Nach überraschend starken Arbeitsmarktzahlen aus den USA und Kanada verzeichneten die Devisen- und Aktienmärkte am Freitag deutliche Zugewinne. Anstatt per Berichtsmonat Mai weitere 7,5 Millionen Arbeitsplätze zu verlieren, stellten die US-Unternehmen 2,5 Millionen Amerikaner wieder ein. Niemand, nicht einmal einer der von Bloomberg befragten 78 Ökonomen, rechnete im vergangenen Monat mit einem Jobwachstum, so dass der US-Arbeitsmarktbericht die Erwartungen völlig übertraf. Er unterstreicht die Auffassung der Investoren, dass eine wirtschaftliche Erholung im Gange ist, und legt nahe, dass das Konjunkturprogramm der US-Regierung die Wirtschaft tatsächlich stabilisiert hat. Der CARES-Act gewährte erlassbare Kredite, falls Unternehmen die entlassenen Mitarbeiter wieder einstellen, und genau das zeigte sich in den Zahlen vom Freitag. Die Hälfte des Jobwachstums entfiel auf den Lebensmittel- und Restaurantbereich, der vor dem Feiertag Memorial Day rasch seinen Geschäftsbetrieb wieder aufnahm. Die Arbeitslosenquote} fiel von 14,7% auf 13,3%. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 19% gerechnet. Einzig das Lohnwachstum enttäuschte. Die Löhne fielen um 1% und markierten damit den ersten Rückgang überhaupt.
Ist die Erholung am Arbeitsmarkt nachhaltig?
Möglicherweise, denn die erste Maihälfte markierte erst den Beginn der staatlichen Wiedereröffnung. Da immer mehr Bundesstaaten die Corona-Restriktionen lockern, dürften das Stellenwachstum weiter an Fahrt gewinnen, insbesondere vor dem 30. Juni, dem Stichtag zur Wiedereinstellung von Arbeitnehmern und zum Erlass der Darlehnsschulden. Der USD/JPY schoss als Reaktion auf den Jobbericht gen Norden, aber die dynamische Rallye an den Aktienmärkten kurbelte Devisen mit hohem Beta an, wie z.B. den Sterling und den Australischer Dollar, die trotz der Dollar-Stärke drastische Verluste vermieden haben. Der EUR/USD korrigierte nach seiner achttägigen Rallye, blieb aber in der Nähe der psychologisch wichtigen Marke von 1,1300 Dollar.
Der US-Arbeitsmarktbericht wird wesentlich dazu beitragen, dass die Federal Reserve nächste Woche einen positiveren Ausblick geben wird. Es wird allgemein erwartet, dass die Fed ihre Geldpolitik unverändert belässt, und ihr Widerstand gegen negative Zinsen dürfte durch den Jobbericht bestätigt werden. Die Aktivitäten im Produktions- und Dienstleistungssektor haben sich ebenfalls verbessert, was zu einer Aufhellung der konjunkturellen Aussichten führen dürfte. Sollte sich die US-Zentralbank am Mittwoch optimistisch in Bezug der Wirtschaftsperspektiven äußern, könnte der US-Dollar wieder an Wert gewinnen.
Auch Kanada überraschte den Markt im vergangenen Monat mit einem Beschäftigungswachstum. Anstatt weitere 500.000 Arbeitsplätze zu verlieren, schuf die kanadische Wirtschaft im Mai 289.000 Arbeitsplätze, von denen die meisten Vollzeitstellen waren. Die Arbeitslosenquote stieg moderat von 13% auf 13,7%, aber die Erwerbsquote hat sich erfreulicherweise erhöht - ein Zeichen dafür, dass die Arbeitnehmer wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren. Auch der IVEY PMI Index erholte sich kräftig von 22,8 auf 39,1 und bestätigte damit, dass eine Erholung im Gange ist. Obwohl die Jobzahlen in den USA gut waren, kollabierte der USD/CAD} nach dem Bericht auf ein Dreimonatstief.
Im Großen und Ganzen haben die Rallyes an den Devisenmärkten schon einiges positives vorweggenommen. Der EUR/USD zog sich nach einer achttägigen Gewinnserie zurück, aber der der AUD/USD verzeichnete sieben Tage in Folge ein Kursplus und der NZD/USD fünf Tage in Folge. Die Risikorallye ist kräftig und breit angelegt, aber da in der kommenden Woche keine wesentlichen Wirtschaftsberichte außerhalb der USA veröffentlicht werden, dürfte sich der US-Dollar langsam erholen.