Der Kupferpreis kann die schwache Nachfrage aus dem chinesischen Immobiliensektor verschmerzen, weil aktuell Dekarbonisierung und künftig auch KI die Nachfrage treiben. Anders sieht es bei Eisenerz aus: Hier senken Analysten reihenweise den Daumen.
Analysten der Bank of America (NYSE:BAC) sehen Potenzial für den Kupferpreis – und Ungemach für den Eisenerzpreis. Kupfer soll bis zum kommenden Jahr demnach auf mehr als 10.000 USD pro Tonne steigen. Aktuell kostet eine Tonne 9.265 USD.
Der Kupferpreis hatte im Mai bei 10.857 USD sein bisheriges Allzeithoch erreicht. Danach aber kam es zu einer deutlichen Korrektur bis in den Bereich von ca. 8600 USD. Seit diesem letzten Tief Anfang August hat sich der Kupferpreis jedoch stabilisiert.
Kupfernachfrage profitiert von Dekarbonisierung – und KI
Die Argumente für den höheren Kupferpreis sind nicht neu. Die hohe Nachfrage, das begrenzte Angebot und hohe Investitionen in Energiewendeprojekte sprechen den BofA Analysten zufolge für höhere Notierungen. Zudem dürfte eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve die Produktion in vielen Bereichen stabilisieren – und dadurch die Nachfrage nach Kupfer ebenfalls.
Investitionen in die Energieinfrastruktur – etwa in den Netzausbau – konnten die schwächere Nachfrage aus China zu weiten Teilen kompensieren. Die chinesische Nachfrage entwickelt sich aufgrund des kriselnden Immobilienmarktes schwach.
KI-Boom: BHP (ASX:BHP) warnt vor stärkerer Knappheit bei Kupfer
Der Rohstoffriese BHP sieht aufgrund der verstärkten Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Bereichen einen deutlichen Impuls für die Kupfernachfrage.
Das Wachstum von Rechenzentren und KI-Lösungen könnte die weltweite Nachfrage bis 2050 um 3,4 Millionen Tonnen pro Jahr steigern, hatte BHP-Finanzvorstand Vandita Pant diese Woche geschätzt. "Heute machen Rechenzentren weniger als 1 % des Kupferbedarfs aus, aber bis 2050 werden es voraussichtlich 6 % bis 7 % sein". In Rechenzentren stecke viel Kupfer.
BMO Capital Markets Rohstoffanalyst Colin Hamilton sieht Rechenzentren selbst immer weniger Kupfer verbrauchen. Die Versorgung mit Strom sei jedoch kupferintensiv.
Auch, weil diese Dekarbonisierungs- und KI-komponente bei Eisenerz fehlt, sind die Analysten der BofA für diesen Markt deutlich pessimistischer. Hier schlage die sinkende Nachfrage im chinesischen Immobiliensektor besonders durch.
Eisenerzpreis kommt wegen China nicht in Schwung
Auch Chinas Stahlwerke stehen aufgrund der mangelnden Nachfrage und hohen Kapazitäten unter Druck. Längst werden in vielen Werken negative Margen erwirtschaftet – Produktionskürzungen und eine verringerte Nachfrage nach Eisenerz sind die Folge.
Gleichzeitig steigern die wichtigsten Exporteure Australien und Brasilien die Eisenerzproduktion und verschärfen damit das Überangebot noch.
"Bei einem für nächstes Jahr erwarteten Überschuss von 7,5 % des Gesamtangebots deutet dies darauf hin, dass die Preise unter 80 USD/Tonne fallen könnten, um entweder die großen Bergbauunternehmen dazu zu bewegen, ihr Angebot nicht mehr zu erhöhen, oder einige der teureren Betriebe, insbesondere in China, vom Markt zu nehmen", lautet das Fazit der Analyse.
Eisenerz: Überschuss von 7,5 % erwartet
Aktuell wird Eisenerz mit knapp 92 USD pro Tonne gehandelt. Beim letzten Hoch im Januar waren noch fast 145 USD gezahlt worden. Derzeit nähert sich der traditionell schwankende Markt von oben den Tiefstwerten, die Anfang 2020 und Ende 2022 erreicht worden waren.
Neben der Bank of America ist auch Goldman Sachs (NYSE:GS) sehr pessimistisch im Hinblick auf den Eisenerzpreis. Die Preisprognose für das vierte Quartal des laufenden Jahres wurde um 15 USD auf nur noch 85 USD pro Tonne gesenkt.
Auch Goldman Sachs verweist auf Überangebot auf dem Markt. Zwar gebe es derzeit mögliche positive Preisimpulse durch die Auffüllung der Lagerbestände in China. Ein anhaltender Aufbau der Bestände bereite jedoch den Boden für einen weiteren Preisrückgang im Oktober.
Im derzeitigen Marktumfeld können auch Goldman Sachs zufolge lediglich Preisrückgänge den Markt wieder ins Gleichgewicht bringen.
Dazu müssten – und hier fällt die Schätzung etwas restriktiver aus als bei der BofA – auch Eisenerzproduzenten mit vergleichsweise geringen Produktionskosten ihre Produktion reduzieren. Dies aber sei nur bei weiter sinkenden Eisenerzpreisen realistisch.