Der unerwartete Einbruch des Dollars am vergangenen Freitag könnte ein Vorläufer von weiteren Rückgängen des Dollars sein, der in dieser Woche Futures auf Energie, Metalle und Agrarerzeugnisse heben und die Marktfundamente außerhalb von Währungsfragen neu testen könnte.
Da fast alle der bedeutenden Rohstoffe in Dollar ausgepreist werden, spielt die US-Währung eine eher übergroße Rolle in deren Kursen, d.h. ein festerer Dollar bedeutet eine schwächere Nachfrage nach Rohstoffen und umgekehrt. Während die Kosten von Ressourcen von der Nachfrage durch Hersteller, Verbraucher und Investoren gegenüber dem Angebot bestimmt wird, verzerrt die relative Stärke bzw. Schwäche des Dollars gegenüber dem Euro und dem Yen häufig das Bild. Der fortdauernde Handelskrieg der Vereinigten Staaten gegen die EU und China schafft eine weitere Anomalie am Rohstoffmarkt und drückt Dinge wie Kupfer unter ihren fairen Wert, sagen zumindest die Analysten von Citigroup.
Nachdem er am Donnerstag seinen höchsten Stand in einem Jahr erreicht hatte, beendete der Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber einem Korb aus sechs Leitwährungen abbildet, die Woche mit seinem größten Tagesverlust seit dem 29. Juni. Die Rohstoffkurse gingen in die andere Richtung, mit den Futures auf US-Rohöl, Kupfer, Gold und Mais allen zwischen 1% und 2% höher über den Tag, auch wenn die meisten unter ihnen die Woche dennoch mit Verlust abschlossen, wegen der schweren Verluste die zuvor in der Woche angefallen waren.
Der Dollar sackte ab, nachdem Donald Trump dem US-Wirtschaftssender CNBC gesagt hatte, dass er keineswegs begeistert sei von den Zinserhöhungen der Federal Reserve und das diese wegen des stärkeren Dollars der US-Exportwirtschaft Schaden zufügten. Der Präsident droht in dem Interview auch damit, die gesamten US-Importe aus China im Wert von 505 Mrd USD im Jahr mit Zöllen zu belegen, was über seine anfängliche Drohung nur Waren im Wert von 200 Mrd USD mit Abgaben zu belegen, hinausgeht. Er verfolgte das Thema weiter mit Twitterbotschaften, in denen er China und die Europäische Union der Währungs- und Zinsmanipulation zum Nachteil der Vereinigten Staaten beschuldigte.
Während Trump der erste US-Präsident in einem Vierteljahrhundert ist, der die Geldpolitik der Fed monierte, ist er keineswegs der erste, der Peking wegen angeblicher Manipulation des Wechselkurses ins Visier nimmt (Obama hat das auch gemacht). Und Chinas übliche Ausflüchte gegenüber solchen Anschuldigungen lassen vermuten, dass er nicht der letzte Amtsinhaber im Weißen Haus sein wird.
Wenn das so ist, wieso wurden die Devisenhändler dann nervös und stießen auf seinen Bemerkungen hin den Dollar ab?
Die lange überfällige Dollar Korrektur
Einige Devisenhändler sagen, dass die Abwärtsbewegung beim Dollar teilweise einfach eine seit langem fällige Korrektur nach einer dreimonatigen Rallye ist und Trumps Ausführungen den Verkäufern lediglich einen guten Anlass gaben.
Der Abwärtstrend könnte sich diese Woche fortsetzten, meinten sie.
“Der Dollar könnte sowieso wegen Gewinnmitnahmen fallen,” schrieb Fawad Razaqzada, Chartanalyst bei forex.com, in seinem vor dem Wochenende erschienenen Kommentar. “Eine harte Fed und zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr könnten schon jetzt eingepreist sein.”
Razaqzada sagte, seine technischen Charts für den Dollarindex und den USD/JPY Kurs zeigten negativ aussehende Kerzenhalter mit Widerstandsmarken bei 95,50 bzw. 113,00 auf Tagesbasis. Sollte sich nichts ändern, dann “deuten diese Muster einen kurzzeitigen Rückzug an”.
Die täglichen Fibonacci-Werte von Investing.com sehen den Dollarindex “neutral” und den USD/JPY als “verkaufen”. Für den Dollarindex, kommt der Wendepunkt bei 95,02 und dder erste Widerstand bei 95,31, der zweite bei 95,50 und der dritte bei 95,79. Für den USD/JPY Kurs liegt der Wendepunkt bei 111,81 und die Widerstände auf 112,28, 112,58, 113,05.
Auch ohne ein weiteres Abrutschen könnte der Dollar einer ereignisreichen Woche entgegensehen, als die Einkaufsmanagerindizes der produzierenden Gewerbe in Deutschland und Europas hereinkommen, die Europäische Zentralbank eine Pressekonferenz abhält und in den USA Daten zu den Umsätzen mit Wohnhäusern und langlebigen Gütern erscheinen, was einen vollgepackten Kalender ergibt. Die wichtigsten Daten, das US-BIP zum Q2 gibt es erst am Freitag, was dies zu einer besonders spannenden Zeit macht, für alle die den Dollar halten.
Gold als Anlage für Dollarbären
Unter den Rohstoffwerten legt Razaqzada besondere Aufmerksamkeit auf Gold und Silber, die Stellvertreterwetten für Dollarbären sind.
Während der tägliche Chart von Investing.com Gold als “stark verkaufen” bewerten, ist Unterstützung nicht mehr weit entfernt, bei 1.230,94 USD die Feinunze - weniger als einen Dollar unter dem letzten Kurs vom Freitag von 1.231,90 USD. Für Silber kommt die erste Unterstützungsmarke bei 15,508 USD die Feinunze. Im Vergleich dazu lag der letzte ermittelte Preis letzte Woche auf 15,517 USD.
“Als die Leerverkäufer ihre Gewinne nach den heftigen Verlusten der letzten Zeit kassieren, könnten Schnäppchenjäger die derzeitigen Edelmetallkurse durchaus attraktiv finden” kommentierte Razaqzada.
Nicht alle sind allerdings so zuversichtlich beim Gold. Die Pariser Investmentbank BNP Paribas senkte ihre Prognose für 2019 auf 1.100 die Feinunze, während sie für dieses Jahr noch 1.250 USD in Aussicht gestellt hatte.
Phillip Streible, hochrangiger Analyst beim Chicagoer Broker RJO Futures sagte, dass während er die Idee eines Kaufs von US-Goldfutures für Oktober bei 1.250 USD möge, sei er sich nicht sicher, wann das Edelmetall sich wieder erholen werde. “Trumps Kommentare werden die Fed nicht davon abhalten die Zinssätze anzuheben.” fügte er hinzu.
Produktion schadet Ölpreis; Agrarprodukte ein Engagement wert
Am Ölmarkt dürften die Sorgen über ein wachsendes globales Angebot wahrscheinlich mit der positiven Stimmung durch jegliche Schwäche des Dollars in Konflikt geraten.
Die jüngsten Zahlen der Organisation Erdölexportierender Länder zeigten, dass die saudische Ölförderung im Juni auf ihr höchstes Niveau seit 2016 gestiegen ist. Die US-Ölförderung hatte in der letzten Woche zum ersten Mal 11 Mio Fass am Tag erreicht. Damit ist sie seit November um fast 1 Mio Fass am Tag gestiegen, was vor allem dem schnellen Ausbau der Schieferölförderung zu verdanken ist.
Die Rohölkontrakte auf die Sorten US West Texas Intermediate und Brent verzeichneten ihren jeweils dritten Wochenverlust in Folge, obwohl sie auf den Einbruch des Dollars am Freitag hin Gewinne verbuchen konnten.
Die Agrarmärkte könnten in einer besseren Position sein, um von dem Rückgang des USD zu profitieren, so Hackett Financial Advisors aus Florida, die den Sektor genau im Auge behalten.
“Wir denken, dass bis August das Plateau des Dollars vollständig sein wird und zu einer beschleunigten Abwärtsbewegung in den Herbst hinein führen wird, was Agrarprodukten zusätzlichen Rückenwind verschaffen dürfte” sagte Shawn Hackett, Gründer und führender Analyst des Beratungsunternehmens. “Das wird weiter gestützt, da smartes Geld sich anscheinend in wichtige Rohstoffe einkauft.”
Hacketts Favoriten für schnelle Gewinne am Agrarmarkt sind unter anderem Weizen, Kaffee, Zucker und Schweinefleisch.