Mit der Einigung der Unionsparteien im Einwanderungsstreit, kann der Euro wieder aufatmen. Aktuell zeigt die europäische Leitwährung mit Ende des politischen Streits nur eine geringe Reaktion. Wir rechnen mittelfristig mit einem Euro um 1,15 USD und empfehlen als Handwerkszeug die Zertifikate: Turbo-Bull DG9J97 und Turbo-Bear HW3ZV9 . Während in Deutschland wieder etwas Ruhe einzukehren scheint, will Großbritanniens Regierung am Wochenende das lang ersehnte “White Paper” zum Brexit erarbeiten.
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Euro-US-Dollar
Der deutsche Sommeralptraum 2018 scheint vorbei. Denn die beiden Unionsparteien haben sich auf einen Kompromiss im Einwanderungsstreit geeinigt. Ein großes Aber bleibt noch die mögliche Ablehnung des Kompromisses durch die Koalitionspartei SPD. Zu hoffen bleibt, dass jetzt weitere Querelen erspart bleiben. Das Schlimmste – ein Bruch der Regierung und Neuwahlen – wurde vermieden. Damit kann der Euro etwas aufatmen.
Jedoch haben die Experten immer wieder betont, dass derart existenzielle Krisen in der deutschen Politiklandschaft zwar ein Novum sind, Deutschland in Sachen Eurozone und Gemeinschaftswährung aber stets ein Fels in der Brandung bleibt. Denn auch eine neue Bundesregierung hätte „festgemauert in der Erden“ zugunsten des Euro und eines gemeinsamen Europas gestanden, so dass der Euro zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war oder ist. Deshalb mag der Markt ruhig seinen Unbill oder seine Erleichterung über das politische Hickhack in „Schland“ in kleineren Ausschlägen im Euro zeigen, aber eben in Maßen. Nach dem Sommeralptraum-Intermezzo in Deutschland kann sich der Markt jetzt wieder dem globalen Handelsstreit zuwenden. Europäische Vertreter sollen diesen Monat nach Washington fliegen, um über die drohenden Zölle auf Autos und Autoteile zu verhandeln.
Derweil nimmt US-Präsident Trump die WTO ins Visier, die „die USA immer sehr schlecht behandelt hat“. Dass die Welthandelsordnung zukünftig so, wie wir sie kennen, wohl nicht weiter Bestand haben wird, ist mittlerweile klar. Aus Sicht Trumps mag es sogar sinnvoll sein, die WTO an sich in Frage zu stellen und in letzter Konsequenz auszutreten, worunter wohl die Emerging Markets im Besonderen zu leiden hätten. In EUR-USD steht jedoch unterm Strich ungeachtet aller neuer Meldungen zum Handelsstreit die Erkenntnis, dass die Fed angesichts der soliden Wirtschaftsaktivität und möglichen Preissteigerungen durch Importzölle auf Kurs bleiben wird, wohingegen die EZB erste Zinserhöhungen in die ferne Zukunft verschoben hat. Damit sind Kurse im Bereich von 1,16 in EUR-USD ohne nennenswerte neue Impulse auf absehbare Zeit auch gerechtfertigt.
Britischer Pfund
Miteinander verhandeln die Briten fleißig, nur mit der EU nicht. Nachdem Theresa May auf dem EU-Gipfel letztes Wochenende nicht viel zu sagen hatte und auch nicht im Mittelpunkt stand, wird sie sich mit ihrem gesamten Kabinett am Freitag auf ihrem Landsitz treffen, um endlich das angekündigte „White Paper“ zu finalisieren. Es geht darum, endlich eine Lösung zur Irlandfrage zu finden (angeblich gibt es sogar eine bislang unbekannte dritte Lösung). Aber eigentlich wird um eine generelle gemeinsame Haltung der britischen Regierung zum Brexit – hart, mittelhart, mittelweich, weich – gerungen, damit man der EU wenigstens etwas vorlegen kann, worüber man verhandeln kann. Einfach wird es für May sicherlich nicht werden, am Freitag alle Minister auf eine gemeinsame Linie einzuschwören, aber vielleicht hilft ja die frische Landluft, die Gemüter zu kühlen. Nächste Woche wissen Anleger und die EU hoffentlich mehr. Bringt das ersehnte White Paper nicht die erwünschten Details, wird das Pfund erneut eins auf die Mütze bekommen.
Quelle: Commerzbank (DE:CBKG), eigene Recherche