Der Oktober ist an den Finanzmärkten traditionell ein extrem volatiler Monat. Einen Vorgeschmack auf diese extremen Kursausschläge bekamen wir gestern, als sich die Risikostimmung der Anleger schlagartig umkehrte. Als die US-Händler an ihren Terminals ankamen, lagen der Dow-Jones-Future mehr als 300 Punkte im Minus, und auch die Devisenmärkte hatten während des europäischen Handels herbe Verluste zu verzeichnen. Nachdem die Kurse in der ersten Stunde des New Yorker Handels stark nachgegeben hatten, stabilisierten sich sowohl die Devisen- als auch die Aktienkurse. Kurz nach Börsenschluss in London kam dann die Meldung, dass der Minderheitenführer im Senat, Mitch McConnell, den regierenden Demokraten eine kurzfristige Aussetzung der US-Schuldenobergrenze vorgeschlagen hat, wodurch die Regierungsgeschäfte bis Dezember finanziert wären.
Das sind gute Nachrichten für die Finanzmärkte, ganz gleich, wie man das Angebot der Republikaner bewertet. Wir trauen der Rallye allerdings nicht, denn McConnells Angebot ist nur eine kurzfristige Lösung. Die Republikaner weigern sich, eine langfristige Anhebung des Schuldendeckels in Betracht zu ziehen, und lehnen mehr Ausgaben im Rahmen des Infrastrukturprogramms weiterhin strikt ab. Ende November oder Anfang Dezember stehen wir vor der gleichen Diskussion.
Durch den Wegfall des unmittelbaren Ausfallrisikos hat die Politik außerdem die Argumente für ein Tapering durch die Federal Reserve im nächsten Monat gestärkt. Zu Beginn der Woche nahmen die Anleger aufgrund von Inflationsängsten und höheren Renditen Gewinne bei Aktien mit. Es dürfte nicht lange dauern, bis diese Sorgen zurückkehren. Eine gewisse Entspannung an der Preisfront könnte sich ergeben, wenn die USA ihre Erdöl-Notreserven anzapfen, aber diese Option sei derzeit nur ein "Instrument, das in Erwägung gezogen" werden könne, so die Energieministerin Jennifer Granholm.
Unterdessen könnte der US-Dollar im Vorfeld der für Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten seinen Anstieg fortsetzen. Laut ADP ist die Zahl der Arbeitsplätze im September stärker gestiegen als erwartet. Ökonomen rechnen in dieser Woche mit einem stärkeren Anstieg der Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft und einer niedrigeren Arbeitslosenquote. Obwohl die Beschäftigungskomponente des ISM-Index für den Dienstleistungssektor etwas zurückgegangen ist, hat sich die Wirtschaftstätigkeit im Dienstleistungssektor insgesamt im September beschleunigt.
Der neuseeländische Dollar stand am Mittwoch entgegen der Erwartung am Ende der Perfromance-Tabelle. Die Reserve Bank of New Zealand hob als eine der ersten großen Zentralbanken die Zinsen an, doch fiel die Zinsanhebung mit 25 Basispunkten geringer aus als vom Markt erhofft. Der neuseeländische Dollar verlor auf breiter Front. Gegenüber dem Greenback büßte er mehr als ein Prozent seines Wertes ein. Dabei spielte es keine Rolle, dass die RBNZ die Geldpolitik zum ersten Mal seit sieben Jahren gestrafft hat oder dass sie sagte, dass weitere Zinsschritte zu erwarten seien.