Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. Diese Entwicklung gilt sowohl für Deutschland als auch für den gesamten Euroraum und die USA. Denn in allen drei Regionen blicken die Einkaufsmanager skeptischer in die Zukunft als noch vor einem Monat. Betroffen sind dabei inzwischen Industrie und Service-Sektor gleichermaßen.
Einkaufsmanagerindex für Deutschland sinkt auf 47-Monats-Tief
Für die Gesamtwirtschaft Deutschlands ist der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex im November laut einer ersten Schnellschätzung auf 52,2 Punkte zurückgegangen, von 53,4 im Vormonat. Er fiel damit auf ein 47-Monats-Tief.
Zwar zeigt der Frühindikator mit einem Punktestand von über 50 immer noch zukünftiges Wachstum an, doch das Tempo lässt immer stärker nach. Und diese Tendenz dürfte noch eine Weile anhalten. Denn der Auftragseingang stagnierte nahezu. Zudem konnten aufgrund eines starken Beschäftigungsanstiegs mit mehr Personal die vorhandenen Aufträge schneller abgearbeitet werden, so dass der Auftragsbestand inzwischen sogar schon gesunken ist. In der Industrie nahm er sogar so zügig ab wie seit Dezember 2012 nicht mehr.
Sollten nicht bald wieder mehr Aufträge eingehen, könnte es zu sinkenden Umsätzen und damit niedrigeren Gewinnen kommen. Eine Rezession wäre kaum noch zu verhindern. Und der DAX hätte diese wohl mit seinem jüngsten Korrekturtief bereits frühzeitig vorweggenommen. Seine Funktion als Frühindikator hätte er damit wieder einmal bestens erfüllt.
Eurozone mit schwächstem Wachstum seit Dezember 2014
Ähnliches gilt auch für die Wirtschaft der Eurozone und den Euro STOXX 50. Der „IHS Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion“ sank im November um 0,7 auf 52,4 Punkte und damit den niedrigsten Wert seit Dezember 2014.
Der Auftragseingang verzeichnete den zweiten Rückgang in Folge und das niedrigste Plus seit Anfang 2015. Die Auftragsbestände nahmen mit der niedrigsten Rate seit zwei Jahren zu. Und die Produktion konnte nur noch minimal gesteigert werden. Und die Geschäftsaussichten sanken auf den tiefsten Wert seit vier Jahren.Auch hier ist also keine Besserung in Sicht, sondern eher das Gegenteil.
Immerhin deutet der aktuelle Wert des Composite-Index noch auf ein Wachstum der Eurozone zum Jahresausklang von 0,3 % hin. Aber mit Blick auf die Entwicklung im Auftragseingang könnte das Wachstumstempo zum Jahresbeginn 2019 weiter nachlassen.
Auch beim Wachstum der US-Wirtschaft werden Bremsspuren sichtbar
Diesem Trend können sich inzwischen auch die USA nicht mehr entziehen. Das Wachstum fällt dort zwar noch deutlich robuster aus, doch auch hier werden die Bremsspuren inzwischen deutlicher. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex ist im November von zuvor 54,9 auf nun 54,4 Punkte gefallen.
Abgesehen von der Erholung im Oktober ist die Tendenz seit Mai abwärts gerichtet. Und die Auftragsbücher der US-Unternehmen haben sich im November mit dem niedrigsten Tempo seit Dezember 2017 gefüllt. Dies deutet darauf hin, dass sich der Abwärtstrend fortsetzt. Das BIP-Plus von 3,5 % im 3. Quartal 2018, das nach +4,2 % im 2. Quartal schon deutlich geringer ausfiel, dürfte sich im Schlussquartal noch etwas weiter abgeschwächt haben.
Fazit
Die USA haben beim Wirtschaftswachstum noch klar die Nase vorn. Und die aktuellen Daten fallen dort noch sehr solide aus. Doch im Trend scheinen sich die USA der Eurozone und Deutschland langsam anzuschließen. Während die USA aber von einer Rezession noch Meilenweit entfernt scheinen, ist eine solche im Euro-Gebiet bereits gefährlich nahe. Keine Frage, dass es da den Aktienmärkten schwer fallen dürfte, ihre Höchststände auf absehbare Zeit noch einmal zu erreichen, geschweige denn deutlich zu überbieten. Letztlich passt dies aber zu meiner Erwartung einer großen Konsolidierung auf hohem Niveau.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus