Airline-Aktien, die zu den beliebtesten Wetten auf eine Normalisierung in der Tourismusbranche zählten, bewegen sich derzeit nicht in die Richtung, die sich die Anleger erhofft hatten.
Der US Global Jets ETF (NYSE:JETS) hat im vergangenen Quartal mehr als 15% verloren, gerade als immer mehr Menschen nach einer langen Pandemie wieder das Flugzeug nehmen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde sagte am vergangenen Freitag, dass die Flughafenkontrollen zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Gesundheitskrise über das Niveau von 2019 gestiegen sind, was auf eine starke Reisenachfrage für die Sommermonate hindeutet.
Die Stärke der Erholung im US-Reisesektor zeigt sich auch an den Kapazitätsengpässen der Fluggesellschaften. Viele führende Fluggesellschaften suchen händeringend Piloten und Bodenpersonal, die sie noch im vergangenen Jahr aufgrund des Zusammenbruchs der Nachfrage entlassen hatten. Southwest Airlines (NYSE:LUV) beispielsweise bot Flugbegleitern und Bodenpersonal den doppelten Lohn für die Arbeit in Sonderschichten während der Ferienzeit am 4. Juli an.
Als weiteres Zeichen dafür, dass Fluggesellschaften bessere Tage vor sich haben, gab United Airlines (NASDAQ:UAL) letzte Woche bekannt, dass sie 270 Schmalrumpfflugzeuge von Boeing (NYSE:BA) und Airbus (PA:AIR) bestellt habe – was ihr größter Auftrag aller Zeiten ist. Die Fluggesellschaft befindet sich zudem in einem Einstellungsrausch. Für die neuen Flugzeuge werden rund 25.000 Mitarbeiter, darunter Piloten, Flugbegleiter und Mechaniker, benötigt. United will im nächsten Monat zum ersten Mal seit Januar 2020 wieder ein positives positives bereinigtes Vorsteuerergebnis ausweisen.
Eine mögliche Erklärung für den Bärenmarkt bei den Airline-Aktien trotz des gleichzeitigen Anstiegs der Reisenachfrage ist, dass mit dieser Wette bereits das leichte Geld verdient ist. Die nächste Wachstumsstufe, die von der Wiederaufnahme des internationalen und geschäftlichen Reiseverkehrs abhängt, ist immer noch mit einer Vielzahl von Unsicherheiten konfrontiert, da neue Covid-Varianten auftauchen und Unternehmen versuchen, Kosten zu senken.
Eine Langzeitwette
In einem Webcast im vergangenen Monat sagte Delta Air Lines (NYSE:DAL) CEO Ed Bastian, dass die Fluggesellschaft im Juli doppelt so viele Inlandsflüge durchführen werde wie im Mai. "Geschäftsreisen sind derzeit jedoch sehr begrenzt", sagte er.
Für viele Führungskräfte und Mitarbeiter sind Geschäftsreisen künftig möglicherweise nicht mehr notwendig, da sie sich wohl fühlen, die Bedürfnisse ihrer Kunden per Videokonferenz zu erfüllen. Einige Führungskräfte planen, ab sofort Besprechungen mit ihren Mitarbeitern per Videoanruf abzuhalten.
Im Vertrieb sagen einige Fachleute, dass sie festgestellt haben, dass Online-Meetings ihnen sogar gewisse Vorteile gegenüber persönlichen Präsentationen bieten, zeigte eine aktuelle Umfrage im Wall Street Journal.
Diese Aussagen von Branchenexperten legen nahe, dass die Aktien von Fluggesellschaften jetzt eine Langzeit-Wette darauf sind, dass sich der Langstreckenverkehr – das profitabelste Segment für Fluggesellschaften – irgendwann erholen und diesen Fluggesellschaften helfen wird, ihre Umsätze auf das Niveau vor der Pandemie zurückzubringen. Zur Erinnerung: Nach dem 11. September brauchte die Luftfahrtindustrie sechs Jahre, um sich vollständig zu erholen.
In diesem Segment entwickelt sich Delta zu einem attraktiven langfristigen Kauf. Analysten von Jefferies haben die Aktie kürzlich von Halten auf Kaufen hochgestuft und schrieben in einer Notiz, dass die Fluggesellschaft gut positioniert sei, um von der sich entwickelnden wirtschaftlichen Erholung zu profitieren. Etwa die Hälfte des Umsatzes von DAL entfällt auf Firmenkunden, wovon wiederum die Hälfte kleine und mittlere Unternehmen sind.
Internationale Reisen sollten angesichts ihres starken Fokus auf Europa ebenfalls ein wichtiger Punkt für Delta sein, schrieb Jefferies. Das Unternehmen hob sein Kursziel für Delta von 50 US-Dollar auf 60 US-Dollar pro Aktie an, was etwa 40% über dem Schlusskurs vom Mittwoch (42,54 US-Dollar) liegt.
Für die Citi-Analysten sehen die Papiere des Billigfliegers Spirit Airlines (NYSE:SAVE) ebenso günstig aus. In ihrem Bericht schreiben sie, dass die jüngsten Rückschläge "ein Gewinnpotenzial für die Aktie eröffnet haben". Infolgedessen aktualisierten sie ihre Empfehlung dahingehend, dass sie weitere Pullbacks als eine Chance ansehen. Wörtlich war zu lesen:
"Die Kosten für die Wiederaufnahme einiger Operationen werden voraussichtlich stärker auf den Kosten pro verfügbare Sitzmeile lasten, als wir zuvor erwartet hatten, da die Treibstoffpreise weiter steigen. Allerdings sind die Indikatoren für die Reisenachfrage für den Sommer 2021 im Inlandstourismus positiv."
Citi hob ihr Kursziel für Spirit um 2 US-Dollar auf 42 US-Dollar pro Aktie an, was mehr als 40% über dem Schlusskurs vom Mittwoch (29,06 US-Dollar) liegt.
Fazit
In den meisten Airline-Aktien spiegelt sich bereits eine starke Erholung des Inlandsreiseverkehrs nach der erfolgreichen Impfkampagne in den USA wider. Die nächste Wachstumsphase hängt stark von der Wiederaufnahme des internationalen und geschäftlichen Reiseverkehrs ab.
Fluggesellschaften, die sich stark in diesem Segment engagieren, wie z. B. Delta, werden davon überproportional profitieren.
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