Trotz der anhaltenden Ukraine-Russland-Krise schlossen die Aktien an der Wall Street am Freitag leicht im Plus. Solide US-Arbeitsmarktdaten untermauerten derweil die Erwartungen einer strafferen Geldpolitik der Fed in den kommenden Monaten.
Der positive Bericht löste einen Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen aus , so dass ein vielbeachteter Teil der Renditekurve zum ersten Mal seit 2019 invertierte . Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen stiegen am Freitag sprunghaft auf 2,46 % und waren damit höher als die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die auf rund 2,39 % stiegen. Die invertierte Renditekurve beschwört nun das Gespenst einer möglichen Rezession herauf, da solche Umkehrungen in der Vergangenheit häufig Vorboten einer Rezession waren - allerdings ist diese Logik nicht unbedingt in Stein gemeißelt.
Die kommende Woche könnte recht interessant werden. Alle Augen richten sich auf das Protokoll der letzten Sitzung der Federal Reserve, das am Mittwoch auf der Tagesordnung steht. Ebenfalls auf der Agenda finden sich Geschäftszahlen von namhaften Unternehmen wie Constellation Brands (NYSE:STZ), Tilray (NASDAQ:TLRY) und Levi Strauss & Co (NYSE:LEVI).
Wir stellen im Folgenden eine Aktie unabhängig davon vor, in welche Richtung sich der Markt entwickelt, die wahrscheinlich gefragt sein wird, und eine andere, bei der weitere Kursverluste möglich sind.
Dabei aber unbedingt beachten, dass unser Zeitrahmen für diese Betrachtungen nur die kommende Woche ist.
Kaufempfehlung: Alibaba
Die Aktie der Alibaba Group Holdings (NYSE:BABA), die sich seit ihrem Absturz auf den niedrigsten Stand seit 2016 im vergangenen Monat leicht erholt hat, könnte in den kommenden Tagen eine verstärkte Kaufaktivität erfahren, da sich Befürchtungen beruhigen, dass sich das wertvollste Technologieunternehmen Chinas von der US-Börse zurückziehen könnte.
Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde schlug am Samstag vor, eine wichtige Vertraulichkeitsregel für Offshore-Börsengänge zu überarbeiten, um den Forderungen der US-Regulierungsbehörden nachzukommen. Dies ist der jüngste Versuch Pekings, einen langjährigen Streit über Unternehmensprüfungen mit Washington beizulegen.
Der neue Vorschlag könnte die Tür für Kontrollen durch US-Aufsichtsbehörden öffnen, die vollständigen Zugang zu den in China verwalteten Arbeitspapieren dieser Unternehmen verlangen. Der vorherige Entwurf sah vor, dass die Prüfung von in Übersee börsennotierten chinesischen Unternehmen hauptsächlich durch chinesische Aufsichtsbehörden durchgeführt werden sollte.
Die Änderungen werden die „grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Regulierung, einschließlich gemeinsamer Überprüfungen, erleichtern, was zum Schutz der Interessen globaler Investoren beitragen soll“, so die Wertpapieraufsichtsbehörde Securities Regulatory Commission (CSRC) in einer Erklärung auf ihrer Website.
Die CSRC teilte mit, dass die chinesischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden in letzter Zeit mehrere Gesprächsrunden abgehalten haben und beide Seiten bereit sind, ihren Prüfungsstreit zu lösen, um die Notierung chinesischer Unternehmen in New York auch weiterhin zu sichern.
BABA, das seit dem Sechsjahrestief der Aktie von 73,28 USD am 15. März um rund 50 % gestiegen ist, schloss am Freitag bei 110,20 USD. Die Marktkapitalisierung des in Hangzhou ansässigen Tech-Giganten liegt derzeit bei 313,3 Mrd. USD.
Trotz des jüngsten Aufschwungs liegen die Alibaba-Aktien seit Jahresbeginn immer noch rund 7 % im Minus und etwa 65 % unter ihrem im Oktober 2020 erreichten Rekordhoch von 319,32 USD.
Die Aktie brach während des größten Teils des Jahres 2021 ein und verlor mehr als die Hälfte ihres Wertes inmitten der kartellrechtlichen Maßnahmen Pekings, die darauf abzielen, die Vorschriften für Betreiber verbrauchernaher Plattformen zu verschärfen und den Datenschutz zu verbessern.
Verkaufsempfehlung: Citigroup
Die Aktie der Citigroup (NYSE:C) schloss am Freitag auf dem schwächsten Niveau seit November 2020. C könnte in der kommenden Woche auf neue Tiefststände fallen, da die Anleger die beunruhigenden Entwicklungen am US-Treasury-Markt beobachten, nachdem sich ein wichtiger Teil der Renditekurve invertiert hat.
Bankaktien (NASDAQ:KBWB) haben sich in Zeiten inverser Zinskurven in der Vergangenheit schlecht entwickelt, da sie in der Regel davon profitieren, dass sie kurzfristig Geld aufnehmen und es langfristig verleihen. Eine inverse Zinsstrukturkurve, die, wie bereits erwähnt, in der Regel als verlässlicher Indikator einer kommenden Rezession gilt, dürfte daher die Margen und die Rentabilität des Bankensektors unter Druck setzen.
Die Anleger rechnen außerdem mit einem enttäuschenden Geschäftsbericht der viertgrößten US-Bank, der am Donnerstag, den 14. April vor US-Börseneröffnung veröffentlicht wird. Der Konsens erwartet für das erste Quartal einen Gewinn von 1,66 US-Dollar pro Aktie, was einem Rückgang von 54 % gegenüber dem Gewinn pro Aktie von 3,62 US-Dollar im Vorjahreszeitraum entspricht. Dieser Gewinneinbruch ist auf einen Anstieg der Betriebskosten zurückzuführen. Die Umsatzerwartungen sind ebenso besorgniserregend: Das Umsatzwachstum soll im Jahresvergleich um etwa 5 % auf 18,4 Mrd. USD sinken, die Folge einer starken Verlangsamung im Privatkundengeschäft.
C fiel am Freitag auf ein neues 17-Monats-Tief von 51,76 USD und schloss bei 52,33 USD, womit die Megabank mit Sitz in New York City eine Marktkapitalisierung von 103,2 Mrd. USD erreichte.
Die Aktie der Citigroup hat sich in diesem Jahr schlechter entwickelt als die der anderen großen Banken und verlor im Jahr 2022 13,3%. Im Vergleich dazu ist der wichtigste börsengehandelte Fonds des Finanzsektors, der Financial Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLF), seit Jahresbeginn nur um 2,1 % gefallen, der S&P 500 ging im gleichen Zeitraum um 4,6 % zurück.
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