Die Stimmungsanalyse der Anleger als Indikator nutzen

Veröffentlicht am 09.12.2021, 10:34
Aktualisiert 11.01.2024, 08:21

Sentimentanalyse 21-48 - Fragile Stimmungslage




Anhand der Anlegerstimmung mit dem technischen Fundament kann man die aktuelle Situation und mögliche Entwicklungsszenarien für die Zukunft ableiten. Diese helfen uns, unsere Anlageentscheidungen fundiert zu treffen und die allgemeine Entwicklung der Börse dabei zu berücksichtigen. Tiefs lassen sich mit der Sentimentanalyse recht treffend identifizieren und so günstige Einstiegsmöglichkeiten entdecken.

Bei der Sentimentanalyse, die ich seit 2006 unter deutschen Anlegern und seit 2014 in Kooperation mit dem Handelsblatt erstelle untersuche ich in der Regel wöchentlich folgende sowie weitere Faktoren:

  • Stimmung der Anleger
  • Zukunftserwartung der Anleger
  • Investitionsbereitschaft
  • Euwax-Sentiment der Privatanleger
  • Put/Call-Verhältnisses an der Eurex
  • Put/Call-Verhältnis der CBOE
  • Investitionsquote der US-Fondsmanager
  • Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger
  • Technisches Angst und Gier Index des S&P 500
  • Short Range Oscillator für US-Börse


Eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse erhalten die Heibel-Ticker PLUS und Standard Leser jeden Freitag abend in Ihr Mailfach. So kann man sich ruhig über das Wochenende informieren und die neuen Erkenntnisse bei Anlageentscheidungen für die kommende Woche berücksichtigen.

Die letzte Sentimentumfrage liefert wichtige Hinweise darauf, ob die Korrektur bald enden dürfte, oder noch Schlimmeres zu fürchten ist. Insbesondere die niedrige Cashquote macht mir Sorgen. Meine Interpretation der Analyse lesen Sie nachfolgend. Die Analyseergebnisse können Sie im Detail in Kapitel 03 der aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe siehe unten finden.


Sentimentanalyse 21/48 – Fragile Stimmungslage (vom 3.12.21)

Unsere Sentimentindikatoren schlagen aus, viele Werte erreichen Extrembereiche. Die Nerven der Anleger werden so langsam freigelegt, die Polarisierung steigt: Entweder ein Crash, oder aber eine Weihnachtsrallye. Dazwischen scheint es nicht viel Spielraum zu geben.

Die hohe Investitionsquote und der extrem niedrige Cashbestand machen den Aktienmarkt anfällig für schlechte Nachrichten. Die derzeit aufgekeimte Hoffnung, Omikron könnte weniger tödlich sein als Delta, könnte jederzeit durch die Meldung über entsprechende Todesfälle zunichte gemacht werden.

Auch schimmert ein wenig Verzweiflung durch die Ankündigung des US-Notenbankchefs Jay Powell, er werde das Zurückfahren der Anleihekäufe beschleunigen. Gerade jetzt, wo Omikron, wenn es auch nicht so tödlich sein sollte wie Delta, doch durch die schnelle Ausbreitung erneut die globalen Lieferketten beeinträchtigen könnte.

Es ist absehbar, dass auch der Konjunkturaufschwung an Dynamik einbüßen wird, wenn der Industrie in den kommenden Monaten erneut wichtige Bauteile fehlen. Doch fehlende Bauteile und Lieferprobleme bei Endprodukten vermindern das Angebot bei gleichbleibender Nachfrage, weiterer Inflationsdruck ist auch bei einer nachlassenden Konjunkturdynamik vorprogrammiert. Es scheint, Jay Powell hat keine andere Wahl, als die Konjunktur mit einer strafferen Geldpolitik zu schwächen, um den Inflationsdruck überhaupt noch kontrollieren zu können.

Auf der anderen Seite ist die Kaufabsicht unter den Anlegern so groß, dass, wie ein Blick in die Sentiment-Historie zeigt, jegliche Rückschläge frühzeitig gekauft werden und der DAX somit in den kommenden Monaten deutlich stärker ansteigen sollte als im historischen Durchschnitt.

Die Frage ist natürlich: Womit sollen die Käufe erfolgen, wenn der Cashbestand so gering ist?

Damit ist der DAX sehr anfällig für einen erneuten Ausverkauf, der kurz, aber heftig dafür sorgen könnte, dass viele Anleger ihre Positionen auf den Markt werfen. Anschließend wäre der Weg frei für eine Aufholjagd des DAX, und im neuen Jahr wären dann auch wieder neue Rekordstände möglich.

Bleiben weitere Hiobsbotschaften hingegen aus, könnte es eine Weile zottelig weiter gehen.

Der Goldpreis ist diese Woche stark eingebrochen (-2%). Die Unterstützung bei 1.800 USD/Oz wurde nach unten durchbrochen, die Stimmung ist parallel zum Preissturz ebenfalls eingebrochen. Aktuell notiert die Gold-Stimmung an der Schwelle zu extremer Niedergeschlagenheit, die Gold-Erwartung hingegen ist moderat bullisch. Das ist zwar konstruktiv für künftig wieder steigende Preise, bedarf jedoch ein wenig extremerer Werte, um eine Handlungsempfehlung abzuleiten.

Der Ölpreiseinbruch, den wir anhand der Sentimentdaten vor sechs Wochen auf den Punkt genau abgeleitet haben, dürfte bald enden: Extreme Niedergeschlagenheit gepaart mit einem angesprungenen Zukunftsoptimismus sorgen häufig für einen stabilen Boden, auf dessen Grundlage ein Ausverkauf, wie wir ihn in den vergangenen Wochen gesehen haben, endet.

Die Preisstabilisierung beim Bitcoin hat die Stimmung bereits nach oben schnellen lassen. Der Zukunftsoptimismus ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Ein stabiler Boden, auf dessen Grundlage neue Hochs erklommen werden könnten, wurde noch nicht gebildet, dazu verlief die Korrektur zu schnell, bzw. erzeugte zu wenig Angst.

Die Details der zugrundeliegenden Sentimentanalyse finden Sie in Kapitel 03 unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe 21/48. Morgen Abend wird die nächste Analyse an die Heibel-Ticker Abonnenten verschickt. Sie erfahren darin, wie sich das Anlegersentiment verändert hat und wie die nächsten Entwicklungen am Aktienmarkt aussehen können.


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