Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Rede ist von einer bevorstehenden Rezession im Euroraum. Bereits seit einigen Monaten herrscht unter Ökonomen Einigkeit darüber, dass eine Rezession sowohl in den USA als auch in der Eurozone wohl unvermeidbar ist. Mit der Veröffentlichung der US-Wirtschaftszahlen am 28. Juli 2022 hat sich gezeigt, dass sich die USA bereits seit April in einer technischen Rezession befinden. Anleger müssen nun aber nicht in Panik verfallen. Denn: An der Börse wird die Zukunft gehandelt – und die Geschichte zeigt, dass Investoren auch in wirtschaftlichen Abschwungphasen attraktive Renditen erzielen können.
Seit Ende Juli 2022 besteht Gewissheit: Die USA befinden sich in einer Rezession. Zwei Quartale in Folge war die US-Volkswirtschaft geschrumpft – die klassische Definition einer Rezession. Überrascht hat dies jedoch kaum jemanden mehr. Das Gros der Ökonomen war bereits vor Monaten davon ausgegangen, dass die Vereinigten Staaten 2022, spätestens aber Anfang 2023, in die Rezession schlittern werden. Der US-Volkswirt Edward Yardeni nannte sie daher schon im Juni die „meist erwartete Rezession aller Zeiten“. Laut der Investmentbank J.P. Morgan erwarteten die Anleger gar ein „ökonomisches Desaster“. Nun ist die Rezession da, doch kam es auch zum befürchteten Desaster?
Robuste Konjunkturdaten – trotz Rezession
Fakt ist: Der Arbeitsmarkt – seit jeher ein verlässlicher Indikator für die Gesundheit einer Volkswirtschaft – präsentiert sich trotz der herausfordernden Gemengelage in prächtiger Verfassung. Sowohl in den USA als auch in der vom Ukrainekrieg und seinen Folgen stark gebeutelten Eurozone befindet sich die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Ständen seit über zehn Jahren.
Ein Blick auf die monatlich neu geschaffenen Arbeitsplätze in den USA zeigt zudem, dass nicht nur Kündigungen ausbleiben, sondern stattdessen weiter kräftig eingestellt wird. Konkret bedeutet dies: Seit dem Beginn der US-Rezession im April 2022 wurden knapp 1,5 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. In vergangenen Rezessionen war im Median die Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze ab dem Rezessionsstart hingegen für mindestens zwölf Monate negativ, es wurden also Stellen abgebaut.
Mut machen auch die historisch niedrigen Ausfall- und Verzugsraten bei Konsumentenkrediten. Diese verharren nicht nur deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 3,1 Prozent, sondern sogar auf historischen Tiefständen. Gerade im Vergleich zur Zeit der Finanzkrise 2008 oder der Dotcom-Blase liegen die gegenwärtigen Verzugsrate nicht auf einem für eine Rezession typischen Niveau.
Während der Finanzkrise 2008 begannen die Zahlungsverzüge bereits im dritten Quartal 2007 deutlich zu steigen. Dies war mehrere Monate vor dem offiziellen Start der Rezession im Dezember desselben Jahres. Trotz der Rezession ist 2022 von einer solchen Dynamik noch nichts zu sehen.
Die Märkte sind der Wirtschaft voraus
Die US-Rezession hat also offenbar noch längst nicht in allen Bereichen der Wirtschaft negative Spuren hinterlassen. An der Börse läuft es hingegen im bisherigen Jahresverlauf alles andere als rosig. So büßte etwa der S&P 500 seit Jahresbeginn rund 12 Prozent an Wert ein, der EuroStoxx 50 verbilligte sich um etwa 15 Prozent und der DAX weist gar ein Minus von circa 17 Prozent auf. Dass die Kurse dabei vor allem zu Jahresbeginn – also in einer Zeit, in der die USA noch nicht in der Rezession waren – kräftig Federn lassen musste, überrascht nicht wirklich. Schließlich wird an den Aktienmärkten bekanntlich die Zukunft und nicht die Gegenwart gehandelt.
Sich diese ohnehin schon häufig vernachlässigte Tatsache immer wieder vor Augen zu führen, ist besonders im Rezessions-Kontext relevant. Viele Privatinvestoren neigen dazu, wirtschaftliche Hiobsbotschaften – wie den Start einer Rezession – zum Anlass für Verkäufe zu nehmen. Doch wie auch in diesem Jahr ist die volkswirtschaftliche Entwicklung meist Monate im Voraus in die Kurse eingepreist.
Doch was heißt das konkret? Wir von Ginmon wollten es genau wissen und haben daher untersucht, wie viele Tage vor dem offiziellen Ende einer Rezession die Kurse wieder drehen. Dafür haben wir uns acht Rezessionen in verschiedenen Ländern angeschaut. Als Grundlage diente der jeweilige lokale Aktienindex. Bei der Corona-Krise betrachteten wir den MSCI World.
Rezession bietet günstige Einstiegsmöglichkeit
Unsere Analyse zeigt, dass die Märkte im Schnitt rund 200 Tage oder etwa 7 Monate vor dem Ende der Rezession ihren Tiefpunkt erreichen. Bis Rezessionsende konnten die Aktienmärkte dabei schon wieder im Schnitt um rund 47 Prozent steigen – und dies, obwohl sich die Wirtschaft noch nicht wieder voll erholt hatte. Diese Analyse zeigt einmal mehr, wie wichtig ein regelbasierter, antizyklischer Investmentansatz ist – eine Weitsicht, die nur sehr wenige Anleger zeigen. Dem Aktienmarkt inmitten einer Rezession den Rücken zu kehren, erscheint also nicht die beste Strategie zu sein, im Gegenteil. Eine Rezession – das macht die Analyse unmissverständlich klar – war in der Vergangenheit oftmals ein hervorragender Einstiegszeitpunkt.
ÜBER DEN AUTOR
Lars Reiner ist Gründer und Geschäftsführer der digitalen Vermögensverwaltung Ginmon aus Frankfurt am Main. Zuvor war der studierte Finanzexperte als Managementberater bei der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) tätig. Dort leitete er verschiedene Projekte, unter anderem im Bereich des Privatkundengeschäft. Als Gründer und Vorstand des Goethe Investment Fund war Lars Reiner zudem für die Ausarbeitung von wissenschaftlichen Anlagemodellen für das Stiftungsvermögen der Goethe-Universität Frankfurt a.M. verantwortlich.
ÜBER GINMON
Das Frankfurter Unternehmen Ginmon zählt mit mehr als 250 Millionen Euro verwalteten Vermögen und mehr als 10.000 Kunden zu den führenden digitalen Vermögensverwaltern in Deutschland. Dabei wird das Anlagevermögen der Kunden in globale und breit diversifizierte Geldanlage-Strategien mit unterschiedlichen Gewichtungen der Anlageklassen investiert. Der Name Ginmon bedeutet „Silbernes Tor“ – Sinnbild für Wohlstand und Unabhängigkeit. Die von Ginmon eigens entwickelte Portfoliotechnologie apeiron® setzt dabei auf einen antizyklischen Investmentansatz, der langfristig höhere Renditen verspricht sowie eine einzigartige Steueroptimierung zur vollständigen Ausnutzung der Sparerpauschbeträge. Die laufende Anpassung des Algorithmus an das gewählte Risikoprofil schützt den Anleger gleichzeitig vor einer unerwünschten Risikoverschiebung innerhalb des Portfolios. Summa summarum fließen in die Anlagestrategien von Ginmon nicht nur die Wertentwicklungen von rund 12.000 Einzeltitel aus 103 Ländern ein, sondern auch Immobilien und Rohstoffe.
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