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Aktienmarkt: Was macht Smart Beta bei volatilen Märkten so „smart“?

Veröffentlicht am 07.10.2022, 11:54
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
VIX
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Da sämtliche Aktienmärkte seit Beginn des Jahres 2022 im Minus notieren, nicht selten sogar im zweistelligen Bereich, hatten es rein passive Strategien zuletzt alles andere als leicht. Alternativ gewichtete, auch als „Smart Beta“ bezeichnete Strategien haben zuletzt wieder erhebliche Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen. Im Rahmen eines Smart Beta-Ansatzes werden Aktien auf der Basis anderer Kriterien als der Marktkapitalisierung in einen Index aufgenommen. Einer der einfachsten Ansätze gewichtet jedes Wertpapier gleich und nicht nach der jeweiligen Marktkapitalisierung. Andere verfolgen einen quantitativen Ansatz, der die Positionen im Index systematisch auf der Basis bestimmter, als „Faktoren“ bezeichneter Merkmale analysiert, auswählt, gewichtet und neu strukturiert. Einige konzentrieren sich auf einen einzigen Faktor, andere kombinieren mehrere Faktoren in einem einzigen Index.

Analysen zeigen, dass insbesondere vier Faktoren – Qualität, Wert, niedrige Volatilität und Momentum – in der Lage sind, das Marktportfolio auf risikobereinigter Basis zu übertreffen. Das Timing für die einzelnen Faktoren richtig zu erwischen, ist schwierig. Daher konzentrieren wir uns darauf, sie in einer integrierten Strategie zusammenzuführen.

Ein fundamental ausgerichteter Ansatz mit defensivem Schwerpunkt

Qualität ist im Hinblick auf die langfristige risikobereinigte Performance der mit Abstand beste Faktor und wird dementsprechend mit 50 % gewichtet. In unserer Interpretation wird er dergestalt ausgelegt, dass er eine umfassende Analyse von drei Finanzaufstellungen eines Unternehmens abbildet: Die Bilanz (BL), die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und die Kapitalflussrechnung (CF). Die folgenden Kriterien werden berücksichtigt: 

  • Eigenkapitalrendite (GuV, BL)
  • Ertragsvariabilität (GuV)
  • Barrendite auf das Vermögen (CF, BL)
  • Verschuldung (BL)

Auf diese Weise liefert der Faktor eine Benchmark für die Ertragsqualität sowie die Fähigkeit eines Unternehmens, liquide Mittel zu erwirtschaften und seine Schulden zu bedienen. Qualitativ hochwertige Unternehmen sind auf lange Sicht tendenziell weniger starken Schwankungen ausgesetzt.

Der Faktor Wert, der mit 30 % gewichtet wird, wendet eine Mischung aus historischen und zukunftsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnissen an, da wir davon überzeugt sind, dass diese eine differenziertere Kalibrierung des Ausblicks für ein Unternehmen aus Bewertungssicht ermöglicht. Darüber hinaus verwenden wir eine weitere Kennzahl – die Dividendenrendite –, die manchmal als eigenständiger Faktor angesehen wird.

Die Faktoren Momentum und niedrige Volatilität spielen bei unserem Ansatz ebenfalls eine wichtige, wenngleich weniger stark ausgeprägte Rolle. Mit einer Gewichtung von jeweils 10 % könnte Momentum helfen, Anlagetrends aufzudecken und Wertfallen zu vermeiden, während niedrige Volatilität zum Schutz gegen Marktflauten beitragen könnte.

Warum ist das im aktuellen makroökonomischen Umfeld relevant?

Die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Schulden weiter zu bedienen, wird umso wichtiger, je höher die Zinsen steigen und je länger sie auf einem hohen Niveau verharren. Ein geringer oder moderater Verschuldungsgrad kann nicht nur vor einem Worst-Case-Szenario (Zahlungsausfall) schützen, sondern das Unternehmen auch vor übermäßig hohen Zinszahlungen bewahren, die die Rentabilität belasten würden. Zudem ließe sich argumentieren, dass rentablere Qualitätsunternehmen eher in der Lage sind, Preiserhöhungen weiterzureichen und somit eine Inflationsabsicherung bieten.

Mit zunehmender Angst vor einer Rezession wird die Bilanzstärke eines Unternehmens in Zukunft viel wichtiger sein, als dies während der liquiditätsgetriebenen Rally, die allen Titeln gleichermaßen Auftrieb gegeben hatte, der Fall war. Angemessen bewertete Qualitätsunternehmen mit attraktiver Dividendenrendite könnten eine objektivere Preisuntergrenze bieten als Wachstumsunternehmen.

Es ist durchaus möglich, dass die Volatilität höher und die vertretbaren Bewertungen niedriger bleiben als in den letzten zehn Jahren – nicht nur während einer Rezession, sondern auch während eines Wirtschaftsaufschwungs oder einer Konjunkturerholung. Insgesamt erscheinen die globalen Märkte noch nicht besonders „günstig“. Indem wir die Volatilität im Auge behalten und in Unternehmen mit weniger stark ausgeprägten Volatilitätsmerkmalen investieren, können wir ein Portfolio mit defensivem Schwerpunkt zusammenstellen.

Die Diversifizierung darf nicht in Vergessenheit geraten.

Viele nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes sind nur optisch gut diversifiziert, weisen aber aufgrund der hohen Gewichtung einer Handvoll von Mega- oder Large-Cap-Titeln hohe Konzentrationsrisiken auf. Auch wenn ein Multifaktor-Ansatz die Anzahl der gehaltenen Titel zwangsläufig reduziert (in unserem Fall auf 25 % des Universums), kann die tatsächliche Diversifizierung in der Tat höher sein. Dies lässt sich an der effektiven Anzahl der Aktien in einem Index ablesen (bei der die Indexgewichte bereinigt werden, um einen hypothetischen gleichgewichtigen Index zu schaffen).

Tatsächliche vs. effektive Anzahl von Titeln

Tatsächliche vs. effektive Anzahl von Titeln

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