Die Zinskurve für US-Staatsanleihen flacht immer mehr ab. Am Montag lag die Rendite für 5-jährige Staatsanleihen an einem Punkt bei 2,64 % und die der 30-jährigen Anleihen bei 2,57 %.
Dieser Teil der Zinskurve gilt zwar nicht als eines der aussagekräftigsten Signale für eine sich abzeichnende Rezession, fand aber dennoch Beachtung. Gleichzeitig verringerte sich der genauer beobachtete Spread zwischen 2-jährigen und 10-jährigen Treasury-Renditen auf nur noch 12 Basispunkte. Hier besteht also die Gefahr einer handfesten Inversion.
Nach der Verkaufswelle bei Treasuries am Freitag als Reaktion auf Anzeichen einer eventuell aggressiveren geldpolitischen Straffung durch die Fed, gaben die Renditen am Montag leicht nach. Gleich mehrere Fed-Vertreter äußerten sich in der vergangenen Woche dahingehend, dass es notwendig sein könnte, den Schlüsselsatz in Schritten von jeweils einem halben Prozentpunkt zu erhöhen, anstatt wie von den Anlegern erwartet schrittweise um einen Viertelpunkt.
Die Inversion der Zinskurve erweist sich nicht gerade als zuverlässiger Indikator, vor allem dann nicht, wenn die Fed Anleihen in großem Umfang aufkauft und andere Fehlentwicklungen die Preissignale beeinflussen können. So verweisen einige Analysten auf die Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen 3-monatigen Schatzwechseln und zehnjährigen Anleihen, was eher auf Wirtschaftswachstum als auf einen Abschwung hindeutet.
Doch Prognostiker erwarten bereits in diesem Jahr - vielleicht sogar schon in drei Monaten - eine Inversion der maßgeblichen zwei- und zehnjährigen Renditen. Manch einer argumentiert, dass die Inversion dieses Mal anders zu deuten sein könnte, da die Fed während der Pandemie so viele Schuldtitel gekauft hat, oder schlicht und einfach, weil die Geschichte nicht immer ein guter Ratgeber ist.
Andererseits konnte die Fed in letzter Zeit nicht gerade mit ihrer Prognosefähigkeit glänzen, als sie die Auswirkungen der Inflation völlig falsch einschätzte. Dass Russland in die Ukraine einmarschiert, hatten die Geldpolitiker nicht antizipiert, aber genau aus diesem Grund greifen die Zentralbanken in der Regel präventiv ein, solange sie noch Zeit haben, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken.
Ausverkauf von Staatsanleihen nimmt Fahrt auf
Was wir aus der Geschichte nicht so gut ableiten können, ist der Effekt einer Reduzierung des Fed-Anleiheportfolios - der so genannten quantitativen Straffung, bei der die Fed die Reinvestitionen der Erlöse aus fällig werdenden Anleihen einstellt. Fed-Chef Jerome Powell zufolge enthält das Protokoll der Sitzung vom 15. und 16. März, das am 6. April veröffentlicht werden soll, eine Diskussion über den Zeitplan für diesen Prozess.
Dass die Fed immer weniger Staatsanleihen kauft, könnte die Renditen unter Aufwärtsdruck setzen, zumal die Investoren nach einer höheren Verzinsung dürsten. Angesichts der derzeit extrem hohen Inflation bewegen sich die Realzinsen eindeutig im negativen Bereich, was nach Ansicht der meisten Analysten über einen längeren Zeitraum nicht tragbar ist.
Auch in Europa erleben wir einen Ausverkauf bei Staatsanleihen. Hier rechnen die Anleger mit einer rascheren Straffung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank. Die Renditen für Anleihen mit kürzerer Laufzeit steigen rapide an und erreichen zum ersten Mal seit Jahren wieder den positiven Bereich.
Die zweijährigen Schuldverschreibungen der Niederlande und Belgien überquerten am Montag die Nulllinie, und auch die zweijährigen Bundesanleihen bahnen sich ihren Weg aus dem negativen Bereich, nach einem Zinsanstieg um 40 Basispunkte im März. Da die EZB nur langsam auf die Inflation reagiert, setzen die Investoren die Zentralbank zunehmend unter Druck, die Leitzinsen bald anzuheben.
Angesichts der fortgesetzten Bombenangriffe in der Ukraine geben hoffnungsvolle Nachrichten über Friedensgespräche und weitere Zugeständnisse Kiews den europäischen Anlegern etwas Spielraum, um sich über Inflation und Zinssätze Gedanken zu machen.
Die Rendite der deutschen Benchmark-Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren bewegt sich inzwischen fest im positiven Bereich, nachdem sie zu Monatsbeginn noch kurz in den negativen Bereich gerutscht war. Am Montag rentierte sie bei 0,58 %, was nach einem starken Renditeanstieg am Freitag einem Plus von etwa 1 Basispunkt entspricht.
Die Rendite für 10-jährige italienische Staatspapiere pendelte sich am Montag wenig verändert bei knapp über 2,1 % ein. Im Frühhandel lag die Verzinsung des Papieres in der Spitze noch um fünf Basispunkte höher.