von Haris Anwar
Der Artikel erschien am 19. April 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Another Dividend Cut On The Way For General Electric Shareholders?' auf Investing.com.
Es scheint als nähme das Leiden der Anteilseigner von General Electric (NYSE:GE), dem globalen Industriegiganten, kein Ende. Jedes Mal, wenn die Investoren sich sicher waren, dass die Aktie endlich den Boden erreicht hat, stellte sich das als falsch heraus.
Letztes Jahr war GE der schlechteste Wert im Dow, nachdem er etwas die Hälfte an Wert verlor. Bisher ist die Aktie in diesem Jahr um weitere 23% gefallen. Optimisten glaubten, sie hätten ein Schnäppchen gefunden, als die Aktie im November nahe 20 USD gehandelt wurde, aber die Abwärtsspirale ging in den Folgemonaten weiter und brachte den Bullen enorme Verluste ein.
Das Unternehmen sieht sich wahrscheinlich seiner schwersten Krise der 125-jährigen Firmengeschichte gegenüber, da die Nachfrage nach GEs Hauptumsatzbringer, wie Kraftwerken und Lokomotiven schwächer geworden ist und das Geld ausgeht. Um diese Herausforderungen zu meistern plant der neue CEO, John Flannery, das gewaltige Konglomerat zu stutzen, indem er Konzernteile im Wert von 20 Mrd USD veräußert und die operativen Kosten senkt.
Der größte Schock für loyale Dividenden orientierte Anleger kam im letzten November, als GE seine bisher felsenfeste Dividende halbierte. Es handelt sich um erst das zweite Mal, dass GE seit der Weltwirtschaftskrise nach 1929 seine Dividende gekürzt hat. Während er die Auszahlungen beschnitt, gestand Flannery ein, dass es seine Zeit dauern werde und erhebliche Umstrukturierungen notwendig sind, um GE wieder auf die Beine zu stellen.
Dennoch, so scheint es, sind die Probleme bei GE noch lange nicht vorüber. Das neueste einer langen Liste der Finanzsorgen des Unternehmens ist eine im Fiskaljahr 2017 geänderte Buchführungsregel. Neue Standards für Umsatzverbuchung und andere Anpassungen werden den Gewinn von GEs Industriesparte in 2017 um etwa 1,56 Mrd USD vermindern, mehr als was die Firma im November geschätzt hatte.
Hinzu kommt, dass GE außerdem mitteilte, dass die Folgen der US-Steuerreform 14 US-Cent pro Aktie in 2017 kosten werden. Als ob das noch nicht genug wäre für den belagerten Riesen, kommt ein weiterer Rückschlag bei der Bewertung des Inventars. Nach Berücksichtigung der Veränderungen sind die Zahlen nun so, dass GE im vergangenen Jahr 99 US-Cent pro Aktie verlor und damit schlimmer dasteht als die anfänglich berichteten 68 US-Cent Verlust.
Ratingverlust wäre katastrophal
Diese Buchführungsprobleme bedeuten mehr Leid für GEs zahllose Aktionäre, einschließlich von Pensionären, die sich auf die Zahlungen des Unternehmens über Jahre hin verlassen haben. Jeder Druck von der sich verschlechternden Finanzlage wird das Management wahrscheinlich zwingen, die Jahresdividende von derzeit 0,48 USD weiter zu verringern, nachdem diese schon im letzten Jahr halbiert worden war.
Eine der größte Herausforderungen für GE ist es, seinen Fremdkapitalhebel abzubauen, was kritisch ist, um eine weitere Herabstufung des Ratings zu vermeiden. Die Konsensusschätzung am Markt für 2018 zeigt, dass GE das Jahr mit einem Hebel vom 4,6 fachen des EBITDAs beenden könnte. Das liegt weit über dem 2,5 fachen des EBITDAs, das wie Moody’s Investors Service angedeutet hatte, reichen könnte, um das Unternehmen von einem weiteren Ratingverlust zu bewahren.
Im November senkte Moody’s das Rating von GE und seiner Finanzsparte, jede um eine Stufe von A1 auf A2, womit der Status der Anleihen des Unternehmens nur noch fünf Schritte über Ramschniveau stehen. An diesem Punkt könnte es für GE katastrophal sein, wenn seine Kreditwürdigkeit weiter Schaden nimmt, insbesondere wenn es neue Kredite aufnehmen muss.
Dieses Risiko verbunden mit der anhaltenden Schwäche der Vorzeigesparte des Unternehmens, dem Kraftwerksgeschäft, sind wahrscheinlich die Hauptgründe, aus denen einige Analysten die GE-Aktie als “teuer” bezeichnen, trotz der massiven Verluste der vergangenen sechs Monate, die den Kurs gestern zu Handelsende auf 13,66 USD gedrückt haben. Stephen Tusa vonJPMorgan glaubt, "GE ist die teuerste Aktie des Sektors”.
Seine pessimistische Prognose für das Unternehmen beruht auf der Ansicht, dass eine Erholung der Kraftwerkssparte nicht vor der Tür steht, sondern frühestens im nächsten Jahrzehnt einsetzen wird. Das bedeutet, dass es jetzt nicht genügend Fortschritt gibt, um die Verwässerung der Anteile aufzufangen, die mit den Verkäufen von Unternehmensteilen einhergeht.
Unterm Strich
Mit derart viel Unsicherheit im Spiel ist GE keine Aktie für risikoscheue Anleger. Sicher, das Unternehmen hat bei seinen Veräußerungen einige Fortschritte gemacht, aber es könnte noch Jahre dauern, bis eine Wende sichtbar wird. Vielleicht noch wichtiger, positive Veränderungen der Unternehmensbilanz werden noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Wenn sie ein Dividenden orientierter Anleger sind, dann sollten sie Abstand halten, bis GEs Zahlen besser werden. Die Firma berichtet ihre Zahlen zum Q1 2018 am Freitag, dem April 20, bevor in den USA der Handel losgeht. Die Konsensusvorhersage sieht den GpA bei 0,11 USD auf einen Umsatz von 27,87 USD.
Allerdings, die Zahlen reflektieren die Vergangenheit, sodass der Ausblick bei der Unternehmenskonferenz einige echte Einblicke in die Zukunft des Unternehmens liefern könnte. Das könnte konträren Investoren eine Chance geben, auf eine langfristige Wende des Unternehmens zu wetten.