Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren ersten Schritt aus der ultra-laxen Geldpolitik getan. Am Mittwochabend um 19.00 Uhr war es endlich so weit. Mit der Vorlage des geldpolitischen Begleittextes erhöhte die wichtigste Zentralbank der Welt zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren ihren Leitzins. Das Zielband der Fed Funds wurde um 25 Basispunkte auf 0,25% und 0,50% angehoben.
Den Zinsprojektionen der US-amerikanischen Notenbank zufolge sind in diesem Jahr sechs weitere Zinserhöhungen um jeweils einen Viertelpunkt zu erwarten, wodurch der Leitzins auf zwei Prozent ansteigen würde. Fed-Chef Powell bestätigte die hawkishe Stoßrichtung des Dot Plots in seiner Pressekonferenz nach der Entscheidung, in der er sagte, dass jede Sitzung in diesem Jahr ein Live-Event sein würde. Mit anderen Worten: Bei jeder der sechs verbleibenden Fed-Sitzungen in diesem Jahr könnten die weiter Zinssätze erhöht werden.
Alle Fed-Mitglieder stimmten für eine Zinserhöhung. James Bullard, Präsident der Fed-Filiale in St. Louis, sprach sich gar für eine große Anhebung um 0,50 Prozentpunkte aus.
Grund für den aggressiven Zinspfad ist die immer weiter ansteigende Inflation, die kürzlich mit knapp acht Prozent den höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten erreicht hat.
Im Folgenden schauen wir uns daher einmal an, welche Aktien sich in einem Umfeld höherer Zinsen besonders gut entwickeln könnten. Dabei stützen wir uns unter anderem auf unsere InvestingPro-Modelle, die mit Hilfe quantitativer Modelle einen Fair Value für die jeweils zugrunde liegende Aktie ermitteln.
1. Bank of America
- KGV: 11,5
- Marktkapitalisierung: 334,7 Mrd. USD
- Performance seit Jahresbeginn: -6,7 %
Die Bank of America (NYSE:BAC) ist neben JPMorgan Chase (NYSE:JPM), der Citigroup (NYSE: C) und Wells Fargo (NYSE:WFC) eine der vier wichtigsten Banken der USA.
Das in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ansässige Bankhaus, dessen primäre Finanzdienstleistungen Geschäftsbanken, Vermögensverwaltung und Investmentbanking umfassen, verwaltet rund 11 % aller US-amerikanischen Bankeinlagen.
Die BAC verlor seit Jahresbeginn etwa 7 % an Wert und schloss am Dienstag bei 41,50 USD. Auf dem derzeitigen Niveau hat die Bank eine Marktkapitalisierung von rund 335 Mrd. USD und ist damit nach JPM das zweitgrößte US-Bankinstitut.
Die Bank of America wird von dem anhaltenden Zinsanstieg auf dem Markt für Staatsanleihen profitieren, der sich aus der restriktiven Geldpolitik der Fed ergibt. Am Mittwoch erreichte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen 2,24 %, was den höchsten Stand seit Mai 2019 darstellte.
Höhere Zinsen und Renditen erhöhen tendenziell die Zinsrendite, die Banken aus ihren Kreditprodukten erzielen, oder die Nettozinsmarge – die Differenz zwischen den von den Banken erzielten Zinserträgen und den an ihre Einleger ausgezahlten Zinsen.
Darüber hinaus bietet der Bankengigant – dessen Aktie ein relativ niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,5 aufweist – eine jährliche Dividende von 0,84 USD pro Aktie bei einer Rendite von 2,04 %, was über der impliziten Dividendenrendite des S&P 500 von derzeit 1,45 % liegt.
Unter Berücksichtigung dessen deuten die quantitativen Modelle in InvestingPro auf einen Anstieg der BAC-Aktie in den nächsten 12 Monaten um 42,9 % gegenüber dem aktuellen Niveau hin, wodurch sich die Aktien ihrem Fair Value von 59,32 USD annähern.
Würdige Alternativen: Wells Fargo, U.S. Bancorp (NYSE:USB), PNC Financial Services (NYSE:PNC)
2. Charles Schwab
- KGV: 29,4
- Marktkapitalisierung: 157,4 Mrd. USD
- Performance seit Jahresbeginn: -1,1 %
Als eines der größten Finanzinstitute des Landes ist Charles Schwab (NYSE:SCHW) derzeit gut aufgestellt, im aktuellen Marktumfeld eine Outperformance zu erzielen, da die Anleger in den kommenden Monaten auf höhere Fed-Leitzinsen setzen.
Der Aktienkurs von SCHW, der seit Jahresbeginn um etwa 1 % gefallen ist, schloss am Dienstag bei 83,17 USD. Bei den aktuellen Bewertungen hat das in Westlake im US-Bundesstaat Texas ansässige Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 157,4 Mrd. USD und ist damit das siebtgrößte US-Bankinstitut.
Das Finanzdienstleistungsunternehmen, das 2020 den Konkurrenten TD Ameritrade für 26 Mrd. USD übernahm, bietet sowohl Privatkunden als auch institutionellen Kunden Bankdienstleistungen, eine elektronische Handelsplattform und Vermögensverwaltungsberatungsdienste an. Ende Februar verfügte das Unternehmen über 33,4 Millionen aktive Brokerkonten, 2,2 Millionen Teilnehmer an betrieblichen Altersvorsorgeplänen, 1,6 Millionen Bankkonten und ein Gesamtkundenvermögen von 7,69 Billionen USD.
Schwab wird voraussichtlich höhere Nettoeinnahmen erzielen, wenn die Zinsen weiter steigen. Darüber hinaus profitieren Broker tendenziell von höheren Gebühren angesichts der Zunahme der Investitionstätigkeit, die sich aus der von der Fed verursachten Volatilität ergibt. Tatsächlich sind 10 der 16 von Investing.com befragten Analysten optimistisch in Bezug auf SCHW und prognostizieren einen Gewinn von rund 25 % in den nächsten 12 Monaten auf 104,07 USD je Aktie.
Würdige Alternativen: Morgan Stanley (NYSE:MS), Goldman Sachs (NYSE:GS), Interactive Brokers (NASDAQ:IBKR)
3. Prudential Financial (LON:PRU)
- KGV: 5,6
- Marktkapitalisierung: 41,3 Mrd. USD
- Performance seit Jahresbeginn: +1,4 %
Prudential Financial (NYSE:PRU) bietet Versicherungs-, Anlageverwaltungs- und andere Finanzprodukte und -dienstleistungen für private und institutionelle Kunden in den USA und in über 40 anderen Ländern an. Es ist das größte US-Versicherungsunternehmen mit einer Bilanzsumme von mehr als 1,7 Billionen USD.
Prudential-Aktien haben in diesem Jahr bisher den breiteren Markt übertroffen, da sich die Anleger inmitten des aktuellen inflationären Umfelds auf zyklische Namen mit günstigen Bewertungen stürzen. So hat die Aktie seit Jahresbeginn 1,4 % zugelegt und schloss am Dienstag bei 109,79 USD. Damit erreichte das in Newark im US-Bundesstaat New Jersey ansässige Unternehmen eine Bewertung von 41,3 Mrd. USD.
Mit einem KGV von nur 5,6 scheint PRU eine solide Wahl für Anleger zu sein, die sich in den kommenden Monaten gegen steigende Zinsen absichern möchten. Auch hier wird Prudential in den kommenden Monaten höhere Nettogewinne aus seinen langfristigen Anleiheanlagen erzielen, während die Benchmark-Rendite von US-Staatsanleihen weiter steigt.
Darüber hinaus bleibt das Management von Prudential bestrebt, den Aktionären mehr Kapital in Form von höheren Dividenden und Aktienrückkäufen zurückzugeben. Die Versicherungsgesellschaft genehmigte im November 2021 eine Erhöhung ihrer vierteljährlichen Dividende um 4 % auf 1,20 USD pro Aktie. Dies entspricht einer jährlichen Dividende von 4,80 USD und einer Rendite von 4,37 %, mehr als dem Dreifachen der impliziten Rendite des S&P 500.
Es überrascht daher nicht, dass die quantitativen Modelle in InvestingPro auf einen Anstieg von 19,2 % der PRU-Aktie gegenüber dem aktuellen Niveau in den nächsten 12 Monaten hindeuten, wodurch die Aktien ihrem Fair Value von 130,88 USD näher kommen.