Die Aktie des Luftfahrtgiganten Boeing (NYSE:BA) kommt einfach nicht aus dem Quark und ist nach wie vor im charttechnischen Niemandsland. Das Unternehmen befindet sich seit vier Jahren in einer Sicherheitskrise. Eine Reihe von Managementfehlern führte zu dieser schwierigen Situation. Nun könnte der Wechsel an der Unternehmensspitze zu der langersehnten operativen Wende führen. Boeing-CEO Dave Calhoun hat zum Jahresende seinen Rücktritt angekündigt. Mit ihm soll eine Reihe weiterer Führungspersonen – wie der Vorsitzende des Verwaltungsrats Larry Kellner – das Unternehmen verlassen.
Vorgeschichte der Krise
Die heutigen Probleme von Boeing haben bereits 2019 ihren Ursprung, als es zu zwei tragischen Flugzeugabstürzen innerhalb kurzer Zeit kam. Die Folge davon waren das weltweite Grounding der 737 Max-Flotte und intensive Untersuchungen. Seitdem tauchen regelmäßig Berichte über neue Fertigungsmängel auf.
Anfang dieses Jahres verhängte die US-Luftfahrtbehörde FAA nach einem Zwischenfall bei der 737 Max 9 (Rumpfteilschaden) erneut ein Startverbot für Maschinen dieses Typs und ordnete Inspektionen an. Vorläufige Ergebnisse des National Transportation Safety Board (NTSB) deuten darauf hin, dass an der Rumpfverkleidung vier wichtige Bolzen fehlten. Die Behörde fand mehrere Compliance-Verstöße und kritisierte den US-Konzern für die fehlende Aufklärungsbereitschaft.
Turnaround läuft
Gelingt es dem neuen Management, die Produktionsqualität zu stabilisieren und Boeings ramponiertes Image wieder aufzubauen, dürfte der Flugzeugbauer zu seiner alten Stärke zurückfinden. Das Unternehmen erwirtschaftete 2023 zum ersten Mal seit 2018 einen operativen Gewinn. Der operative Cashflow wuchs im Vorjahresvergleich um rund 70 %, wie Du der nachfolgenden Grafik von InvestingPro entnehmen kannst.
Und generell bleibt die Nachfrage nach Luftreisen und treibstoffeffizienten Flugzeugen sehr robust. Die Marktforscher von Customer Market Insights prognostizieren im Bereich der kommerziellen Flüge ein durchschnittliches Marktwachstum von 4 % bis 2032. Neben dem Erzrivalen Airbus (EPA:AIR) ist Boeing der größte Profiteur dieser Entwicklung.
Optimistisch zeigen sich auch die Wallstreet-Analysten, die für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 13 % und einen Gewinn pro Aktie (EPS) von 3,16 USD für Boeing in Aussicht stellen. Nächstes Jahr soll der EPS laut InvestingPro sogar auf 7,47 USD steigen.
Besonders bullish präsentieren sich die Experten von Citigroup. Boeing werde den Cashflow auch in seiner Verteidigungssparte steigern, wenn es seine Verträge über „problematische Programme“ mit dem Pentagon erfüllt. Langfristig halten die Kollegen von der Citigroup einen Kurs von 330 USD für realistisch. Das entspricht einem Kurspotenzial von knapp 70 %.
Geduldig bleiben
Boeing zieht aus der Krise die richtigen Schlüsse und ist bereits auf dem Weg des Turnarounds. Aus Investorensicht besteht jedoch noch keine Eile zum Einstieg. Davor möchte ich einen klaren Umsetzungsplan zur Bewältigung der Fertigungsprobleme und eine strategische Vision des Top-Managements sehen. Hierzu müsste man gegebenenfalls noch den Wechsel des Vorstandsvorsitzenden abwarten.
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