Bullenmarkt bei BYD und Xiaomi

Veröffentlicht am 26.03.2025, 08:45


Das nötige Kapital hat man. Und die Chinesen kleckern nicht, sondern klotzen. In einem Umfang, den wir sonst nur von einem innovativen Marktführer wie Tesla (NASDAQ:TSLA) gewöhnt waren. BYD (F:1211) holte sich erst gerade in dieser Woche umgerechnet 5,6 Mrd. US-Dollar an frischem Kapital. Nicht an der Wall Street, sondern in Hongkong. Eine wichtige Nuance, denn Peking drängt die heimischen Champions dazu, die Abhängigkeit zum amerikanischen Kapitalmarkt abzubauen und die interessierten Investoren dazu zu bewegen, dass man in Zukunft Hongkong als primäre Adresse für Fragen im Hinblick auf Kapitalmaßnahmen chinesischer Unternehmen nutzt. Das hat zwei Vorteile: 1) Der chinesische Kapitalmarkt wird größer und liquider. 2) Die Amerikaner haben weniger Möglichkeiten, die Chinesen zu erpressen.

Die Nachfrage überschlug sich. Ursprünglich hatte BYD 118 Mio. junge Aktien angeboten. Versehen mit einem Discount von -7,5 % zum letzten Schlusskurs. Diesen Discount erhöhte man am Ende marginal auf -7,8 % und erhöhte dadurch das Volumen der Kapitalmaßnahme um 10 % auf 129,8 Mio. junge Aktien, was zu einem Erlös von 43,5 Mrd. Yuan führte. Der Discount stört BYD aber nicht weiter, denn die Aktien werden nur knapp unter dem gerade gesetzten Allzeithoch gehandelt.

Nachfrage nach BYD und Xiaomi (HK:1810) überschlägt sich

Wie ist die Kapitalmaßnahme einzusortieren? Es war die drittgrößte Kapitalerhöhung in der Geschichte der Börse Hongkong. Zuvor hatte die Lieferplattform Meituan im April 2021 6,59 Mrd. US-Dollar und China Mobile (HK:0941) im November 2000 6,58 Mrd. US-Dollar eingenommen. Doch damit nicht genug:

Xiaomi nahmen am selben Tag umgerechnet weitere 5,5 Mrd. US-Dollar an neuem Kapital auf. Im 1. Quartal kommt Hongkong damit bisher auf ein Volumen von 13,1 Mrd. US-Dollar an Kapitalmaßnahmen. Offiziell ist Xiaomi zwar noch in erster Linie ein Smart-Phone Hersteller (weltweit Nr. 3), doch mit jedem Quartal wird das Autogeschäft immer größer und gewichtiger in der Gewinn- und Verlustrechnung. Auch bei Xiaomi war die Nachfrage höher als das Angebot, weswegen man die Kapitalmaßnahme kurzfristig um rund 7 % aufstockte.

Erst vor einem Jahr ist Xiaomi mit dem SU7 in das EV-Geschäft eingestiegen. Das Fahrzeug war aus dem Stand heraus ein Blockbuster, was unter anderem dazu beitrug, dass der Umsatz im Jahresvergleich um 50 % in die Höhe schnellte. Und weiter steigen wird. Xiaomi kündigte gerade erst an, dass man die Prognose für die Fahrzeugproduktion in diesem Jahr von 300.000 auf 350.000 EVs anhob, nachdem man 2024 ad hoc mehr als 135.000 SU7 verkaufte.

Produktionskapazitäten werden signifikant ausgebaut

Für 2027 ist die Expansion ins Ausland geplant. Bis dahin sättigt man den chinesischen Markt und bereitet die Kapazitäten vor, um die bisher noch unberührten Auslandsmärkte in Amerika und Europa zu penetrieren. Und während man bei einem Volkswagen (ETR:VOWG) ID schon froh sein kann, dass das Softwareupdate funktioniert, ohne das Fahrzeug unbrauchbar zu machen, wird Xiaomi dem Erzrivalen BYD folgen und in Zukunft AI in seine Fahrzeuge einbauen. Allein in diesem Jahr investiert Xiaomi dafür umgerechnet 1 Mrd. Euro.

Dass die Aktien der beiden chinesischen EV-Hersteller durch die Decke gehen, verwundert daher nicht. Man liefert, was die anderen großen Autohersteller großspurig lange versprochen haben: attraktive Elektrofahrzeuge mit einer Benutzeroberfläche und Fahrzeugintelligenz auf dem neuesten Stand. Und das zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen. Der SU7 beginnt bei 216.000 Yuan (ca. 27.500 Euro) und selbst das Top-Modell bleibt mit 300.000 Yuan unter umgerechnet 40.000 Euro. Das Top-Modell bietet dafür ein Design, das sich nicht hinter Porsche (ETR:P911_p) verstecken muss, und eine Performance von 2,78 Sekunden von 0 auf 100 km/h dank 495 kW und Allrad.

Wie reagiert die Konkurrenz auf diese Ansagen? Detroit hat komplett die Hufe hochgerissen. Fisker (OTC:FSRNQ) ist insolvent, Lucid strauchelt und Rivian (NASDAQ:RIVN) war aussichtsreich, scheitert aber in der Praxis an der Komplexität der Produktion. Bleibt Tesla, die nach wie vor dominant im EV-Geschäft sind, aber spürbar an Momentum verloren haben. So stark, dass jüngst BYD Tesla endgültig überholt hat. Das größte Problem der Amerikaner ist natürlich, dass das Angebot veraltet ist und inzwischen im direkten Vergleich mit den chinesischen Konkurrenzprodukten im Wettbewerb verliert. Zumindest da, wo der Kunde schon die Auswahl hat.

China erobert EV-Marktanteile im Westen

In Europa kommen die hausgemachten Probleme hinzu. Anstatt eine Industriepolitik mit Anreizen zu fahren, hat man sich in den letzten Jahrzehnten darauf versteift, mit einer Verbotspolitik zu arbeiten. Entstanden sind daraus staatliche Produkte, die nur eine kleine Fangemeinde begeistern kann. So, wie es auch heute noch Anhänger des Trabant und Wartburg gibt. Die Modelle der europäischen Anbieter sind nicht aus dem Druck des hohen Wettbewerbs entstanden, sondern gebaut, um der Politik gefällig zu sein. Was man ihnen nicht nur ansieht, sondern auch im Betrieb an jeder Ecke spürt.

Anstatt den freien Markt entscheiden zu lassen, was das beste Angebot für Europa ist, wird versucht auf Krampf die Industrie mit Verboten indirekt umzubauen. Was in diesem Jahr mit Vollgas vor die Wand fährt, denn die europäischen Autohersteller können die neuen gesteigerten Quoten nicht erfüllen, da die Kundschaft schlicht und einfach nicht so sehr an Elektrofahrzeugen interessiert ist wie die Politik. Um nicht zum Totengräber einer der wichtigsten Industrien Europas zu werden, hat Brüssel daher erst vor wenigen Wochen die Verbote und die damit verbundenen Milliardenstrafen aufgelockert und auf die lange Bank geschoben.

Die desaströsen Folgen dieser Industriepolitik sind, dass die europäischen Autohersteller über eine Dekade hinweg ihre Ressourcen falsch zugeordnet haben und nun mit viel Kapital und Zeit versuchen müssen, der Konkurrenz aus China hinterherzulaufen. Die kommt derweil in Form von BYD, Nio und Xpeng (NYSE:XPEV) auf den europäischen Automarkt und nimmt den heimischen Autoherstellern wichtige Marktanteile weg.

Aus Sicht der Börse ist die Rallye bei den Aktien von BYD und Xiaomi daher mehr als berechtigt. Man hat enormes Wachstum, starken Rückenwind und enorm viel Raum, um im Ausland zu expandieren, was das Wachstum über viele Jahre nähren kann.

Ein Artikel von

Mikey Fritz

Chefredakteur Zürcher Finanzbrief (https://www.zuercher-boersenbriefe.ch)

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