Beim aktuellen 15. BRICS-Gipfel geht es nicht nur um wirtschaftliche Macht, sondern auch um Repräsentation und den Aufbau einer gerechteren, integrativeren Weltordnung. Es geht darum, dem globalen Süden eine Stimme zu geben, die gehört und respektiert wird. Und es geht darum – so die Sicht der BRICS-Länder –, ein Jahrhundert westlicher Hegemonie und eine zu große und ungerechte Überrepräsentanz des Westens zu beenden.
Das Treffen, das von heute an in Südafrika stattfindet, bleibt ein wichtiges Tor zum Rest des Kontinents, insbesondere zum südlichen Afrika, wo es reichlich Bodenschätze gibt, die für die aufstrebenden Industrien etwa im Bereich der künstlichen Intelligenz unerlässlich sind.
Diesmal liegt das Augenmerk auf der Bildung der BRICS, die sich als BRICS+ herausstellen könnten. 22 Länder haben bereits um den Beitritt gebeten und viele haben Interesse gezeigt, darunter Algerien, Argentinien, Ägypten, Iran, Mexiko, Nigeria, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die alle reich an Öl und Gas sind und eine große Handelsbilanz zwischen den wichtigsten BRICS-Ländern aufweisen.
Der Aufstieg der BRICS und die gegen Russland verhängten einseitigen Sanktionen sowie der Ausschluss Russlands aus dem globalen SWIFT-Finanzsystem haben den Druck zur Abkehr vom US-Dollar verstärkt. Seit der Verhängung der Sanktionen wird der Handel zwischen bestimmten Ländern des globalen Südens zunehmend in Nicht-Dollar-Währungen abgewickelt. So ist beispielsweise die chinesische Währung, der Renminbi, zur bevorzugten Währung für einige Transaktionen der BRICS+-Länder (Brasilien, Indien, Iran und Saudi-Arabien) geworden.
Vergleicht man die BRICS-Länder mit den G7, so stellt man fest, dass die BRICS-Länder fast die Hälfte der Weltbevölkerung stellen, 30 % des weltweiten BIP erwirtschaften, über die größten Währungsreserven von 4,4 Billionen Dollar verfügen und 16 % des gesamten Welthandels ausmachen.
Die wichtigsten Ergebnisse, die von diesem Treffen, an dem Russland in Person von Außenminister Lawrow teilnehmen wird, erwartet werden, sind eine einheitliche Währung als Gegengewicht zum dominanten US-Dollar, die Förderung der Verwendung lokaler Währungen, die Prüfung des Antragsformulars für neue Mitglieder und die Entwicklung einer gemeinsamen Verteidigungshaltung, insbesondere für die BRICS-Länder, die fast 400 Milliarden Dollar an Militärausgaben tätigen und über 6.500 stationierte Atomwaffen verfügen.
Einige dieser Ergebnisse sind schwer umsetzbar, insbesondere die einheitliche Währung angesichts der politischen Probleme innerhalb der BRICS-Mitglieder selbst und der Dominanz des Dollars, der 59 % der weltweiten Devisenreserven ausmacht. Nach Angaben der Federal Reserve von 1999 bis 2019 macht der Dollar 96 % des Handels in den Vereinigten Staaten, 74 % in den asiatisch-pazifischen Ländern und 79 % in anderen Teilen der Welt aus (ohne Europa, wo der Euro dominiert).
Da die größten EU-Länder wie Deutschland, Frankreich und Italien der G7 angehören, werden sie auf der anderen Seite stehen und indirekt von der Expansion Chinas und Russlands in Afrika betroffen sein, vor allem, wenn neue Mitglieder hinzukommen, denn dann werden Öl, Gas und Mineralien auf der einen Seite liegen.
Vertreter der deutschen Wirtschaft, die im Jahr 2022 immer noch die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und die größte in der EU gewesen ist, werden die Ereignisse in Johannesburg genau verfolgen, sind doch die Verknüpfungen mit den tatsächlichen, aber auch mit vielen potenziellen BRICS-Staaten sowohl import- als auch exportseitig ziemlich eng. So ist einer der größten wirtschaftlichen und politischen Trümpfe der BRICS-Staaten der ungeheure Reichtum an Rohstoffen, um die mutmaßlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein weltweiter Verteilungskampf stattfinden könnte. Die politische Kunst wird für Deutschland darin bestehen, die besonderen, über mehrere Jahrzehnte aufgebauten Verbindungen zu den westlichen Partnern zu erhalten, sich aber gleichermaßen den neuen, aufstrebenden Kräften, die durch die BRICS repräsentiert werden, nicht per se zu verschließen. Nur dann wird die deutsche Wirtschaft ihren internationalen Status behaupten können.
Vor diesem Hintergrund könnte der Gipfel in Johannesburg einer der Wegweiser für eine nachhaltige Ausrichtung der deutschen Politik sein – der Außen- ebenso wie der Wirtschaftspolitik – und damit indirekt und auf lange Sicht auch eine Auswirkung auf die Entwicklung des deutschen Aktienindexes DAX haben.
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