von Pinchas Cohen
Der Artikel erschien am 04. April 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Chart Of The Day: Will Amazon Recover From Trump's Attacks?' auf Investing.com.
In den letzten Tagen hat US-Präsident Donald Trump sich Amazon (NASDAQ:AMZN) vorgenommen, indem er wiederholt auf Twitter den Onlinehandelsriesen attackierte und ihn für all das verantwortlich machte, was im US-Einhandelssektor schief läuft. Kritiker meinen allerdings, es gibt ein persönlicheres Motiv hinter den Tiraden; nämlich Trumps Ärger über den Gründer des Unternehmens, den Aufsichtsratsvorsitzenden und CEO, Jeff Bezos, dem auch die Zeitung Washington Post gehört.
Es ist schwierig diese Erklärung beiseite zu schieben, wenn eine der Twitter-Botschaften des Präsidenten die Verbindung selbst herstellt. Die Nachricht behauptet, dass die “Fake Washington Post” als Lobbyist benutzt wird und verbindet dann die Zeitung mit “Amazons Lieferkosten… (und [vermiedenen] Steuern)…” Hinzu kommt, die Angriffe begannen sofort nach einem Artikel der Washington Post, der die Vielzahl von Untersuchungen in die Finanzen der Trump Organization aufführten und sagte, das Unternehmen sei “im Belagerungszustand”.
Mit Trumps persönlichem Feldzug im Hintergrund und Druck auf den Märkten von einem früheren Zusammenschmelzen der Kurse im Technologiesektor, könnte der schwere Absacker von US-Aktien am Montag—gerade als die Investoren dachten, sie hätten das Schlimmste hinter sich—den Präsidenten gezwungen haben, seinen 'Krieg' gegen Amazon zu überdenken.
Am Montagabend, nachdem der Dow sich mehr als 450 Punkte tiefer aus dem Handel verabschiedet hatte, meinte Peter Navarro, Direktor des Nationalen Handelsrats im Weißen Haus (von Trump neu geschaffen): “die smarten Anleger werden auf Rückschläge kaufen, denn die Konjunktur ist kräftig wie ein Ochse.”.
Schiebt man mal beiseite, ob ein solch ungewöhnlicher Schritt des Weißen Hauses gegen eines der größten US-Unternehmen klug ist im Falle einer Konsolidierung an der Börse, signalisierte die Äußerung Navarros den Investoren, dass der Präsident nun Amazon in Ruhe lassen werde, nachdem seine Angriffe den Einbruch am Montag ausgelöst hatten.
Gestern nach Handelsende erhöhte das Weiße Haus die Zölle auf Technologieimporte aus China; heute Morgen beantwortete China das mit ähnlichen Gegenmaßnahmen und erhob Zölle auf 50 Mrd USD an US-Produkten. US-Aktienindexfutures brachen ein, zusammen mit Aktien in Asien und Europa.
Allerdings, anders als der breitere S&P 500 fiel der Technologiesektor nicht unter die 200 Tagelinie oder unter seine Aufwärtstrendlinie. Er vollendete auch nicht den Wimpel, ein Bärenmuster.
Sogar nach dem jüngsten Ausverkauf ist der Sektor nur einer von zwei in dem Benchmark, der im laufenden Jahr immer noch im grünen Bereich steht, genauer 0,84% höher, nur hinter dem Konsumgütersektor, der 1,00% im Plus steht.
Amazon, ein führender Wert im Technologiesektor liegt besser als der Markt, mit 19% Plus seit Jahresbeginn, auch wenn er wegen der Korrektur Ende Januar die Hälfte seiner Zugewinne in diesem Jahr wieder aufgegeben hat. Die Aktie liegt zudem 24% über der Aufwärtstrendlinie, die seit Februar 2016 besteht.
Auf der Sollseite steht, dass er am Montag unter eine kürzerfristige Aufwärtstrendlinie gefallen, wegen der im Vergleich zum Rest des Marktes stärkeren Rallye seit Oktober 2017.
Auf der Habenseite ist, dass er weit über seiner 200 Tagelinie steht, die am Montag vom S&P 500 talwärts durchkreuzt wurde, was an der Wall Street die Alarmglocken wegen einer möglichen negativen Trendumkehr läuten ließ. Allerdings liefert der Hammer vom vergangenen Mittwoch Unterstützung.
Während die Aktie gestern um 1,36% anstieg, unterlag sie starken Bewegungen—und schwankte zwischen 1,15% im Minus und 3% im Plus hin und her. Diese tiefer, höher, tiefer Bewegung formte ein langbeiniges Doji heraus (Rikscha Mann). Es ist eine seltene Kerze, die oft Kehrtwenden voran läuft, eine visuelle Repräsentation einer “Wachablösung” des gegenwärtigen Trends. Es ist ein besonders potentes Muster, wenn es sich an wichtigen technischen Verbindungspunkten herausbildet und von hohen Umsätzen begleitet wird.
Ersteres ist mit Sicherheit der Fall, nach dem Einbruch auf die seit Oktober bestehende Aufwärtstrendlinie und der Unterstützung durch den Hammer vom Mittwoch. Der zweite Punkt ist zweifelhafter. Während die Umsätze höher als während der meisten Zeit Jahr waren, handelte es sich aber auch um das niedrigste Volumen an den letzten vier Handelstagen, der jüngste Ausverkauf angestoßen vom Präsidenten selbst.
So während der gesamte Markt wegen eines eskalierenden Handelskriegs im Minus liegt, hält sich ausgerechnet Amazon in einer besseren technischen Position. Es gibt derzeit Potential für Bullen für einen Wiedereinstieg, insbesondere nachdem Trumps Helfer Navarro signalisiert hatte, dass der Präsident Amazon in Zukunft in Ruhe lassen wird.
Handelsstrategien - Long Position
Konservative Anleger sollten auf einen neuen Gipfel über dem vom 13. März von 1.617,54 USD warten.
Moderate Anleger könnten sich mit einer Rückkehr über die Aufwärtstrendlinie zufrieden geben, die derzeit bei 1.420 USD liegt.
Aggressive Anleger könnten schon jetzt eine Position eingehen, mit einem Stop-Loss unter dem Tief vom Dienstag von 1.355 USD.