Die Zeit der ultralockeren Geldpolitik scheint am Anfang ihres Endes zu stehen. Laut dem gestern Abend veröffentlichten Fed-Protokoll zur jüngsten Zinssitzung vom 14. Juni stimmte die Mehrheit der Mitglieder im Offenmarktausschuss (FOMC) für den sogenannten Exit. Oder anders ausgedrückt: Die angehäuften Wertpapiere der Fed sollen wieder schrittweise abgebaut werden.
Mit Hilfe ihres QE-Programms blähte die Zentralbank seit der Krise von 2008 ihre Bilanz mit US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS) auf 4,5 Bio Dollar aus. Sie übte damit einen sehr starken Einfluss auf die Märkte für Staatsanleihen und Hypothekenpapieren aus.
Schrittweiser Abbau um eine halbe Billionen Dollar pro Jahr
Die Reduzierung soll dabei Schritt für Schritt ablaufen. Nach der Fed-Chefin Janet Yellen soll eine Reduzierung der Reinvestitionen im Oktober beginnen. Dabei werden die Reinvestitionen in Staatsanleihen zunächst um bis zu 6 Mrd. USD pro Monat gekürzt. Die Summe steigt dann innerhalb eines Jahres auf 30 Mrd. USD. Ähnlich verhält es sich bei den MBS-Papieren. Bei diesen wolle man mit 4 Mrd. USD beginnen und nach einem Jahr bei monatlich 20 Mrd. USD landen. Damit würde sich die Summe der Staatsanleihen um circa 230 Mrd. USD und die der MBS-Papiere um etwa 170 Mrd. Reduzieren. Insgesamt wäre das für 2018 eine Reduktion von rund 400 Mrd. US-Dollar. Für 2019 könnte man dann schon mit gut 500 Mrd. rechnen.
Nächster Schritt der Fed
Es ist davon auszugehen, dass auf der Fed-Sitzung im September der Beginn dieser Maßnahmen verkündet wird und dann im Dezember ein weiter Zinsschritt beschlossen wird. Passend dazu geht auch der Markt mehrheitlich von einem weiteren Zinsschritt in diesem Jahr aus (laut dem Fed Watch Tool der CME Group).
Die Börse und ihre Erwartungen
Da diese Erwartungen an den Märkten bereits eingepreist sind, kommt es nun darauf an, ob es zu Abweichungen von den Plänen kommt. Sollte sich der Exit und/oder eine weitere Zinsanhebung verzögern, wäre dies eine Überraschung und dürfte zu entsprechend großen Kursreaktionen führen.
Bund-Future betroffen
Auf den Aktienmärkten fiel die große Kursreaktion bis dato verhalten aus. Auf den Anleihemärkten jedoch führte die bloße Ankündigung des Exits der US-Notenbank Mitte Juni schon zu einem Kursverfall. Die zukünftig geringere Nachfrage nach Anleihen seitens der Fed lies deren Kurse fallen und die Zinsen steigen. Selbst unser heimischer Bund-Future war davon betroffen (siehe roter Pfeil Nr. 1 im folgenden Chart).
Was Draghi dazu sagt
Wirklich heftig reagierte dieser aber erst als der oberste Hüter des Euro, Mario Draghi, auch eine mögliche Straffung ansprach. Dieser deutete eine „graduelle Anpassung“ der Geldpolitik an die anhaltende Konjunkturerholung in Europa an (siehe auch „Börsen reagieren auf Draghi-Rede“). Da die extrem „teuren“ Anleihen damit einen ihrer größten Käufer verlieren, trennten sich viele Investoren von ihren überteuerten Papieren. Dies führte dann zu dem Kurssturz im Bund-Future (roter Pfeil Nr. 2).
Große Trendwende im Bund-Future eingeleitet
Die EZB hat damit im Zusammenspiel mit der Fed für die große Trendwende im Bund-Future gesorgt. Wie im Chart zu sehen ist, wurde in Folge die Keilformation (dicke grüne und rote Linie) nach unten durchbrochen. Damit entstand ein eindeutig bearisches Signal.
Passend dazu, scheiterte der Kurs mit den jüngsten Hochs zweimal an der horizontalen Linie bei 165,38 Punkten von unten (rote Pfeile Nr. 1 und 2). Dabei wurde nicht nur ein tieferes Hoch ausgebildet, sondern nun durch den Fall aus der Keilformation auch ein tieferes Tief (seit dem Zwischenhoch vom April). Ob gewollt oder nicht, haben die beiden Zentralbanken nun auch formell den Abwärtstrend, und damit die kurzfristige Trendwende, eingeleitet (siehe roter Trendkanal im folgenden Chart).
Dazu kommt noch, dass auch schon das Hoch vom 18. April 2017 gegenüber dem Hoch vom 30. September 2016 bereits tiefer lag. Rutscht der Kurs nun sogar unter das Tief vom 8. Dezember 2016, spricht damit einiges für die große Trendwende im Bund-Future.
Damit hat sich meine Einschätzung gegenüber den tiefen Hochs aus der vorangegangenen Bund-Future-Analyse vom 30. März bestätigt: „Eine Auswirkung der reduzierten Anleihenkäufe könnte zum Beispiel sein, dass die Zinsen nicht mehr so weit sinken und die Kurse der Anleihen nicht mehr so stark steigen.
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Über Short und Long"
Schon in dieser Ausgbe gab ich den Rat, aus vorhandenen Long-Trades langsam auszusteigen und stattdessen in erste kleine Short-Trades einzusteigen. Vor allem wenn der Kurs in den Bereich von 165 Punkten vordringt.
Gut, dass wir uns an unseren eignen Ratschlag gehalten haben. So konnten unsere Leser des „Target-Trend-CFD“ mit Hilfe eines kleinen Kapitaleinsatzes mit diesem Short-Trade auf den Bund-Future innerhalb eines Monats einen Gewinn von mehr als 600 Euro verdienen. Auch weiterhin sollte man im Hinblick auf die große Trendwende sein Geld eher auf Short-Trades setzen.
Die Anleihenkurse werden vermutlich nicht rapide ins Bodenlose abstürzen, da sie fürs erste weiterhin durch die Anleihenkäufe der EZB gestützt werden. Wie aber auch die Umlaufrendite andeutet, die ihren Ausbruch auf ein neues Hoch begonnen hat, sollte der Kurs in einen flachen Abwärts- und die Zinsen dementsprechend in einen ebensolchen Aufwärtstrend übergehen.
Die große Trendwende am Anleihenmarkt ist also im Gange!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus