Da der US Dollar und die Anleiherenditen der zehnjährigen Staatsanleihen in dieser Woche deutlich gefallen sind, haben sich auch die Opportunitätskosten für das Halten von unverzinslichen Anlagen verringert. Gold und Silber sind infolgedessen zu neuem Leben erwacht.
Wird es dieses Mal ein nachhaltiger Wiederanstieg sein, oder eine weitere Fehlspekulation auf Edelmetallpreisen?
Obwohl der US-Dollar am Donnerstag gegenüber dem Euro, dem Pfund Sterling und dem kanadischen Dollar einen Gewinn verzeichnen konnte, hatte die Reservewährung eine schwache Woche, insbesondere wenn man die Stärke der US-Daten berücksichtigt.
In der Tat gab es in den letzten Wochen viele gute Nachrichten aus der US-Wirtschaft. Dazu gehören unter anderem die Schaffung von einer Million Arbeitsplätzen, höhere Inflation und nicht zu vergessen sehr starke Einzelhandelsumsätze. Die Bankgewinne haben ebenfalls alle Erwartungen übertroffen. Trotz alledem sind die Renditen von US-Anleihen gefallen, was den Dollar nach unten gedrückt hat.
Infolgedessen hat der Dollar-Index einen Großteil der im März erzielten Gewinne wieder abgegeben. Der Greenback hat sich gegenüber allen wichtigen Währungen abgeschwächt, wobei Schwellenländerwährungen und Rohstoffwährungen angesichts der anhaltenden Markterholung am besten abschnitten.
Der sogenannte "Reflation-Trade" hat auch dazu geführt, dass die großen US-Aktienindizes nach oben ausgebrochen sind und die Rohöl- und Kupferpreise in dieser Woche ebenfalls gestiegen sind.
Der Reflation-Trade setzt auf Rohstoffe und Aktien von Unternehmen, die sich im Umfeld einer aufkeimenden Inflation aufgrund niedriger Zinsen und Anleihekäufen besonders gut entwickeln können. Sogar Anleihen haben nach ihrem jüngsten starken Ausverkauf etwas Liebe gefunden, was ihre Renditen sinken ließ. Dies ermöglichte es unverzinslichen Vermögenswerten wie Gold und Silber, sich stark zu erholen.
Unterdessen sieht Silber aus rein technischer Sicht wieder interessant aus, da es die langwierige Konsolidierung aus diesem fallenden Keilmuster endlich aufgelöst hat:
Es bleibt abzuwarten, ob es nun zu einer weiteren großen Rallye kommt oder ob es sich um einen weiteren Fehlausbruch handelt.
Der fallende Keil ist ein bullisches Fortsetzungsmuster und da Silber aus diesem Muster nach oben ausbricht, ist dies technisch gesehen eine sehr vielversprechende bullische Entwicklung. Wenn der Ausbruch halten kann, könnte Silber zunächst in Richtung 26,65 Dollar, dann 28,40 Dollar und danach möglicherweise 30 Dollar klettern.
Die wichtigste kurzfristige Unterstützung liegt jetzt bei 25,50 Dollar, der Basis des Ausbruchs, unter der die 200-Tage-Linie (SMA) mit der 21-Tage-Linie (EMA) zusammenläuft. Der einfache gleitende Durchschnitt (simple Moving Average – SMA) ist der einfache Durchschnitt eines Wertpapiers über eine definierte Anzahl von Zeiträumen. Der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA) verleiht den neueren Kursen ein größeres Gewicht
Das Tief, das vor dem Ausbruch erreicht wurde, liegt bei 24,70 Dollar. Dies ist nun die Untergrenze für die Bullen. Sollte Silber unter 24,70 Dollar ausbrechen, würde dies bestätigen, dass der jüngste Ausbruchsversuch erneut gescheitert ist. Alles in allem sieht es so aus, als sei der Markt davon überzeugt, dass die Inflation nicht aus dem Ruder läuft, was die Anleger dazu veranlasst, ihre Wetten auf eine schnellere Straffung der Geldpolitik als erwartet zurückzunehmen.
Diese Ansicht wurde durch den Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, gestützt, der deutlich machte, dass der Anstieg der Inflation wahrscheinlich nur vorübergehend sein wird, auch wenn er die Wirtschaft optimistisch einschätzt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, sollten wir einen weiteren Rückgang der Anleiherenditen sehen, was den Appetit auf Gold und Silber ankurbelt.
Längerfristig glaube ich immer noch, dass Silber unabhängig von der Richtung der Renditen deutlich über 30 Dollar steigen könnte. Dies liegt an der Aussicht, dass die industrielle Nachfrage nach dem Metall im Laufe der Zeit steigen wird, zum Beispiel für die Entwicklung von Solarzellen, wenn sich der globale Trend zu sauberer Energie durchsetzt.
Lesen Sie auch: Silber: Das "wahre Gold" in Bidens grüner Welt