Die sich verschärfende Rivalität zwischen China und den USA hat weitreichende Auswirkungen auf internationale Handelsbeziehungen, insbesondere für Technologieunternehmen wie ASML. Bereits Wochen vor der Ausweitung von Exportbeschränkungen musste der niederländische Chipindustrieausrüster ASML Maßnahmen ergreifen und die Lieferungen von Maschinen zur Chipherstellung an einige chinesische Kunden vorzeitig aussetzen. Die niederländische Regierung hatte teilweise die Lizenz für die Auslieferung bestimmter Lithografiesysteme zurückgezogen, was zu dieser vorzeitigen Unterbrechung führte.
Zusätzlich zu den bereits bestehenden Exportbeschränkungen treten ab dem 1. Januar spezifische Verbote für die Ausfuhr von sogenannten Deep-Ultraviolet-Lithografiemaschinen (DUV) nach China in Kraft. Diese Maßnahme zielt darauf ab, das Land von der Versorgung mit hochmoderner Chip-Technologie abzuschneiden, und wurde von den USA unterstützt. Bereits zuvor hatten die USA darauf gedrängt, die Lieferung von moderneren Belichtungsanlagen der sogenannten Extreme-Ultraviolet-Technologie (EUV) nach China zu verbieten.
Die ASML Holding (AS:ASML) N.V., als weltweit größter Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie (ETR:SEC0), verfügt über ein beinahe monopolartiges Quasi-Monopol im Bereich fortschrittlicher Belichtungssysteme für die Chipproduktion. Zu den Kunden von ASML gehören bedeutende Chiphersteller wie TSMC (NYSE:TSM), Samsung (F:SAMEq) und Intel (NASDAQ:INTC). Der vorzeitige Lieferstopp aufgrund des Lizenzentzugs hat laut ASML keine wesentlichen Auswirkungen auf den Finanzausblick für das Jahr 2023.
Es ist von großer Bedeutung zu betonen, dass ASML, mit seinem Hauptsitz in Veldhoven, Niederlande, eine Schlüsselrolle im globalen Markt für Lithographie-Ausrüstung spielt. ASML hält einen Marktanteil von 80-90%, und die geopolitische Spannung zwischen den USA und China belastet das Unternehmen sowohl kurz- als auch langfristig erheblich.
In einem vergleichbaren Zusammenhang hatte auch Aixtron ab Ende 2022 mit Unsicherheiten aufgrund des China-Geschäfts zu kämpfen, da sich Exporte aufgrund zeitweise fehlender Ausfuhrgenehmigungen der Bundesregierung verzögerten. Die Aixtron SE (ETR:AIXGn), mit Sitz in Herzogenrath, Deutschland, ist ein bedeutender Hersteller von CVD-Anlagen, die für die Produktion von Halbleiterelementen in der Elektronik und Optoelektronik eingesetzt werden.
Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse auf die beiden Aktien?
Beide Aktien kannten im Jahr 2023 fast nur eine Richtung: Nach oben. Beide Unternehmen spielen gerade jetzt, seit die Nachfrage nach Chips enorm gestiegen ist, eine entscheidende Rolle am Weltmarkt. ASML besitzt sogar ein Quasi-Monopol. Da dürfte es doch für die Aktien kinderleicht sein, den Weg weiter nach oben zu beschreiten. Oder doch nicht? Werfen wir einen Blick in die Charts:
Aixtron
Zunächst einmal können wir festhalten, dass es kaum Aktien gibt, die nach Börsengang so steil nach oben geschnellt sind, wie das bei Aixtron der Fall gewesen ist. Die Aktie hat nach Börsengang nur minimal korrigiert und ist dann vom Tief bei 2,76€ im Jahr 2008 innerhalb von nur etwas mehr als zwei Jahren um über 1134 % auf 34,08€ angestiegen und hat dabei die Finanzkrise vollkommen ignoriert.
Danach jedoch kam das böse Erwachen. Die Aktie ist dann wieder zurückgefallen auf 2,90€ und hat damit den gesamten Kursanstieg nahezu vernichtet. Das Tief hat die Aktie im Jahr 2016 ausgebaut und seitdem befindet sie sich wieder auf dem Weg nach oben. Geht das jetzt so weiter?
Das oben genannte Thema in Bezug auf Ausfuhrbeschränkungen nach China wird die Aktie belasten. Auch charttechnisch hat die Aktie jetzt ein sehr markantes Hoch bei 39,89€ erreicht. Höchstwahrscheinlich bildet dieses Hoch das Allzeithoch für eine längere Zeit. Wir nehmen an, dass die Struktur, die die Aktie seit dem Tief aus dem Jahr 2016 nach oben ausgebaut hat, korrektiver Natur ist. Vor allem der letzte Anstieg vom 21. Februar 2022 bis zum 11. Dezember 2023 macht für uns alle Hoffnung zunichte, dass sich die Aktie in einem nachhaltigen Aufwärtstrend befindet (siehe bitte beige Pfeile im Chat unten).
Wir gehen davon aus, dass die Aixtron-Aktie jetzt eine starke Abwärtsbewegung in Gang gesetzt hat, die wir erst im Bereich unserer violetten Box (NYSE:BOX) zwischen 15,390€ und 8,718€ enden sehen. Schlimmstenfalls stehen Aixtron sogar noch weitaus tiefere Kurse, nämlich 1,3615€. Das mag auf den ersten Blick vollkommen wild klingen, aber wir können uns nicht vorstellen, wie sich die Aktie weiter nach oben befreien können soll. Die Struktur ist eindeutig korrektiv. Das Einzige, was noch möglich wäre, ist ein letztes Aufbäumen der Bullen bis maximal auf 46,99€. Spätestens dort rechnen wir mit einem sehr starken Preisverfall.
Sehen wir es Mal so: Glücklicherweise befindet sich der Abverkauf gerade erst am Anfang. Insofern kann jeder für sich selbst entscheiden, die Aktie zu behalten oder zu verkaufen. Noch ist Zeit.
ASML
Der Börsengang von ASML erfolgte am 02. Januar 2002 zu einem Preis von 18,90€. Was danach folgte, ist eine beachtliche Kursexplosion bis zum 18. November 2021. Der Kurs hat an diesem Tag das bisherige Allzeithoch bei 777,50€ hinterlegt, was einem Anstieg um über 3800 % entspricht. Eine Erfolgsgeschichte, die fortgeschritten wird. Oder nicht?
Nun, das Problem ist, dass ASML mit Erreichen der 777,50€ das erste übergeordnete große Hoch ausgebaut hat. Es folgte folgerichtig auch danach eine sehr starke Korrektur bis auf 375,75€. Und seitdem geht es für die Aktie wieder steil bergauf. Aber ebenso wie bei Aixtron sehen wir die Struktur sehr kritisch. Sie ist höchstwahrscheinlich korrektiver Natur und damit noch Bestandteil der übergeordneten Korrektur.
Der Unterschied zu Aixtron besteht für uns darin, dass ASML nochmals deutlich nach oben ansteigen kann, bevor die Bullen den Geist aufgeben. Wir erwarten nach der kleinen aktuell laufenden Korrekturphase einen letzten Anstieg bis auf die Gegend unserer roten Box bei 777,50€ bis 872,30€. Dort oben erwarten wir das markante Hoch und dann einen starken wie schmerzhaften finalen Abverkauf bis auf die Gegend unserer violetten Box bei 297,00€ bis 166,38€. Sollte der Kurs jedoch die 534,40€ nach unten reißen, fällt der finale Anstieg. Dann wird die Aktie den Ausverkauf nach unten schneller vollziehen.
Für beide Aktien sehen wir dieses Jahr schwarz. Aber auch hier sind wir rechtzeitig in dieser Kenntnis, sodass jeder für sich selbst die Konsequenzen ziehen kann, oder eben auch nicht. Wir behalten beide Aktien im Auge. Positiv ist indes eines: Nach Abschluss der Korrekturen, sehen wir beide Aktien sehr stark nach oben laufen. Das wird aber frühestens im Jahr 2025 der Fall sein. Auch wenn beide Unternehmen beteuern, dass der Wegfall des China-Geschäfts keine sonderlichen Auswirkungen auf die Bilanz haben werden, müssen wir sagen, das glauben wir keinesfalls. China wäre ohne die Ausfuhrbeschränkungen einer der Hauptabnehmer geworden und damit der Wachstumstreiber beider Unternehmen. Dieser fällt jetzt weg.