Der Artikel von Pinchas Cohen erschien am 27. Dezember 2017 im englischen Original unter dem Titel 'Chart Of The Day: How To Trade WTI Crude Into 2018' auf investing.com.
Ölrallye nach Pipeline-Explosion in Libyen
Als das Jahr 2017 sich seinem Ende nähert, gibt es eine Reihe von Faktoren die den Ölpreis bestimmen und daher Anhaltspunkte liefern könnte, wohin sich der Ölpreis in 2018 bewegen wird.
Am Dienstag explodierte eine libysche Pipeline, was zum Verlust von 90.000-100.000 Fass am Tag an Transportkapazität geführt hat und den Preis von sowohl Brent, als auch US-Rohöl nach oben trieb.
Die Explosion in Libyen hat besonders starken Einfluss auf den Ölpreis, da Libyen eines der zwei Opec-Mitglieder ist, die wegen politischer Unruhen keine Förderquoten einhalten müssen. Ein Ausfall der Ölförderung in Libyen ist demnach weitaus bedeutsamer, als in einem Land mit einer Förderobergrenze, insbesondere da die weltweite Nachfrage wächst. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass während die Explosion den Ölpreis bewegt hat, handelt es sich nur um eine kurzfristige Unterbrechung.
Je stärker der Bulle, desto mächtiger der Bär
Die beiden Triebkräfte, die den Ölpreis auf lange Sicht nach oben drücken könnten, sind der Vorteil von Saudi Aramco aus einem steigenden Ölpreis und die wachsende internationale Nachfrage.
In der Vergangenheit war es die saudische Strategie gewesen, den Weltmarkt mit Öl zu überschwemmen, um die Schieferölförderung in den Vereinigten Staaten in Grenzen zu halten, unter der Annahme das die Industrie auf längere Sicht keine niedrigen Preise verkraften könne. Kürzlich hat der Kronprinz Saudi-Arabiens aber diese Einschätzung über den Haufen geworfen, als er Pläne zur Privatisierung von Teilen des nationalen Ölunternehmens des Landes Saudi Aramco in Aussicht stellte.
Das Ziel einer teilweisen Privatisierung gibt dem Land einen Anreiz seine Ölförderung zu kappen, womit der Preis des Rohstoffs und damit auch der Wert der staatseigenen Ölgesellschaft steigt. Zudem dürfte fortdauernden Wachstum der Weltwirtschaft, auch die Nachfrage ins Jahr 2018 hinein steigen lassen.
Nichtsdestoweniger, trotz dieser positiven Kräfte gibt es auch Dinge, die die Bären am Ölmarkt stützen. Dazu gehört insbesondere die Schieferölförderung in den USA.
Ein steigender Ölpreis wird es mit Sicherheit einen Ausbau der US-Schieferölförderung rentabel machen. Die IEA sagt voraus, dass diese Produktion neue Marktanteile gewinnen wird. Als die Fördermenge anschwillt, werden die Preise fallen.
Kurzfristiger Ausblick: Bullen siegen über Bären, Aufwärtstrend setzt wieder ein
Nachdem etwa gleich große Aufwärts- und Abwärtskräfte an den Ölkursen gezerrt hatten, könnten die Bullen nun den Markt bestimmen. Sowohl der MACD, als auch der RSI geben Kaufsignale (mehr zum MACD unten im Abschnitt “Rückbewegung”). Die 50-Tagelinie (grün), die sich an die Unterkante des Dreiecks angleicht, zeigt es als Angebot-Nachfrage-Druckpunkt.
Langfristiger Ausblick: Aufwärtstrend unsicher
Die Story am Markt ist, dass Öl gestern einen wichtigen Meilenstein hinter sich gelassen hat, als sein Kurs in die Höher schnellte und sein vormaliges Hoch vom 24. November von 59,05 USD überstieg. Allerdings war es nicht in der Lage seine Gewinne über der wichtigen 60 Dollarmarke zu verteidigen. Und noch wichtiger, der Kurs müsste über das Hoch vom 24. Juni 2015 von 60,27 USD klettern, um seinen Aufwärtstrend wiederaufzunehmen.
Allerdings sollte der Preis den letzten Gipfel vor dem Crash in 2014, von über 100 USD auf 43 USD, übersteigen, dann müssten man den höchsten Kurs der letzten zweieinhalb Jahre, das 60 Dollarniveau, als Untergrenze betrachten, wo das obere Limit dann bei 100 USD liegen würde.
Handelsstrategien - Long
Konservative Anleger sollten damit warten, dass der Kurs gewichtige Widerstandslinien durchbricht, d.h. über sein vormaliges Hoch vom 24. Juni 2015 von 60,27 USD übersteigt. Das würde auch einen 3% Filter eines Ausbruchs aus der Oberkante des symmetrischen Dreiecks befriedigen, um eine Bullenfalle zu vermeiden. Gestern erreichte der Anstieg 2,6%, was gut genug für einen moderaten Filter wäre.
Moderate Anleger sollten auf eine Rückbewegung warten, um das Muster zu testen, sich bestätigen würde, sollte der Preisanstieg die Verluste vom Vortag einholen.
Aggressive Anleger könnten schon jetzt in den Ölmarkt einsteigen, aber einen Stop-Loss unter der Marke von 58 USD setzen. Ansonsten sollten sie sich klar sein, dass es das Risiko einer Rückbewegung gibt.
Rückbewegung wahrscheinlich
Rückbewegungen sind zweimal so häufig wie Fortsetzungen. Darüber hinaus kam das Kaufsignal vom MACD, bevor sein gleitender Durchschnitt den unteren Rand des Charts erreichte. Dazu kommt dass die gleitenden Durchschnitte der letzten 50, 100 und 200 Tage sehr weit auseinander liegen, was die Chancen für einen Rückschlag erhöht.
Preisziel: 62 USD
Die Dreieckshöhe von 5 USD zwischen 54 und 59 Dollar legt nahe, dass die gleichen Marktteilnehmer auch bei den neuen Preisniveaus wieder aktiv werden könnten.