Nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ihre Zustimmung immer wieder auf die lange Bank geschoben hat, ließ sie im Oktober gleich zwei Bitcoin-ETFs zu. Die Fonds basieren zwar nicht auf physischen Assets sondern „nur“ auf Futures, sind aber ein wichtiger Schritt zur weiteren Professionalisierung der noch jungen Anlageklasse. Im Fahrwasser der ETF-Zulassungen erklomm der Bitcoin-Kurs ein neues Rekordhoch. Doch Vorsicht: Trotz aller Euphorie sollten Anleger jetzt aber auch das Risiko nicht aus den Augen verlieren.
Der Markt für Krypto-Assets sorgte bei Anlegern im Oktober aus mehreren Gründen für gute Stimmung: nach jahrelanger Vorbereitung ging der erste Bitcoin-ETF an der amerikanischen Börse an den Start, zudem stieg der Bitcoin auf ein neues Allzeithoch. In den zurückliegenden rund drei Monaten hat sich somit einiges getan. Damals hatte China, eines der wichtigsten Länder für den Krypto-Markt, das Bitcoin-Mining kurzerhand verboten und so zahlreiche digitale Assets auf Talfahrt geschickt.
Notierte der Bitcoin im April noch bei über 60.000 US-Dollar, brach der Wert der beliebten Kryptowährung innerhalb kürzester Zeit um etwa 50 Prozent ein. Jetzt – gerade einmal drei Monate nach den Hiobsbotschaften aus dem Reich der Mitte – ist von den Turbulenzen nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil: Zwischenzeitlich notierte der Kurs mit rund 66.800 US-Dollar auf einem Rekordniveau. Anleger stellen sich nach den Umbrüchen im Krypto-Markt nun vor allem die Frage: Wo geht die Reise für Bitcoin & Co jetzt hin?
Weitere ETFs bis Jahresende erwartet
Beflügelt haben dürfte den Kurs wohl unter anderem die Zulassung des ersten Bitcoin-ETFs an der New York Stock Exchange. Dort feierte am 19. Oktober nach jahrelangen Verschiebungen der ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO) (NYSE:BITO) sein Debüt. Wenige Tage später wurde der Valkyrie Bitcoin Strategy Fund (NASDAQ:BTF) zugelassen, der Fonds ging unter dem Kürzel BTF an der tech-fokussierten Nasdaq an den Start. Beide Produkte ermöglichen US-Anlegern den Handel mit Terminkontrakten, die auf den Preisen der Bitcoin-Futures an der Chicago Mercantile Exchange (CME) basieren. Investoren erwerben also keine physischen Bitcoin, sondern handeln Futures, die mit dem Bitcoin-Preis korrelieren. Das dürfte auch der wesentliche Grund gewesen sein, warum SEC-Chef Gary Gensler dem ersten Bitcoin-ETF nach jahrelangem Zögern nun doch eine Zusage erteilte. So verspricht das Future-Produkt laut der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC dank strenger Regularien ein notwendiges Maß an Anlegerschutz.
Dass die jüngsten ETF-Zulassungen Investoren Hoffnung machen, ist die logische Konsequenz; ist es nun doch sehr wahrscheinlich, dass weitere Future-ETFs bis Jahresende ihren Weg auf den Markt finden werden. Zwar warten Anleger derzeit insbesondere auf die Zulassung von Spot-ETFs, die den Erwerb physischer Bitcoins ermöglichen, allerdings sind die kommenden Future-Fonds ein wichtiges Signal und ein Schritt in die richtige Richtung.
Vertrauen der Anleger wächst durch Regulierung
Zum einen dürften die neu zugelassenen Finanzprodukte neue Anleger an Bord holen und so für frische Liquidität am Krypto-Markt sorgen. Zum anderen entsteht jetzt erstmals eine Brücke zwischen dem traditionellen Finanzsektor und der Welt virtueller Vermögenswerte. Ein bedeutender Schritt, denn: Indem die SEC Krypto-Assets dem Mainstream durch regulierte Produkte weiter zugänglich macht, wächst auch das Vertrauen der Anleger in die noch junge Anlageklasse. Da die US-Börsenaufsichtsbehörde nun erste Zusagen gemacht hat, steht auch die Zulassung der bei amerikanischen Anlegern heiß erwarteten und für Dezember geplanten Spot-ETFs unter deutlich günstigeren Vorzeichen.
Die Zulassung der Future-Fonds zeigt zudem: die Zahl kryptobasierter Finanzprodukte nimmt zu, für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren wird es daher zunehmend einfacher, in digitale Assets zu investieren. Die Zeit der „early adopter“ ist vorbei, immer mehr private als auch institutionelle Investoren mit langfristigem Anlagehorizont steigen in den Markt ein. Das ist gut so, denn mit einer stärkeren Regulierung geht auch eine Professionalisierung des Marktes einher, was sich wiederum positiv auf die vergleichsweise starke Volatilität digitaler Assets auswirken könnte.
Kryptos als Beimischung im Depot
Trotz der Aussicht auf womöglich weiter steigende Kurse, sollten Anleger einen kühlen Kopf bewahren und nicht alles auf eine Karte setzen. Neben der Rendite sollte auch immer das Risiko im Auge behalten werden. Dabei gilt es, das gesamte Portfolio unter die Lupe zu nehmen und Investitionen breit zu streuen. Da Krypto-Assets eine recht junge Anlageklasse sind, punkten sie mit einem nicht zu unterschätzenden Vorteil: zu klassischen Assets wie Aktien, Gold und Immobilien weisen sie zwar mittlerweile eine steigende, aber immer noch vergleichsweise geringe Korrelation auf. Eine geringe Beimischung von Krypto-Assets wie Bitcoin und Ethereum eignet sich daher gut, um das eigene Depot weiter zu diversifizieren.
Über den Autor
Michael B. Bußhaus ist Gründer und Geschäftsführer von justTRADE. Er war Geschäftsführer der onvista bank und verantwortete bis 01/2019 als Head of Brokerage das gesamte Wertpapiergeschäft der comdirect bank AG.
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