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Moderne Medizinprodukte sind aus dem Gesundheitsbereich nicht mehr wegzudenken. Seit Jahren ist die Innovationsrate hoch und die Zahl der abgedeckten Indikationen erhöht sich ständig. Für BioTech- und MediTech-Unternehmen bietet sich ein stark wachsendes Umfeld für neue Produkte und Behandlungsmethoden. Ihre Anwendungen reichen von medizinischen Geräten über Diagnosemöglichkeiten einschließlich der Software bis hin zu Implantaten, Spritzen und mechanischen Hilfsmitteln. Aber: Beim Einsatz am und im menschlichen Körper muss die Verträglichkeit der Produkte gewährleistet sein. Hier bieten innovative Materialien neue, vorteilhafte Eigenschaften, wie z.B. höhere Festigkeiten, bessere Löslichkeit und Verträglichkeit. Die Nanotechnologie trägt zu neuen Produktgenerationen bei, z.B. durch Veränderungen der Produktoberfläche mit Nanomaterialien, um die Verträglichkeit oder physikalisch-chemischen Eigenschaften zu verbessern. Nanopartikel können so konzipiert werden, dass sie Medikamente direkt an den gewünschten Ort im Körper transportieren. Dies ermöglicht eine präzise und effiziente Medikamentenabgabe, reduziert Nebenwirkungen und verbessert die Wirksamkeit. Welche Unternehmen sind innovativ und bieten exzellente Chancen für dynamische Investoren?
Bayer – Abgestraft, aber höchst interessant
Die Bayer-Aktie (ETR:BAYGN) (XETRA: BAYN, WKN: BAY001, ISIN: DE000BAY0017) ist derzeit ein Spielball der Schwerkraft. Jegliche News wird auf die Waagschale gelegt und führt zu weiteren Kurseinbrüchen, im laufenden Jahr sind es bereits kumuliert 41 % Abschlag. Völlig überraschend beendeten die Leverkusener zuletzt eine Phase-III-Studie zur Untersuchung von Asundexian bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko vorzeitig. Diese Entscheidung basiert auf der Empfehlung des unabhängigen Data Monitoring Committee (IDMC) im Rahmen der laufenden Studienüberwachung. Asundexian wurde als hoffnungsvoller Nachfolger für das Blockbuster-Medikament Xarelto gehandelt. Laut Aussage des IDMC zeigt sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zur Standardbehandlung. Fast zeitglich wurde der Konzern zur Zahlung von mehr als 1,5 Mrd. USD an drei ehemalige Anwender des Unkrautvernichters Roundup verurteilt. Die Kläger machten das umstrittene Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Die Geschworenen am Bundesgericht in Jefferson City sprachen den Geschädigten rund 61 Mio. USD an Schadenersatz zu. Hinzu kommt ein völlig aus der Luft gegriffener „Strafschadensersatz“ über je 500 Mio. USD. Kopfschüttelnd glaubt Bayer, dass die neue Art der Strafvergabe gegen die amerikanische Verfassung verstößt und geht in Berufung. Leider enttäuschten auch die Q3-Zahlen. Mit 10,3 Mrd. EUR lag der gesamte Konzernumsatz zuletzt zwar währungs- und portfoliobereinigt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums, nominal ergab sich jedoch ein Erlösrückgang von 8 %. Unter dem Strich verbuchte der Konzern ein Minus von 4,7 Mrd. EUR. Vor allem wegen der Division Crop Science verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen mit minus 31 % auf 1,69 Mrd. EUR erheblich. Vorstandschef Anderson kündigte harte Maßnahmen an. An der Prognose für das Gesamtjahr 2023, die im Juli vorgelegt wurde, hält das Unternehmen aber dennoch fest. Nachdem gerade erst die UBS (SIX:UBSG) in einer viel beachteten Studie ihr Kursziel für die Bayer Aktie gesenkt hat, folgt nun eine weitere Kurszielsenkung für den DAX-Titel von JPMorgan (NYSE:JPM). Die US-Investmentbank senkt ihr Target (NYSE:TGT) von bisher 47 auf 34 EUR, das Votum lautet aber nach wie vor „Neutral“. Der deutsche Pharma-Riese handelt nunmehr auf Basis des Jahres 2025e bei einem KGV von 4,2 und einer Ausschüttungsrendite von 6,7%. Erste Positionen bei rund 31,50 EUR sind angesichts der guten Fundamentaldaten eine gute Idee für mittelfristig orientierte Anleger.
Fend X Technologies – Hocheffiziente Nano-Beschichtungen in der Entwicklung
Antibiotika galt lange Zeit als Wundermittel gegen Bakterien. Doch Penicillin verliert zunehmend an Kraft: Immer mehr Keime sind dagegen resistent geworden. Und neue Antibiotika werden kaum noch entwickelt. Hinzu kommt, dass im völlig überlasteten Medizin- und Gesundheitssystem wichtige Hygienevorschriften aus Personalmangel nicht konsequent eingehalten werden können. An dieser Stelle ist es ein rettender Umstand, dass es greifbare technologische Fortschritte gibt. Die Nanotechnologie hält eine Vielzahl von Anwendungen bereit und bietet Nutzen in verschiedenen Bereichen. Neben hochtechnologischen Sektoren spielt auch die Medizin eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel können Nanopartikel für die gezielte Diagnose und Therapie von Krankheiten eingesetzt werden. In Bezug auf interagierende Menschen und ansteckende Krankheiten sind technische Hilfsmittel nötig, die es Keimen nicht ermöglichen, Kontakt- und Arbeitsflächen zu verunreinigen. Das kanadische Technologie-Unternehmen FendX Technologies (CSE: FNDX, WKN: A3D6WL, ISIN: CA3144601067) forscht an hocheffektiven Nano-Oberflächen in Form von Filmbeschichtungen oder Sprühanwendungen. Anwendungsbereiche sind Kontaktflächen jeglicher Art in öffentlichen Bereichen wie z.B. Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Kinderbetreuungsstätten. Neben einem größeren Patent-Portfolio hat man in den letzten Monaten mit Partnern bereits eine Test-Produktion aufgebaut. Dabei konnte man nachweisen, dass die Wirkungsweise unter Laborbedingungen auch in der realen Welt Bestand haben. Mit diesen Erfolgen im Rücken konnte FendX die Anschlussarbeiten mit seinem Produktionspartner Dunmore International fortsetzen, um die Skalierung der Produktion zu optimieren und die nächste Ausbaustufe in Angriff zu nehmen. Nun hat das Unternehmen Forschungsergebnisse des Technologie-Partners McMaster University veröffentlicht, welche zeigen, dass eine Filmformulierung, die photoaktive Nanopartikel und Fluorsilan kombiniert, nicht nur Bakterien abwehrt, sondern auch abtötet, nachdem sie eine Stunde lang dem Licht ausgesetzt wurde. Mit Hilfe eines Berührungstests wurde die Übertragung verschiedener Krankheitserreger (Escherichia coli, Bacillus subtilis, Pseudomonas aeruginosa und MRSA) von den Händen auf die Folienoberfläche simuliert, wobei sich eine Abstoßungswirkung von mindestens 99,8 Prozent zeigte. Die antimikrobielle Aktivität der Titanoxid-Nanopartikel tötete die auf die Oberfläche übertragenen Bakterien nach einer Stunde Lichteinwirkung sogar zu 99,6 Prozent ab. Bahnbrechende Ergebnisse, die das Management in der Fortsetzung seiner Arbeiten bestätigt. Die FNDX-Aktie befindet sich noch mitten in der kanadischen „Tax-Loss-Season“. Immerhin hält sich der Kurs bei etwa 0,22 CAD stabil und konnte zuletzt wieder steigendes Volumen auf sich ziehen. Momentan sind 56 Mio. Aktien ausgegeben, seit dem Börsengang im März 2023 sind aber noch ein Großteil der Aktien in einer LockUp-Vereinbarung hinterlegt. In Deutschland kann man den Wert an den Börsen in Frankfurt, Stuttgart, München und Berlin handeln. Die Produkte haben eine hohe Attraktivität und sind in Zeiten von gefährlichen Ansteckungskrankheiten eigentlich ein Pflichtprogramm für alle öffentliche Institutionen. Der Vertrieb startet bereits im nächsten Jahr, damit dürfte die noch niedrige Bewertung von knapp 13 Mio. CAD schnell Geschichte sein.
MorphoSys – Auf und ab nach Veröffentlichung der Pelabresib-Ergebnisse
Bei der MorphoSys-Aktie (ETR:MORG) haben sich die Short-Seller wohl richtig verzockt. Denn nach dem Ausverkauf bis auf 12 EUR im Dezember 2022 ging es in 2023 volatil immer weiter gen Norden. In der Spitze waren 11,7 % des ausstehenden Kapitals leer verkauft worden, ein Rekordwert für die deutsche Börsenlandschaft. Mitte September erreichten die Münchener mit einem Kurs von 32,28 EUR einen 160%-Anstieg gegenüber den Ausverkaufskursen zu Jahresanfang. Nun läuft die Geschichte wohl anders herum, denn MorphoSys (XETRA: MOR, WKN: 663200, ISIN: DE0006632003) steht seit der Veröffentlichung der Daten zu seinem Hauptprodukt Pelabresib stark im Rampenlicht. Erneut aufgerissen war eine größere Kurslücke von 40 % bereits wieder im November nachdem das Unternehmen Vorabergebnisse zu den Pelabresib-Studiendaten veröffentlichte. Die Börsen reagierte verschnupft und schickte die Aktie erneut auf Talfahrt. Das Krebsmittel hatte zwar das Primärziel bei Myelofibrose-Patienten erreicht, aber in wichtigen Sekundärzielen nicht gerade überzeugt. Bis auf 14,50 EUR ging es wieder nach unten, dennoch glauben wohl einige immer noch an die US-Zulassung des möglichen Kassenschlagers. Gespannt abgewartet wird deshalb der Jahreskongress der US-Hämatologen vom 9. bis 12. Dezember in San Diego, wo weitere medizinische Details zur Pelabresib-Studie diskutiert werden. Gestern dann die Aufstufung durch JPMorgan. Die US-Bank hat das Kursziel für MorphoSys zwar von 36 auf 31 EUR gesenkt, aber die Einstufung auf „Overweight“ belassen. Der europäische Pharma- und Biotech-Sektor dürfte laut Aussagen einiger JPM-Analysten im Jahr 2024 dank einer Reihe von Qualitätstiteln abermals besser abschneiden als der breite Markt. Unter den kleineren Biotech-Titeln favorisieren die Experten die Münchener MorphoSys. Die Aktie ist damit richtig heiß, zuckt jeden Tag weiter nach oben und treibt den Leerverkäufern die Schweißperlen auf die Stirn. Schon fast verdoppelt von unten, notierte der Titel gestern bei einem Schlusskurs von 27,56 EUR bestens im Markt. Natürlich kommt der Wert ursprünglich von 127 EUR, aber solche Bewertungen haben sich die Investoren bestimmt schon aus dem Kopf geschlagen. Mit einer Marktkapitalisierung von 850 Mio. EUR wird der BioTech-Titel nur mit einem kleinen Aufschlag zum aktuellen Kassenbestand gehandelt. Höchst spekulativ!
Formycon (ETR:FYB) – Zulassung für Biosimilar FYB202 eingereicht
Die Formycon AG (XETRA: FYB, WKN: A1EWVY, ISIN: DE000A1EWVY8) ist ein konzernunabhängiger Entwickler qualitativ hochwertiger biopharmazeutischer Arzneimittel, insbesondere Biosimilars. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf Therapien in der Ophthalmologie und Immunologie sowie auf weitere chronische Erkrankungen und deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der technischen Entwicklung bis zur klinischen Phase III sowie der Erstellung der Zulassungsunterlagen ab. Mit seinen Biosimilars leistet Formycon einen bedeutenden Beitrag, um möglichst vielen Patienten den Zugang zu wichtigen und bezahlbaren Arzneimitteln zu ermöglichen. Zusammen mit seinem Kommerzialisierungspartner Fresenius (ETR:FREG) Kabi hat Formycon in dieser Woche bekanntgegeben, dass die U.S. Food and Drug Administration (FDA) den Zulassungsantrag für FYB202, einen Biosimilar-Kandidaten für Stelara angenommen hat. Bei FYB202 handelt es sich um einen humanen monoklonalen Antikörper, der zur Behandlung verschiedener schwerwiegender inflammatorischer Erkrankungen eingesetzt wird. Das Referenzarzneimittel ist für die Behandlung von Schuppenflechte, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa und psoriatischer Arthritis zugelassen. Der potentielle Markt wird auf mindestens 1 Mrd. USD pro Jahr taxiert.“Nachdem die Annahme durch die EMA bereits Ende September erfolgt ist, haben wir hiermit einen weiteren wichtigen Schritt erreicht, um für Patienten mit schweren Entzündungserkrankungen eine hochwertige, sichere und bezahlbare Behandlungsoption zur Verfügung zu stellen. Bei allen wichtigen Meilensteinen, die wir uns für 2023 gesetzt haben, liegen wir damit genau im Plan„, sagt Formycon CEO Dr. Stefan Glombitza. Die Aktie von Formycon erlebte in den letzten Tagen einen kleinen Abschwung von knapp 68 auf 59 EUR. Das ist nicht das erste Mal, dass größere Verkäufe wie aus heiterem Himmel auf die Formycon-Aktie einprasseln. Offensichtlich machen einige Frühinvestoren bei guten Meldungen Kasse, um ihren üppigen Anteil zu verringern. Den mittelfristig orientierten Anleger sollte dies aber nicht abschrecken, denn mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Mrd. EUR haben sich die Biotech-Experten aus Martinsried in nur 3 Jahren verfünffacht. Formycon ist mit seiner Biosimilar-Pipeline erstklassig positioniert und profitiert von künftigen Produktverkäufen in Milliardenhöhe. Kleinere Gewinnmitnahmen sind somit normal und sollten der langfristigen Entwicklung keinen Abbruch bescheren.
FAZIT
Die Sektoren BioTech und MediTech machen wieder von sich reden. Nach monatelangem Ausverkauf stehen sie nun wieder auf der Kaufliste der Investoren. Begleitet von positiven Kommentaren der Investmentbanken erinnert man sich an die überwiegend zurückgebliebenen Titel, die nicht zuletzt in einem Zinssenkungs-Szenario wieder interessant werden. Vor einem Jahr hatten Anleger die stark wachsenden Branchen aus „Zinssteigerungspanik“ abverkauft, so sollte in einem erwarteten niedrigerem Zinsumfeld eine Branchen-Rotation in Richtung der alten Lieblinge gehen. Bayer und MorphoSys gelten als potenzielle Turnaround-Kandidaten, wobei Formycon und FendX-Technologies viele Innovationen an Bord haben, die in Zukunft gute Umsätze erzielen sollten.