsvereinbarung zurückkehren könnte. Der Stand der Dinge ist, dass Saudi-Arabien, die VAE, Kuwait und Russland alle ihre Produktion ausgebaut haben, um die unfreiwilligen Produktionsrückgänge in anderen Ländern auszugleichen und die Einhaltung der Quote für die gesamte Staatengruppe auf 100% zu bringen. Der JMMC wird die Prognosen für Angebot und Nachfrage ins Jahr 2019 hinein auf dieser Sitzung beraten und könnte eine Empfehlung aussprechen, ob die Staatengruppe beschließen sollte die Ölproduktion zu halten, abzusenken oder auszuweiten, wenn die OPEC und OPEC+ Gipfel im Dezember stattfinden werden.
Der Iran natürlich, hätte es gern, wenn einige seiner OPEC-Kollegen aufhören würden, über ihre Förderquoten hinaus zu produzieren, aber Saudi-Arabien und Russland werden wahrscheinlich nicht dem Druck aus Teheran nachgeben. Die Saudis signalisieren, dass sie versuchen könnten, die Produktionsniveaus zu justieren, um eine erneute Überproduktion zu vermeiden, aber eine Senkung der Produktion ist niemals so einfach. Russland hat schon jetzt angekündigt, es plane in den kommenden Monaten mehr Öl zu fördern und die Art wie Saudi-Arabien die OPEC+ Gruppe strukturiert hat bedeutet, dass für ein Einfrieren oder eine Begrenzung der Ölförderung die Unterstützung der Russen notwendig ist.