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Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Fed-Geldpolitik im Jahr 2023 verändern?

Veröffentlicht am 02.11.2022, 06:15
  • Die Leiter regionaler Zentralbanken wechseln im FOMC nächstes Jahr in stimmberechtigte Positionen
  • Das Kräfteverhältnis von Falken und Tauben könnte in einem volatilen wirtschaftlichen Umfeld kippen
  • Die Inflation bleibt hoch, Wachstum und Beschäftigung bleiben weiterhin robust
  • Zum Jahresende hin wird immer wieder über die Rotation der Präsidenten der Fed-Regionalbanken spekuliert, die im Federal Open Market Committee (FOMC) stimmberechtigt sind, doch dieses Jahr ist das Thema von noch größerer Bedeutung, schließlich befindet sich das geldpolitische Gremium mitten in einem aggressiven Zinserhöhungszyklus.

    Wenn Beobachter der Fed glauben, dass die Stimmberechtigten des FOMC im Jahr 2023 eine eher milde Haltung einnehmen, könnte dies ein Zeichen der Verzweiflung sein. Alle 12 regionalen Bankchefs nehmen an der Debatte teil, die stimmberechtigten Mitglieder haben jedoch mehr Einfluss, immerhin kann eine gegenteilige Meinung durchaus ein Signal setzen.

    Von den derzeitigen Stimmberechtigten des FOMC haben sich James Bullard (St. Louis), Esther George (Kansas City) und Loretta Mester (Cleveland) auf die Seite der Falken geschlagen, d.h. derjenigen, die höhere Zinssätze befürworten, um die Inflation zu stoppen. Susan Collins, die in diesem Jahr wahlberechtigt ist, ist neu in Boston und gilt als Vertreterin einer eher gemäßigten Geldpolitik.

    Aber es wird immer schwieriger, das genau zu erkennen. Bullard plädierte für eine größere Zinserhöhung im März, während George der Meinung war, dass eine kleinere Erhöhung im Juni weniger abrupt sein würde. Einige Beobachter erwarten, dass George diese Woche aus demselben Grund erneut eine abweichende Meinung vertreten wird.

    Neel Kashkari aus Minneapolis und Charles Evans aus Chicago gehören zu denjenigen, die im nächsten Jahr in stimmberechtigte Positionen wechseln. Sie gelten als Vertreter einer moderaten Geldpolitik, allerdings weniger im derzeitigen inflationären Umfeld. Patrick Harker aus Philadelphia gehört eher zur Gruppe der Falken, und die neue Direktorin Lorie Logan aus Dallas, eine ehemalige Vizepräsidentin der New Yorker Fed, ist eher neutral eingestellt.

    Es gibt jedoch auch drei neue Mitglieder im Board of Governors, die über ein ständiges Stimmrecht verfügen. Diese drei gelten als eher dovish und könnten den Ausschuss in diese Richtung weiter lenken. Lisa Cook und Philip Jefferson traten ihr Amt im Mai an, und Michael Barr, stellvertretender Vorsitzender der Bankenaufsicht, trat dem Komitee im Juli bei.

    Traditionell folgt eine konsensorientierte Fed der Führung des Vorsitzenden, und die 12 stimmberechtigten Mitglieden haben die jüngsten Zinserhöhungen überwiegend mitgetragen. Eine im September veröffentlichte Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen ergab jedoch, dass die Mehrheit der Befragten für 2023 mit einem geldpolitisch eher zurückhaltenden FOMC rechnet. Nur ein Drittel sagte, dass es keinen Unterschied machen würde.

    Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, hat sein Bestreben, die Inflation einzudämmen, eindrucksvoll demonstriert, aber der ehemalige Anwalt und Partner des Private-Equity-Fonds Carlyle Group hat sich in diesem volatilen Umfeld alles andere als souverän präsentiert. Er hat sich als beeinflussbar gezeigt und folgt dem Rat der Ökonomen der Fed-Zentrale in Washington.

    Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee, FOMC) wird auf seiner Sitzung in dieser Woche voraussichtlich zum vierten Mal in Folge den Leitzins um 0,75 % anheben. Damit steigt der Zins von derzeit 3,0 % bis 3,25 % auf 3,75 % bis 4,0 %. Die Frage ist, ob sie dieses Tempo auf ihrer letzten Sitzung 2022 Mitte Dezember beibehalten oder drosseln wird.

    Die Kerninflation - ohne Lebensmittel- und Energiepreise - blieb im September unverändert hoch, wie der Index der persönlichen Konsumausgaben am Freitag zeigte. Die Preise des von der Fed bevorzugten Inflationsmaßes stiegen im Monatsvergleich um 0,5 % und im Jahresvergleich um 5,1 % - sie liegen damit immer noch deutlich über dem 2 %-Ziel der Fed.

    Für die Regierung waren das schlechte Nachrichten im Vorfeld der Zwischenwahlen am 8. November, trotzdem bleibt das Beschäftigungs- und Wirtschaftswachstum relativ stark. Das Wirtschaftsministerium berichtete am Donnerstag, dass das BIP im dritten Quartal eine jährliche Wachstumsrate von 2,6 % aufwies, wobei Analysten umgehend darauf hinwiesen, dass die volatilen Handelsdaten die Ergebnisse verzerrten. Das Wachstum im dritten Quartal folgte auf zwei Quartale mit negativen Wachstumsraten, und auch im vierten Quartal könnte das Wachstum negativ ausfallen.

    Der Arbeitsmarktbericht für den Monat September meldete 263.000 neue Arbeitsplätze und einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 3,5 %. Die Konsensprognose für den Oktoberbericht, der am Freitag veröffentlicht wird, geht von 200.000 neuen Arbeitsplätzen und einer Arbeitslosenquote von 3,6 % aus.

    Die einzelnen Datenpunkte signalisieren eine nachlassende Konjunktur. Es zeichnet sich ein Konsens darüber ab, dass die Fed ihren Leitzins im Dezember um 0,5 Prozentpunkte und dann auf den ersten beiden Sitzungen im Jahr 2023 um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Diese Prognose könnte sich jedoch ändern, wenn sich die Inflation als hartnäckig erweist - oder wenn die Tauben die Oberhand gewinnen.

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