So verheerend das Jahr 2020 für die größten Ölproduzenten der Welt auch war, das Schlimmste ist wohl noch nicht vorbei. In einer behördlichen Mitteilung letzte Woche erklärte ExxonMobil (NYSE:XOM), dass es womöglich den vierten Quartalsverlust in Folge einfahren wird, wenn es Anfang nächsten Monats seine Geschäftszahlen veröffentlicht.
Der größte US-amerikanische Öl- und Gasexplorer kämpfte im vergangenen Jahr angesichts des Zusammenbruchs der Energiepreise um einen positiven Cashflow, was den Ölgiganten zu drastischen Ausgabenkürzungen zwang. In einer jüngsten Mitteilung sagte das in Texas ansässige Unternehmen, dass es bis 2025 die jährlichen Investitionsausgaben auf 25 Mrd. Dollar begrenzen und eine Abschreibung von bis zu 20 Mrd. Dollar auf nord- und südamerikanische Erdgas-Anlagen vornehmen will.
Das Besondere an Exxon ist, dass das Unternehmen zu den wenigen Energieriesen gehört, die auch dann noch Dividenden gezahlt haben, als sich ihre finanzielle Situation während der globalen Gesundheitskrise deutlich verschlechterte. Aber da die Pandemie anhält, gibt es unter den Exxon-Anlegern wachsende Bedenken über die Nachhaltigkeit der einst grundsoliden Ausschüttungspolitik.
Exxon hat sich in hohem Maße verschuldet, um seine Dividende aufrechtzuerhalten und seine Investitionsausgaben zu decken. Das letzte Mal, dass Exxon genügend freie Mittel zur Deckung seiner Ausschüttung erwirtschaftete, war im dritten Quartal 2018. Diese Widrigkeiten und die Ungewissheit über die Dividende haben die Aktie im Jahr 2020 unter extremen Druck gesetzt.
Die Aktie stürzte in den letzten 12 Monaten um etwa 42% ab und drückte die Dividendenrendite auf mehr als 8%. In diesem Zeitraum meldete Exxon den ersten Quartalsverlust seit Jahrzehnten, wurde aus dem Dow Jones Industrial Average gekickt und von aktivistischen Investoren attackiert, die höhere Renditen und mehr Verantwortungsbewusstsein für den Klimaschutz fordern.
Konstante Underperformance
Einem aktuellen Bloomberg-Bericht zufolge fordert D.E. Shaw & Co., die eine beträchtliche Position in Exxon aufgebaut haben, den Ölgiganten auf, die Ausgaben zu kürzen, um die Performance zu verbessern und die Dividende zu erhalten.
In einem Brief an Exxon argumentiert D.E. Shaw, dass der Ölmulti durchweg schlechter performt hat als der Rivale Chevron (NYSE:CVX) und sein derzeitiger nicht nachhaltiger Weg seine Dividende gefährdet, so der Bericht unter Berufung auf Quellen.
D.E. Shaw glaubt, dass Exxons mangelnde Anpassungsfähigkeit in den letzten fünf Jahren mehr als 100 Milliarden Dollar an Shareholder Value zunichte gemacht hat. Der Hedgefonds fordert von Exxon eine Kürzung der Investitionsausgaben auf ein Niveau von ca. 13 Mrd. Dollar statt der geplanten 23 Mrd. Dollar in diesem Jahr und eine Senkung der Betriebskosten um bis zu 5 Mrd. Dollar.
Exxon zahlt vierteljährlich eine Dividende von 0,87 Dollar pro Aktie, die in den letzten fünf Jahren um etwa 5% gestiegen ist. Das Unternehmen gibt etwa 15 Mrd. Dollar pro Jahr aus, um diese Dividende zu zahlen, was Exxon zu einer der am häufigsten gehaltenen Aktien in Einkommensportfolios macht.
Das Hauptrisiko für Langzeitinvestoren von Exxon besteht darin, ob das Unternehmen auch weiterhin diese enorme Summe an Barmitteln für Dividenden ausgeben kann und gleichzeitig dafür Fremdkapital aufnehmen muss. Das jüngste Signal des Managements deutet darauf hin, dass dies schwierig werden könnte, es sei denn, die Ölmärkte erholen sich kräftig.
Die Ölpreise haben sich in den letzten Wochen über der Marke von 50 Dollar pro Barrel stabilisiert, was durch die Verteilung von Impfstoffen zur Bekämpfung von COVID-19 und einen robusten Kraftstoffverbrauch in Asien unterstützt wurde. Angebot und Nachfrage dürften in der ersten Jahreshälfte weitgehend ausgeglichen bleiben, so die Internationale Energieagentur mit Sitz in Paris.
Diese sich abzeichnende Erholung der Ölmärkte reicht für Exxon jedoch möglicherweise nicht aus, um seine "verlässliche und wachsende Dividende zu retten." In einem Statement vom 30. November, als das Unternehmen Abschreibungen und Ausgabenkürzungen ankündigte, erwähnte es lediglich sein Bekenntnis zu einer "verlässlichen" Ausschüttung und deutete damit an, dass es in diesem Jahr keine Erhöhung der Dividende geben könnte.
Darren Woods, Vorstandsvorsitzender und Chief Executive Officer, sagte in der Erklärung:
"Die jüngsten Explorationserfolge und die Senkung der Entwicklungskosten strategischer Investitionen haben den Wert unseres branchenführenden Beteiligungsportfolios weiter erhöht."
"Die fortgesetzte Konzentration auf die Optimierung der Vermögensbasis - durch Exploration, Veräußerung und Priorisierung von vorteilhaften Entwicklungsmöglichkeiten - wird die Ertragskraft und die Barmittelgenerierung verbessern und die Bilanzkapazität wiederherstellen, um zukünftige Rohstoffpreiszyklen zu bewältigen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, eine verlässliche Dividende zu gewährleisten."
Fazit
Exxon ist unserer Meinung nach eine riskante Wette unter den großen Ölproduzenten, vor allem wegen der nicht nachhaltigen Dividende. Die derzeitige hohe Dividendenrendite der Aktie spiegelt dieses Risiko wider. Investoren sollten die Aktie lieber meiden, insbesondere dann, falls die Konjunkturerholung fragil bleibt und die Ölschwemme anhält.