Die Wirtschaft in Großbritannien bleibt weiter auf Erholungskurs. Gerade am Arbeitsmarkt verdichten sich die Anzeichen, dass das Land den Schock durch die Finanzkrise und die darauf folgende Rezession verdaut hat. Dieses aber führt auch dazu, dass die Notenbank des Landes, die Bank of England (BoE), sich mehr und mehr mit geldpolitisch restriktiveren Maßnahmen beschäftigen muss, was in diesem Fall eine Erhöhung der Leitzinsen vom aktuellen Niveau bei 0,5 Prozent bedeutet. Wann das passieren könnte, darüber hat heute der Chef der BoE, Mark Carney, Journalisten Rede und Antwort gestanden. Das Britische Pfund hat mit leichten Kursabschlägen auf die Nachrichten reagiert, nachdem die Währung in den vergangenen Monaten zu den Gewinnern am Devisenmarkt gehörte.
Arbeitslosigkeit fällt auf 5-Jahrestief
Die Arbeitslosenquote in Großbritannien ist im April auf 6,8 Prozent und damit auf ein 5-Jahrestief gefallen. Zum großen Teil ist der Anstieg der Erwerbstätigen auf eine höhere Anzahl an Selbstständigen zurückzuführen. Zudem stiegen die Löhne mit 1,7 Prozent zum ersten Mal seit 2010 stärker als die Inflation. 2,1 Millionen Arbeitslose zählt die Insel, vor einem Jahr lag diese Zahl noch rund 300.000 höher. Doch Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, hielt heute fest, der Arbeitmarktmarkt würde noch Schwächen aufweisen und auch die Erwartungen konnten die Arbeitsmarktdaten von der Insel heute nicht übertreffen. Sie führten daher nicht unmittelbar zu einem Anstieg im Britischen Pfund. Die aktuelle Abwärtsbewegung gegenüber dem US-Dollar darf aber nur als Korrektur im Aufwärtstrend interpretiert werden, nachdem das Pfund Anfang des Monats nur knapp an der Marke von 1,70 GBP/USD scheiterte.
Wachstumsaussichten wurden nach oben korrigiert
Die Tatsache, dass die BoE handeln muss, wird auch weiter für eine Pfund-Stärke sorgen. Für zeitnahe restriktive Schritte spricht auch die heute von Mark Carney verkündete Revision der Wachstumsprognose der britischen Wirtschaft. Von 2,7 Prozent erhöhten die Notenbanker ihre Wachstumsprognose des Bruttoinlandprodukts für 2015 auf 2,9 Prozent. Das Wachstumsstempo würde zudem andeuten, dass sich die Wirtschaftsleistung wieder normalisiere. Das zeigt auch eine aktuelle Wirtschaftsleistung, die nur noch 0,6 Prozent unter dem Niveau von 2008 liegt, bevor die Finanzkrise Großbritanniens Wirtschaft in eine Rezession stieß. Im ersten Quartal des Jahres stieg das Bruttoinlandsprodukt mit 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr so stark wie zuletzt in 2007.
Inflation auf der Insel sollte auch wieder anziehen
Der vierteljährlich erscheinende Inflationsbericht der Bank of England weist mit Inflationsprognosen von 1,8% für 2014, 1,9% für 2015 und 1,9% für 2016 auf eine langfristig, fest verankerte Inflation nahe der Zielmarke von 2% hin. Bereits in den nächsten Monaten wird ein Anstieg in der Inflation erwartet. Daher sollte der jüngste Rückgang in der Inflation auf 1,6% die Bank of England nicht davon abhalten, sich zunehmend positiver gegenüber restriktiveren Maßnahmen zu zeigen.
Hegdefonds reduzieren seit 3 Wochen ihre Position im GBP/USD
Auf eine vorerst anhaltende Korrektur im GBP/USD deutet der Rückgang der Position von Fonds, Banken sowie Vermögensverwaltern von rund 50.000 auf 40.000 Kontrakte und damit um 20% am US-Terminmarkt. Laut des Commitment of Trader Reports reduzieren diese Marktteilnehmer seit 3 Wochen ihre zuvor einseitig hochgefahrene Position, befinden sich aber nach wie vor noch deutlich mehrheitlich in GBP/USD-Kaufpositionen. Sollte der Kursrücksetzer, der sich seit Mitte der letzten Woche im Währungspaar erstreckt, sich auf der Oberseite auflösen und einhergehen mit einem Anstieg in der Position der Großspekulanten, könnte sich eine Kaufgelegenheit im GBP/USD abzeichnen. Der übergeordnete Aufwärtstrend könnte darauf hin wieder die Kontrolle übernehmen und den Kurs über das 4-Jahreshoch nahe der 1,7 führen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de