Ob es in der Herstellung von Alufolie oder Flugzeugen genutzt wird, es ist das eine Metall ohne das die Geschäftswelt nicht auskommt. In der Tat ist Aluminium ein derart allgegenwärtiges Rohmaterial—das auch von Tieren und Pflanzen gut vertragen wird—dass es schwer fällt, sich ein Leben ohne es vorzustellen.
Und dennoch zählt es zu den am schlechtesten Wetten, die man in diesem Jahr an der Londoner Metallbörse (London Metal Exchange, LME) hätte eingehen können, als es sieben der letzten zehn Monate in den roten Zahlen verbracht hat. Und jetzt bewegt es sich auf seinen ersten Jahresverlust in drei Jahren zu.
Der schwache Aluminiumpreis hat eine einzige Ursache: US-Sanktionen gegen den russischen Aluminiumgiganten Rusal (MCX:RUAL) und dessen CEO Oleg Deripaska. Das Unternehmen ist Teil einer breiteren Gruppe aus russischen Firmen, Geschäftsleuten und Staatsvertretern, gegen die das US-Finanzministerium im April Sanktionen verfügt hatte, wegen ihrer angeblichen Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen von 2016.
Sanktionsstreit verlängert derzeitiges Marktumfeld
Die festgefahrene Situation rund um die Sanktionen—als Washington die Verwicklung Rusals und Deripaskas beteuert, während die beiden alles abstreiten—wird wahrscheinlich anhalten. Und tatsächlich verschob das US-Finanzministerium letzte Woche das Verfallsdatum für Rusals Betriebslizenzen in den USA auf den 12. November, was als Gnadenfrist angesehen wurde.
Das Ablaufdatum würde zudem auf die Zeit nach den US-Zwischenwahlen am 6. November fallen, was es der Trump-Administration ersparen würde, die heiße Kartoffel vor den Wahlen anpacken zu müssen.
Zu Handelsende am Dienstag, wurde für die Dreimonatsfutures an der LME ein leicht tieferer Referenzkurs von 2.032,75 USD die Tonne ermittelt, nachdem es in den drei vorangegangenen Sitzungen im Gefolge des Bekanntwerdens der Verlängerung von Rusals US-Lizenzen ein kurzes Aufbäumen gegeben hatte.
United Co. Rusal befriedigt etwa 12% des primären Aluverbrauchs in den USA, so der Branchenverband Aluminum Association, und ist nach Primärproduktion der zweitgrößte Aluminiumerzeuger. Als das US-Finanzministerium im April zum ersten Mal die Sanktionen gegen Deripaska ankündigte, beeilten sich Aluminiumkäufer in den USA zunächst Ersatz zu finden.
Solide Fundamentaldaten
Die plötzliche Knappheit am Weltmarkt führte im April zu einer 12 prozentigen Rallye an der LME—die größte bei Aluminium in acht Jahren. “Die Fundamentaldaten sind weiterhin solide,” sagte Bank of America-Merrill Lynch in einer Mitteilung von dieser Woche über den Ausblick für das Metall und stellte fest, dass Rusal für 6% der Weltproduktion aufkommt, trotz seiner starken Präsenz auf dem US-Markt.
Und dennoch musste die Wall Street Bank feststellen, dass der Aluminiumpreis weiter “stark von der Zurückhaltung der Marktteilnehmer beeinflusst wird, Positionen einzugehen, solange die Unsicherheit über das Schicksal des Unternehmens anhält.”
“In der Tat, jegliche Entscheidung zu Handelsbeschränkungen könnte zweischneidig sein,” sagte Bofa-ML unter Bezug auf einen Ausgang, der wahrscheinlich sowohl das Unternehmen als auch den Aluminiummarkt treffen würde.
'Stark Verkaufen' fürs Erste; Erholung zum Jahresende möglich
Über das Jahr liegt Aluminium 10% tiefer. In 2017 legte es eine eindrucksvolle Rallye um 34% hin und im Vorjahr um 11%.
Investing.com hat eine “Stark Verkaufen” Empfehlung im technischen Tagesausblick für das Metall und gibt eine Verkaufsempfehlung für nahezu alle gleitenden Durchschnittswerte ab, vom 10-Tagesdurchschnitt von derzeit 2.060,47 USD zum 200-Tagesschnitt von 2.155,12 USD.
Die globale Metallberatung CRU International allerdings, hat ein Basisszenario für das vierte Quartal aufgestellt, dem nach sich Aluminium im letzten Vierteljahr um 2.235 USD die Tonne stabilisieren könnte.