Die Aktienindizes sind in den vergangenen Tagen förmlich eingebrochen. Und nach dem DAX (siehe Börse-Intern vom vergangenen Freitag) und dem Dow Jones (siehe Börse-Intern von Dienstag) sind nun auch Euro STOXX 50, S&P 500 und Nasdaq 100 unter das jeweilige Hoch der ersten Aufwärtswelle ihrer Kurserholungen (Welle 1) gefallen.
Massive Kursverluste binnen weniger Tage
Der Euro STOXX 50 hat dabei am Mittwoch zudem das 61,80%-Fibonacci-Retracement der gesamten Kurserholung gerissen. Und er hat in nur 12 Handelstagen fast 10 % verloren.
Das Chartbild ist damit natürlich klar bearish, allerdings auch überverkauft. Insofern verwundert es nicht, dass die Indizes gestern in eine Kurserholung gegangen sind. Und anhand deren Ausmaß wird sich nun zeigen, wie stark bzw. schwach der Markt ist.
Gleiches gilt für den Nasdaq 100. Der Technologieindex hat sogar binnen 13 Handelstagen mehr als 12 % verloren.
Etwas besser hat sich der S&P 500 geschlagen (siehe folgender Chart). Zwar sind die Kursverluste mit 9,75 % in 12 Handelstagen ebenfalls erheblich, doch gestern früh konnte ich den Lesern des Börsenbriefs „Target-Trend-Spezial“ bereits anhand des folgenden Charts berichten, dass man bei diesem Index sowohl aus Sicht der Fibonacci-Marken als auch der klassischen Charttechnik noch von einer intakten Aufwärtsbewegung sprechen kann. Denn die Korrektur macht hier bislang „nur“ exakt 61,80 % der gesamten Kurserholung aus (siehe graue Linien und grüner Pfeil). Sie hat somit lediglich ihr Maximalziel erreicht.
Dabei stieß der Kurs auch auf eine Aufwärtstrendlinie, die das Korrekturtief mit dem ersten höheren Tief verbindet (dick grün). Und diese diente zusammen mit dem Fibonacci-Retracement als Kreuzunterstützung.
Ein kleiner Sell-Off
Angesichts der herben Kursverluste binnen weniger Tage kann man bei allen Aktienindizes zumindest schon von einem kleinen Sell-Off sprechen. Denn so schnell und weit, wie die Kurse in den vergangenen Tagen eingebrochen sind, war dies im Rahmen der gesamten diesjährigen Korrektur bislang nur sehr selten zu beobachten. Ist dies damit nun auch der finale Sell-Off, der mir noch gefehlt hat (siehe Börse-Intern vom 1. Juli)?
Oder benötigt der Markt noch ein neues Korrekturtief, damit er ausreichend bereinigt ist, um als Basis für einen neuen, langanhaltenden Aufwärtstrend dienen zu können?
Die nächste Stufe der Schubumkehr hat gezündet
Ich kann Ihnen diese Frage natürlich nicht beantworten. Jedenfalls ist nicht gesagt, dass der Kurseinbruch vorgestern endete. Zumal die Aktienmärkte mit Beginn des Septembers einen weiteren guten Grund erhalten haben, noch einmal kräftig nachzugeben. Denn die nächste Stufe der geldpolitischen „Schubumkehr“ hat gezündet. Bislang hat die US-Notenbank (Fed) bei auslaufenden Anleihen die Gelder im Gesamtwert von monatlich 47,5 Milliarden Dollar nicht mehr reinvestiert. Ab sofort beträgt die Summe das Doppelte. Es werden also nun bis auf Weiteres jeden Monat 95 Milliarden US-Dollar an Liquidität aus dem Markt gezogen. – Siehe dazu auch „So abhängig ist der Aktienmarkt von der Notenbankliquidität“. Aus heutiger Sicht ist die damalige Analyse äußerst interessant!
Übertreiben die Märkte noch nach unten?
Und es dürfte spannend werden, wie die Börsen und insbesondere der Aktienmarkt auf diesen erhöhten Liquiditätsentzug reagiert. Vielleicht setzt sich der finale Sell-Off noch fort – womöglich bis hin zu einer Übertreibung. Erst eine solche markiert häufig das Ende eines Trends – im aktuellen Fall also das Ende eines Abwärtstrends bzw. einer monatelangen Korrektur.
Die Basis dafür haben die Aktienindizes jedenfalls bereitet. Denn die vielen bearishen Signale sprechen für weiter fallende Kurse. Doch wie oben bereits geschrieben, sind die Aktienindizes inzwischen kurzfristig überverkauft. Warten wir also die gestartete Kurserholung ab.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus