Ist es sinnvoll, in traditionelle Öl-Aktien zu investieren, wenn es eine deutliche Verlagerung zur Erzeugung von Energie aus sauberen Quellen wie Wind und Sonne gibt? Die Debatte über dieses Thema tobt seit mittlerweile fast einem Jahrzehnt, besonders nach der Schiefergas-Revolution in den USA.
Kürzlich gab es einen Einblick in das Thema vom weltgrößten Ölkonzern Saudi Aramco (SE:2222), der letzte Woche seinen Börsengang abgeschlossen hat, bei dem er mit 1,7 Billionen USD bewertet wird. Die weltweite Ölnachfrage könnte nach einer im Verkaufsprospekt des Unternehmens enthaltenen Einschätzung innerhalb der nächsten 20 Jahre ihren Höhepunkt erreichen.
In dem Angebotsprospekt verwendete Aramco eine Prognose des Branchenberaters IHS Markit Ltd., wonach die Ölnachfrage um 2035 ihren Höhepunkt erreichen wird. Nach dieser Einschätzung wird die Nachfrage nach Rohöl und anderen Ölflüssigkeiten zu diesem Zeitpunkt beginnen sich "abzuflachen". In einer im Prospekt enthaltenen Grafik zeigte der saudische Ölriese, dass die weltweite Ölnachfrage zwischen 2040 und 2045 zurückgehen wird.
Ein zweites Nachfrageszenario im Prospekt geht von einer schnelleren Abkehr von fossilen Brennstoffen aus. In diesem Fall wird erwartet, dass die Ölnachfrage in den späten 2020er Jahren, in nur wenigen Monaten also, ihren Höhepunkt erreicht. Aramco räumte in dem Dokument ein, dass die Klimapolitik "die weltweite Nachfrage nach Kohlenwasserstoffen verringern und eine Verlagerung hin zu fossilen Brennstoffen mit geringerer Kohlenstoffintensität wie Gas oder alternativen Energiequellen vorantreiben könnte".
Diese Einschätzung eines der weltweit führenden Ölproduzenten spricht eindeutig für Investitionen in Unternehmen, die an der Spitze der Revolution im Bereich der sauberen Energie stehen. Hier sind unsere drei Lieblingsaktien aus dieser Industrie, die Langzeitinvestoren in ihren Portfolios unterbringen sollten:
1. Brookfield Renewable Partners
Unter den Erzeugern sauberer Energie mögen wir Brookfield Renewable Partners (NYSE:BEP) mit Sitz auf den Bermudas aufgrund seiner marktbeherrschenden Stellung und seiner diversifizierten Geschäfte.
Jüngste Statistiken liefern neue Argumente für eine Investition in BEP. Die Internationale Energieagentur erwartet bis 2022 ein anhaltend starkes Wachstum der erneuerbaren Energien. Die Kapazität für erneuerbaren Strom soll um mehr als 920 GW steigen - eine Zunahme um 43%.
Brookfields Diversifikation - das Unternehmen betreibt unter anderem Wasserkraft-, Wind-, Solar- und Biomasseanlagen - und seine Größe mit einer Kapazität von 17.400 MW und 876 Anlagen in Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien bieten dem Unternehmen ein breites Spektrum an Einnahmequellen.
Die Partnerschaft hat kürzlich eine vierteljährliche Barausschüttung von 0,515 USD pro Anteil bekannt gegeben, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von rund 6% entspricht. Laut dem jüngsten Ergebnisbericht des Unternehmens erzielte Brookfield Renewable Partners in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 einen Funds from Operations (FFO) in Höhe von 590 Mio. USD. Dies entspricht einem Anstieg von 25,5% gegenüber dem Vorjahr.
BEP geht davon aus, dass der FFO pro Anlage (Ergebnis vor Abschreibungen und Steuern abzüglich der Gewinne aus Verkäufen) bis 2024 weiter auf über 10% steigen wird, da mehr Unternehmen akquiriert werden und mehr Kapazität für sauberen Strom zur Verfügung steht. Nach seinem neuesten Ergebnisbericht zufolge strebt Brookfield Renewable eine nachhaltige Erhöhung der Ausschüttungen um durchschnittlich 5-9% pro Jahr an.
Die BEP-Aktie, die zum Handelsschluss am Freitag zu 47,47 USD gehandelt wurde, nachdem sie dieses Jahr um 83% gestiegen war, erwies sich als eine großartige Wette für ihre Anleger. Die jährliche Dividende von 2,06 USD ergibt aber immer noch eine Rendite von 5,8% und das Potenzial für zukünftiges Wachstum gefällt uns weiterhin.
2. Nextera Energy
Wir mögen Versorger für die lange Sicht aus einem einfachen Grund: Sie investieren Milliarden von Dollars, mit denen sie Anlagen aufbauen, die solide Cashflows für ihre Investoren erwirtschaften. Solange die Kunden ihre Rechnungen bezahlen, kommt auch Geld in die Kasse.
In diesem Sektor finden wir besonders Gefallen an NextEra Energy (NYSE:NEE) (F:FPL), einem Versorgungsunternehmen aus Florida, das mit sauberen Energien gewachsen ist, was es der Konkurrenz schwer macht mitzuhalten. NextEra ist in den USA der größte Anbieter erneuerbarer Energien und erzeugt Strom aus Wind und Sonne. Es hat eine bedeutende Sparte für Erdgaspipelines und auch ein wachsendes Energiespeichergeschäft.
Der größte Unterschied zwischen NextEra und anderen traditionellen Versorgungsunternehmen ist, dass sein Wachstum nicht über einen Schuldenberg finanziert wurde. Stattdessen nutzte das Unternehmen sehr geschickt staatliche Subventionen und Steuervergünstigen für Erzeuger sauberer Energie. Es verkauft seine Produktion vor allem an andere Versorger, die grüne Energie beziehen müssen, um Auflagen von US-Bundesstaaten zu erfüllen.
Der Versorger plant bis Ende nächsten Jahres 40 Mrd USD in die Entwicklung von Projekten zu stecken. Das sollte ihm zu weiteren Wachstum verhelfen, besonders zu einem Zeitpunkt, in dem die Chancen im Markt für erneuerbare Energien immens sind und das Unternehmen schon jetzt eine beeindruckende Größe erreicht hat. Die Hälfte der in 2017 neu ans Netz gekommenen Energieerzeugungskapazitäten kam vom Wind und Solar, berichtete die US-Energieinformationsagentur, während es in 2010 nur 29% gewesen waren.
NextEra expandiert jenseits seiner traditionellen Kunden, die Versorgungsunternehmen, und baut Windfarmen und Solarparks direkt für Großunternehmen, wie Googles Konzernmutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (DE:ABEA). Einige von diesen wollen Anlagen im grünen Energiebereich betreiben, aus finanziellen als auch aus PR-Gründen, berichtete das Wall Street Journal im Juni.
Diese Mischung aus sauberer Energie und Energiespeichergeschäften hat den Investoren viel Geld eingebracht. Die Aktie schloss den Handel am Freitag zu 234,39 USD ab, und ist damit über die letzten fünf Jahre um 127% gestiegen. Bei einer Dividendenrendite von 2,13% zahlt NextEra eine jährliche Dividende von 5 USD die Aktie. Das Unternehmen plant, diese bis Ende 2020 um 12% bis 14% zu erhöhen.
3. Duke Energy
Duke Energy (NYSE:DUK) (SG:D2MN) ist eine weitere attraktive Option, wenn Sie beabsichtigen, Ihr Portfolio um eine zuverlässige Versorgeraktie zu bereichern, der stark in die sauberen Energien investiert. Nach einer umfassenden Umstrukturierung seiner Vermögenswerte in den letzten Jahren verkaufte das Versorgungsunternehmen seine kohlenstoffbasierten Stromanlagen und Auslandsgeschäfte und kaufte ein Erdgasversorgungsunternehmen und baute seine Präsenz in den erneuerbaren Energien aus.
Der Besitz von Duke-Aktien ist für langfristig orientierte Anleger sinnvoll, da die Cashflows des Unternehmens in der stark regulierten Branche vorhersehbar sind und daher das Risiko negativer Überraschungen gering ist. Duke hat einen bis ins Jahr 2022 reichenden 37-Milliarden-Dollar-Entwicklungsplan, um ein Dividendenwachstum über der Inflationsrate zu ermöglichen.
Durch sein diversifiziertes Strom-, Gas- und Speichergeschäft plant Duke ein jährliches Dividendenwachstum zwischen 4% und 6%. Die Aktie beendete den Handel am Freitag zu 89,76 USD. Sie ist von ihrem Anfang Oktober erreichten Fünfjahreshoch um 8% gefallen war, was Anlegern einen guten Einstiegspunkt bietet, die von der jährlichen Dividende von 3,78 USD eine höhere Rendite von nun 4,2% bekommen.
Fazit
Aus unserer Sicht ist eine Investition in saubere Energieaktien eine sichere Wette, wenn Sie die richtige Aktie mit der Absicht auswählen, langfristig investiert zu bleiben. Mit fortschreitender Abkehr von traditionellen Energiequellen werden diese Unternehmen im Energiemix an Bedeutung gewinnen und könnten zu Übernahmezielen für etablierte Ölgiganten werden, die in einem sich schnell ändernden Umfeld ihren Status erhalten wollen.