Der Yen hat sich von einem Rückschlag heute Morgen erholt, nachdem die japanische Notenbank angekündigt hatte, ihre Käufe von Anleihen mit einer Restlaufzeit zwischen 10 und 25 Jahren um 10 Mrd Yen (89 Mio USD) zu verringern. Allerdings, verglichen mit den bisherigen Käufen handelt es sich in Wirklichkeit nur um eine relativ kleine Veränderung.
Endzeitkoller?
Das hat die Händler aber nicht davon abhalten können, ihre Dollar zu verkaufen und sich mit Yen einzudecken, sogar nachdem Notenbankchef Haruhiko Kuroda im vergangenen Januar als Antwort auf Spekulationen über die Bedeutung einer ähnlichen Verringerung der Anleihekäufe gesagt hatte, dass diese nicht als ein Signal für eine geldpolitische Wende angesehen werden sollten. Im Gegenteil, noch in den letzten beiden Wochen hatte er betont, dass die Inflationsrate in Japan weit unter dem 2% Ziel verharrt. Die japanischen Verbraucherpreise stiegen im November im Vergleich zum Vorjahr um 0,6%, während sie in 2017 im Durchschnitt um 0,4% zunahmen. Es scheint, dass Japans "deflationäre Mentalität" nicht so schnell verschwinden wird. Wieso dann, die große Kurskorrektur? Anscheinend ist es die allgemeine Stimmung.
Kursbewegungen, die von der Stimmungen getragen werden, sind nicht notwendigerweise Verlierer. Am 27. Juni interpretierten die Händler Anmerkungen von EZB-Präsident Mario Draghi dahingehend, dass die Bank beginnen werde, ihren Stimulus abzubauen. Der Kurs des Euros machte an diesem Tag einen Satz um 1,4% nach oben. Sogar als später EZB Vizepräsident Vitor Contanccio versuchte klarzustellen, dass Draghi kein Auslaufen des Stimulusprogramms anzudeuten versuchte, konnte der die Euro-Optimisten nicht überzeugen. Die Gemeinschaftswährung baute ihre Kursgewinne aus und gewann mehr als weitere 6,5% hinzu bis sie am 8. September ihr Höch von 1,2100 erreichte. Derzeit liegt sie immer noch 5,5% höher.
Der USD/JPY Kurs bewegt sich seit dem Plaza-Abkommen von 1985 nach unten, eine Vereinbarung unter den damals größten Volkswirtschaften der Welt, an ihren Devisenmärkten einzugreifen, um den US-Dollar im Vergleich zum Yen und der Deutschen Mark abzuwerten. Der Yen rutschte von 350,00 Anfang der 70ger bis auf 75,00 zwischen 2011-12 ab (rote Linie) und ist seitdem wieder gestiegen (grüne Linie), nachdem der neugewählte Ministerpräsident Japans Shinzo Abe versprach, die BoJ zu einer extrem lockeren Geldpolitik zu zwingen.
Zu diesem Zeitpunkt schien die japanische Handelsposition schlechter zu werden und ging von Überschüssen in ein Defizit über, während in den USA die Wirtschaft wuchs, was wie viele glaubten, die Fed zu einer Aufgabe ihrer extrem lockeren Geldpolitik bringen würde. Beachten Sie, dass der Sinkflug des Dollars sich seit 1990 erheblich verlangsamt hat (orange Linie).
Makrotrend zeigt weiter abwärts
Auch wenn der Makrotrend (rote Linie) sich verlangsamt hat, zeigt er immer noch abwärts (orange Linie), was vom langfristigen Trend seit 2012 getestet wird (grüne Linie).
Der Dollar-Yen Kurs steht auf Messers Scheide. Eine kleiner Bewegung in die eine oder andere Richtung könnte seine Entwicklung bestimmen. Seit dem Tageshoch von 115,51 am 10. März, ging es mit dem Kurs nach unten in einem Kanal zwischen 114 und 107.
Am 31. Oktober war der Kurs nach oben ausgebrochen und hatte bis zum 6. November mit einem Tageshoch von 114,74 um 1% über dem Abwärtskanal. Das erwies sich allerdings als Bullenfalle, als der Kurs zurück in sein altes Muster fiel und am 27. November auf bis zu 110,83 absank.
Es gab einen weiteren Ausbruch vom 8. bis 12. Dezember, dieser blieb aber in dem Abwärtskanal stecken. Auch im heutigen Handel ist der Yen gefallen, nachdem er gestern an der Obergrenze des Kanals gehandelt wurde. Es handelt sich um das dritte Mal, dass der Kurs die obere Kanalgrenze erreicht hat.
Von den Fundamentaldaten her, bietet die US-Währung die weitaus besseren Renditen. Wie oben diskutiert, hat Kuroda offen klargestellt, dass die Zinsdifferenz größer werden wird, zugunsten des Dollars.
Druckpunkt von Angebot und Nachfrage
Ein Ausbruch nach oben aus einem kleineren Kanal seit dem 12. Dezember würde einen Ausbruch aus dem länger bestehenden Kanal seit dem 10. März mit einschließen. Es wäre ein Signal für eine Wende im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, die Sinne ergeben würde, bedenkt man die unausgeglichene Zinsdifferenz.
Ein Ausbruch nach unten aus dem kürzeren Kanal aber, würde eine Wiederaufnahme der Handelsspanne seit dem 10. März signalisieren, mit einem Boden von 107. Dies würde zu einem Einbruch unter die 50-Tagelinie (grün) unter die 100-Tagelinie (blau) und die 200-Tagelinie (rot) führen, die alle unter dem Tageskurs liegen, seit dieser am 26. September über die 200 Tagelinie (rot) gestiegen ist.
Diese Positionierung enthüllt den Druckpunkt von Angebot und Nachfrage und gibt dem Kurs Unterstützung. Ein Fallen unter den kleineren Kanal und die Durchschnittslinien würde eine Wiederherstellung des Status Quo bedeuten. Wieso, bei solch unvorteilhaften Zinsunterschieden. Möglicherweise wegen dem Status des Yens als Fluchtwährung.
Man beachte, dass während die Kanaluntergrenze sich nicht verändert hat, das Momentum zeigt nach unten, wie man im RSI erkennen kann, was eine negative Divergenz, ein Verkaufssignal, ist.
Handelsstrategien
Short-Position
Konservative Anleger sollten auf einen Ausbruch unter den kleineren Kanal warten, der von einer Delle tiefer als das ehemalige Tief vom 27. November von 110,83, um die Abkehr von dem kurzfristigen Aufwärtstrend seit September zu bestätigen und die Wiederaufnahme des langfristigen Abwärtstrends, der seit dem 10. März besteht.
Moderate Anleger sollten nach einem Ausbruch aus dem kleineren Kanal nach unten handeln.
Aggressive Anleger könnten schon jetzt leerverkaufen, da der Kurs an der Kanalobergrenze ist, mit dem Boden als Kursziel. Sie könnten dann die Möglichkeit haben, ihre Position zu liquidieren, sie für einen erwarteten Ausbruch nach unten beizubehalten oder sie teilweise aufzulösen, um einen Verlust bei einer Erholung zu vermeiden.
Long-Position
Konservative Anleger sollten auf einen Ausbruch nach oben mit einer Penetration von 3% auf 116,40 warten, um Bullenfallen herauszufiltern.
Moderate Anleger sollten auf einen Ausbruch nach oben mit einer Penetration von 2% auf 115,25 warten, was auch über der psychologischen Marke von 115 liegt.
Aggressive Anleger geben sich normalerweise mit einem 1% Filter zufrieden. Allerdings seit dem 6. November gibt das Hoch von 114,74 Widerstand, als Händler shorten könnten, in der Hoffnung eine Wiederholung dessen zu sehen, als der Kurs das letzte Mal dieses Niveau erreichte und dann bis zum 27. November um 3,75% auf 110,83 abrutschte. Daher dürften vorsichtige Anleger eine Long-Position nach einer Umkehrbewegung in den kurzen Kanal eingehen und einen Stop-Loss unter der Kanalobergrenze platzieren.