Seit Oktober sind die Ölpreise abgestürzt und haben rund ein Viertel eingebüßt. Das anfängliche Stolpern ist zum größten Preisrückgang des Rohstoffs seit dem Kollaps in 2014 geworden.
Am Montag hielt sich West Texas Intermediate, der Benchmark für den US-Ölmarkt, geradeso über dem Niveau von 55 USD, nicht weit vom Jahrestief von 54,75 USD entfernt, das die Ölsorte am 13. November erreicht hatte. Der WTI-Preis ist in jeder der letzten sechs Wochen gesunken und ist in diesem Zeitraum gegenüber seinem Hoch von über 75 USD das Fass um mehr als 26% gefallen.
Zunehmende Sorgen über die anschwellende Förderung in den Vereinigten Staaten wurden als Hauptschuldiger des atemberaubenden Preisverfalls ausgemacht. Die US-Ölproduktion hat—angeschoben von der Schieferölförderung—letzte Woche ein weiteres Rekordhoch erreicht und ist auf 11,7 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) gestiegen, berichtete die US-Energieinformationsagentur (Energy Information Administration, EIA). Die meisten Analysten erwarten, dass die US-Förderung in der ersten Jahreshälfte 2019 über 12 Mio bpd klettern wird, was die Vereinigten Staaten zu größten Ölproduzenten der Welt machen würde, noch vor Russland und Saudi-Arabien.
Die Zahl der US-Bohrplattformen, ein Frühindikator für künftige Produktion, ist zur Zeit so hoch wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr, was nahelegt, dass die Ölförderung in den Schieferölgebieten weiter ansteigen dürfte. Und tatsächlich sagt die EIA vorher, dass die US-Ölförderung in den sieben großen Schieferölbecken im Dezember ein Rekordhoch von 7,94 Mio bpd erreichen wird.
Das Anschwellen der US-Ölförderung verbunden mit Sorgen über eine nachlassende globale Nachfrage, wird die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) wahrscheinlich veranlassen, die Produktionsmenge im nächsten Monat drastisch zu reduzieren. Die de facto Führungsnation der OPEC, Saudi-Arabien, will, dass das Kartell die Produktion um rund 1,4 Mio bpd zurücknimmt, um das Angebot zu verknappen und die Preise zu stützen.
Zieht man all das in Betracht, dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt für Investoren, sich mit Anteilen von Schieferölfirmen einzudecken. Unten haben wir drei Aktien aufgeführt, die unserer Ansicht nach, in den kommenden Monaten am Markt vorbeiziehen werden.
Um in den tausenden, mit dem Energiesektor verbundenen Namen auf dem Aktienticker nicht den Überblick zu verlieren, haben wir uns auf die Firmen beschränkt, die in den USA beheimatet sind und deren Marktwert derzeit die 2 Mrd USD erreicht oder übersteigt.
1. Anadarko Petroleum
Anadarko Petroleum (NYSE:APC) ist eine der größten unabhängigen Öl- und Gasexplorations und Produktionsgesellschaft. Sie ist aktiv im Appalachenbecken, dem Süden der Vereinigten Staaten und den Rocky Mountains.
Die Firma aus Woodlands in Texas berichtete am 30. Oktober gemischte Ergebnisse für ihr drittes Quartal, da der Gewinn hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Trotz des knapp verfehlten Ergebnisses, war Anadarkos Quartal weitaus stärker, als es die Hauptkennzahl vermuten ließe. Der Umsatz lag im Zeitraum Juli bis September über den Erwartungen, als die Verkäufe von Onshore-Öl einen Rekordwert erreichten und die Fassmargen sich verbesserten.
Die Verkäufe von Festlands-Öl beliefen sich auf einen Durchschnittsrekord von 175.000 bpd im Quartal, 37% höher als vor einem Jahr. Hinter Anadarkos Produktionswachstum war seine Position im Delaware-Becken, das sich von Westtexas in Teilgebiete New Mexicos erstreckt, wo die Förderung auf 70.000 bpd schoss, eine 83 prozentige Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr.
Das Ansteigen der Ölförderung auf dem Festland, zusammen mit niedrigeren Kosten dank verbessertem Infrastrukturzugang, haben geholfen, Anadarkos Marge auf 33,68 USD das Fass zu erhöhen, einem 58 prozentigen Anstieg gegenüber dem Wert vor einem Jahr. Das macht Anadarko zu einer attraktiven Kaufgelegenheit in den kommenden Monaten.
Während die Aktie seit Anfang Oktober fast 18% gesunken ist, liegen die Anteile, die gestern den Handel zu 55,61 USD beendeten, immer noch fast 4% über ihrem Kurs vom Jahresanfang. zum Vergleich, die breitere Industrie, repräsentiert durch den Energy Select Sector SPDR ETF (NYSE:XLE), hat in diesem Jahr rund 7% verloren.
2. Whiting Petroleum
Bislang war 2018 ein fantastisches Jahr für Whiting Petroleum (NYSE:WLL), das der führende Ölproduzent im Bakken Schieferölgebiet in North Dakota ist.
Die Firma aus Denver berichtete am 30. Oktober und übertraf bei Gewinn und Umsatz problemlos die Analystenschätzungen für das dritte Quartal, hohe US-Ölpreise und das Produktionswachstum sich gut auf die Ergebnisse auswirkten.
Whiting Produktion im dritten Quartal betrug durchschnittlich 128.680 Fass Öläquivalent am Tag, ein Anstieg von 13% gegenüber einem Jahr zuvor. Das Unternehmen rechnet mit einer weiteren Steigerung um 5% für das vierte Quartal, sagte Vorstandschef Bradley Holly.
Der Kurs der Öl- und Gaserkundungsfirma ist in diesem Jahr um bislang 20% gestiegen, womit sie einer der besten Werte im Sektor ist, obwohl die Anteile, die gestern den Handel zu 31,57 USD beendeten, in den vergangenen sechs Wochen stark Federn gelassen haben. Die Whiting-Aktie hat seit Anfang Oktober rund 40% an Wert verloren und damit den Einbruch der Ölpreise nachvollzogen.
Im Ausblick dürfte Whitings Aktienkurs von einem gesunden Produktionswachstum im Bakken-Schieferölfeld profitieren, wo die Firma in den drei Monaten zum 30. September 45 Bohrungen fertiggestellt hat. Mit mehr als 1.000 erstklassigen Bohrstellen im Bakken, hat die Ölgesellschaft noch viel Raum für schnelles Wachstum in den kommenden Jahren.
3. Occidental Petroleum
Occidental Petroleum (NYSE:OXY) ist der größte Öl- und Gasproduzent im Permischen Becken, was es zu einem Schwergewicht in der US-Energieindustrie macht. Die US-Schieferölproduktion im Permischen Becken hat sich in den vergangenen drei Jahren fast verdoppelt.
Der integrierte Öl- und Gasproduzent aus Houston konnte am 5. November ein besser als erwartet ausgefallenen Gewinn im dritten Quartal präsentieren, dank eines rasanten Wachstums seiner Förderung im Permischen Becken. Das Unternehmen sagte, die Förderung seiner Permischen Abteilung machte gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr einen Satz um mehr als 60% nach oben auf 225.000 Fass an Öläquivalent pro Tag (barrels of oil equivalent per day, boe/d).
CEO Vicki Hollub merkte jüngst an, dass das Permische Becken das Zentrum von Occidentals Geschäft ist und auch in den nächsten Jahren im Mittelpunkt stehen wird. Anteile von Occidental, auch als Oxy bekannt, die gestern zu 73,36 USD den Handel beendeten, haben seit Anfang Oktober rund 10,7% verloren. Gegenüber dem Jahresanfang hat sich der Kurs kaum verändert.
Das Unternehmen dürfte von seinem ausgezeichneten Geschäft im Permischen Becken profitieren, wo es der größte Halter von Landrechten ist. Oxy hat Schritte eingeleitet, um potentielle Risiken im Hinblick auf Pipelineengpässe in der Region zu begrenzen. Das gibt der Firma eine gute Position, um ihre Förderung weiter zu erhöhen und von höheren Ölpreisen zu profitieren, was das künftige Ertragswachstum anheizen dürfte.