Wieder abwärts: Auch in der vergangenen Woche haben sich die deutschen Aktienmärkte deutlich schwankend präsentiert, dabei aber im Gegensatz zur Vorwoche letztlich ein merkliches Minus verzeichnet. Für positive Impulse sorgten zwar einige besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten wie beispielsweise die Unternehmensstimmung in Europa oder das Ifo-Geschäftsklima hierzulande. Dagegen trübten vor allem wieder ansteigende Infektionszahlen in der Corona-Pandemie, die die Angst vor einer zweiten Welle in der Viruskrise schürten, die Stimmung. Nachdem die Anleger ihre Hoffnungen zuletzt zunehmend auf die Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen gesetzt hatten, machte sich wieder starke Zurückhaltung und Nervosität breit. Die weitere Reduzierung der Prognose für die Weltwirtschaft in diesem Jahr durch den Internationalen Währungsfonds trug das ihre bei. Auch Sorgen vor eventuellen neuen US-Strafzöllen auf europäische Waren wirkten sich negativ aus.
Buy the rumor, sell the fact
Der Deutsche Aktienindex () sank im Wochenvergleich um 2,0 Prozent auf 12.089,39 Punkte. Die Papiere von Wirecard (DE:) setzen ihren für einen Dax-Wert beispiellosen Kursabsturz fort, innerhalb von sieben Handelstagen stand hier ein Verlust von etwa 99 Prozent zu Buche. In der vergangenen Woche war es nach einem kurzen Aufbäumen des Kurses vor allem der Insolvenzantrag und die folgende Nachricht, Kreditkartenanbieter würden ihre Geschäftsbeziehungen zu dem Zahlungsdienstleister überdenken, die den Kurs einbrechen ließen. Die Titel von Indexwert Bayer (DE:) legten in Erwartungen eines weitreichenden Vergleichs im Rechtsstreit um Auswirkungen des Wirkstoffs Glyphosat merklich zu, nach Verkündung dieses Sachverhalts trennten sich viele Investoren allerdings von den Papieren getreu dem alten Börsenspruch „Buy the rumor, sell the fact“. Auf Wochensicht ergab sich auch hier ein Verlust, der aber in etwa dem des Dax entsprach. Der büßte im Wochenvergleich 2,4 Prozent auf 25.620,35 Zähler ein. Die seit Anfang vergangener Woche in den Index abgestiegenen Titel der Lufthansa (DE:) vollführten einen Steig- und Sinkflug, verzeichneten letztlich aber einen Wochenverlust. Nach der Erleichterung über die Annahme des staatlichen Rettungspakets durch die außerordentliche Hauptversammlung gewannen wieder Bedenken hinsichtlich der Folgen für die Fluggesellschaft die Oberhand. Der gab im Wochenvergleich 3,2 Prozent auf 2.911,83 Punkte ab. Der
m:access All-Share hielt sich mit einem Abschlag von 0,3 Prozent auf 2.632,44 Zähler einmal mehr vergleichsweise gut.
Anleihen: Steigende Unsicherheit sorgt für Auftrieb
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche von der wieder gewachsenen Unsicherheit der Marktteilnehmer profitiert und zugelegt. Vor allem Sorgen um erheblich gestiegene Infektionszahlen in den USA und die dortige Rücknahme von Lockerungsmaßnahmen sorgten für Auftrieb bei den als sicher geltenden Bundespapieren. Im Wochenvergleich fiel die der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,42 auf -0,48 Prozent. Die Umlaufrendite ging von -0,43 auf -0,49 Prozent zurück.
US-Märkte litten unter Corona-Sorgen
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche spürbar unter den wieder erwachten Corona-Sorgen gelitten. Hierzu trugen auch neue Rekordstände bei den Neuinfektionen in den USA bei. Der verlor im Wochenvergleich 3,3 Prozent auf 25.015,55 Punkte. Der breiter gefasste rutschte um 2,9 Prozent ab auf 3.009,05 Zähler. Der technologielastige büßte 1,6 Prozent auf 9.849,36 Punkte ein.
Strapazen für die Anleger-Nerven
Die deutschen Aktienbörsen könnten auch in der aktuellen Woche die Nerven der Anleger strapazieren. Unverändert schwankt die Stimmung an den Märkten zwischen Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung durch staatliche und finanzpolitische Unterstützungsmaßnahmen sowie durch die überreichlich vorhandene Liquidität auf der einen und den Befürchtungen einer zweiten Corona-Welle inklusive neuer Gegen-Maßnahmen auf der anderen Seite. Dies könnte je nach Nachrichtenlage die Märkte wieder in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen, wobei Beobachter nicht davon ausgehen, dass sich ein klarer Trend herausbilden wird – egal ob auf- oder abwärts.
Viele potenzielle Unsicherheitsfaktoren
Neben der derzeit alles beherrschenden Corona-Pandemie und ihren Folgen bestehen aktuell aber auch weitere Risikofaktoren für die Börsen, die in den vergangenen Wochen über weite Strecken ausgeblendet wurden. Da sind zum einen die Handelskonflikte der USA, zuvorderst natürlich der mit China, aber durchaus auch der mit der EU, bei denen letztlich noch wenig geklärt ist. Zudem rückt der Brexit immer näher und dabei die Gefahr eines Ausstiegs Großbritanniens ohne Abkommen. Und schließlich steht in diesem Jahr noch die Präsidentschaftswahl in den USA bevor, die durchaus das Potenzial hat, die Märkte zu bewegen. Viele potenzielle Unsicherheitsfaktoren also.
Inwieweit die anstehenden Konjunkturdaten die Richtung an den Börsen nachhaltig beeinflussen werden, ist ungewiss. Mit Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland, der Eurozone, den USA und China gibt es zwar eine ganze Reihe von wichtigen Veröffentlichungen, auch die US-Arbeitsmarktdaten dürften auf großes Interesse bei den Anlegern stoßen. Allerdings haben die vergangenen Wochen gezeigt, dass die Auswirkungen selbst überraschend guter Zahlen zuletzt zeitlich recht begrenzt geblieben sind.
Hinsichtlich von Einzelunternehmen dürften weiterhin die Ereignisse bei Wirecard im Fokus stehen. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, den Geschäftsbetrieb fortsetzen zu wollen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag. 29.06.: ; ; ; (USA)
Dienstag, 30.06.: Importpreise in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; US-Verbrauchervertrauen; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA); S&P/Case-Shiller Hauspreisindex (USA);
Mittwoch, 01.07.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Arbeitsmarktzahlen für Deutschland; Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; ; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; ; ; Caixin-Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe in China
Donnerstag, 02.07.: Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ; Werkaufträge in den USA; Handelsbilanz der USA
Freitag, 03.07.: Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone