Es handelt sich um eines der giftigsten Metalle überhaupt. Und die Investoren, die in diesem Jahr positive Wetten auf Blei eingegangen sind, fühlen nun dessen Toxizität in ihren Portfolios.
Mit einem Verlust von 26% in diesem Jahr wegen Nachfragesorgen durch China, seinem wichtigsten Markt, der derzeit von einem ebenfalls ungesunden Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten heimgesucht wird, befindet sich in Großbritannien gehandeltes Blei am Boden einer Liste von 34 Rohstoffwerten.
“Blei war in diesem Jahr unter den am schlechtesten gelaufenen Metallen, auch wenn die Lagerbestände fallen und die Förderung im Bergbau nur knapp ausreicht,” sagte Bank of America-Merrill Lynch in einer Mitteilung dieser Woche, die Blei an 18. Stelle unter 21 Industriemetallen verortete.
Schwacher Start in China
Die US-Investmentbank sagte, dass während die schwache chinesische Bleinachfrage zum Jahresanfang zu Gegenwind für den Metallpreis führte, ist die Versorgungslage weiter nicht überragend und die Produktionsmenge des raffinierten Metalls 4,0%, im Jahresvergleich als auch seit Jahresanfang. Die BofAML wörtlich:
“Chinas Vorräte an raffiniertem Metall sind gefallen, was die Importarbitrage für das Metall offen gelassen hat ...Zusammen genommen, sollten diese Entwicklungen nach der jüngsten Korrektur zusehends den Preis unterstützen.”
Der Referenzkurs der in drei Monaten fälligen Bleifutures lag am Mittwoch an der Londoner Metallbörse bei 1.911,50 USD die Tonne, nachdem er Ende 2017 noch 2.489 USD betragen hatte. Der technische Tagesausblick von Investing.com hat eine “Stark Verkaufen” Empfehlung, wobei die Unterstützung nach Fibonacci Niveau 3—die stärkste—erst bei 1.876,67 USD gesehen wird, was bedeutet, dass das Metall nochmals weitere 35 USD oder fast 2% verlieren könnte, bevor eine Erholung einsetzt.
Erstes Verlustjahr in drei
Es lief nicht immer so schlecht beim Blei. In der Tat, dieses ist das erste der letzten drei, in dem es derart ausgeprägte Verluste hagelte. Das Metall verbuchte in 2017 einen Gewinn von 24% und einen 13 prozentigen Anstieg im Jahr zuvor.
Trotz seiner Toxizität wird Blei bei der Herstellung vieler Produkte genutzt, wie Autobatterien, Farbpigmenten, Munition, Kabelhüllen, Gewichten, Gewichtsgürtel zum Tauchen, Bleiglas, Strahlenschutz und einige Schmelzen. Es wird oft auch bei der Lagerung korrosiver Flüssigkeiten verwendet.
China war lange eine der Haupttriebfedern hinter dem steigenden Bleiverbrauch, dank des großen Marktes für Elektrofahrräder, dem größten der Welt.
Elektrofahrräder auf der Bummelspur
Aber die Verkäufe von E-Fahrrädern liefen in diesem Jahr schlecht, was die Nachfrage nach Blei drückte. Als Waren im Wert von 260 Mrd USD zwischen den USA und China gehandelt werden, haben die steigenden Zölle zwischen beiden Ländern seit dem ersten Quartal zu weiterem Druck geführt.
Als Folge sagt die BofaML, dass der Bleimarkt in China ab nächstem Jahr Überschüsse aufweisen könnte, womit noch mehr Angebot auf den Preisen lasten würde.
Aber das ist nur eine Seite der Medaille sagt die Investmentbank. Die andere ist der starke Abbau der Bleilager an der Shanghai Futures Exchange (ShFE) in diesem Jahr—eine Entwicklung, die von dem Rückgang der Verkäufe von Elektrofahrrädern und dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg überschattet wurde.
Preistief trotz kritisch tiefer Lagervorräte
In einem Sonderbeitrag vom 13. September berichtete Reuters, dass die Bleivorräte in China auf ein “kritisches” Niveau gefallen sind, als Ergebnis von Umweltinspektionen, die Hüttenschließungen zur Folge hatten, auch wenn die Nachfrage nach dem Metall durch die Batteriehersteller robust geblieben ist.
Die von der ShFE veröffentlichten Bleibestände in China lagen dem Bericht nach, am 8. September auf 29.850 Tonnen und sind damit um mehr als 64% gegenüber ihrem Dreijahreshoch von 83.622 Tonnen vom 19. Mai eingebrochen.
Noch dramatischer sieht es dem Report nach bei dem Angebot von verfügbarem Metall oder Metall, dass nicht zur Auslieferung bestimmt und daher im Handel verfügbar ist. Davon waren am 12. September 9.735 Tonnen im Lager nach 80.089 am 17. Mai.