EUR/USD und DAX, Brexit und EZB-Erwartungen

Veröffentlicht am 29.02.2016, 08:53
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Wir haben in der letzten Woche gesehen, dass sich Sorgen um ein mögliches Brexit langsam bewahrheiten. Die Frage ist, wo ist das eigentliche Problem zu suchen? Ist es Großbritannien mit seiner möglichen Unabhängigkeit oder ist es im Allgemeinen die EU, die durch ein Austreten ein erneutes Mal in Frage gestellt wäre? Weitere Themen: Saudi-Arabiens Ölminister spricht Klartext zum Öl Produktions-Cut, EZB- Erwartungen, Chinas neuste Bemühungen, G20 Gipfel

Beginnen wir mit der Markttechnik, bevor ich zur Marktlage komme.

EURUSD Chartanalyse
EURUSD Chartanalyse

In der letzten Woche habe ich mir das Wochenchart angeschaut
. Was auf mich den Eindruck einer SKS-Formation machte, wurde nun bestätigt. Der EURUSD-Kurs fiel nach dem politischen „Debakel“ in GB am vergangenen Sonntag. Die Price-Action sieht danach aus, als würde es in der nächsten Woche so weitergehen.

Ich bin was den EURUSD-Kurs angeht weiterhin etwas ratlos
. Ist es das Britische Pfund, dass hier größtenteils den Einfluß hat oder Erwartungen an die EZB-Pressekonferenz in zwei Wochen, nach dem Motto „Buy the Rumor“? Oder gar die guten Konjunkturdaten aus den USA?

Nach den Kamikazemanövern der EZB im vergangenen Jahr
, sehe ich eher einen schwachen „Rumor“ hier. Da sich der EURUSD weiterhin in der Range befindet ist das Rumgerate aber sinnlos. Es kann alles anders kommen als man denkt, das haben wir ja bereits öfter kennen gelernt. Zumindest sehe ich aber nach oben hin im Euro aus langfristiger Sicht, wenig Potential.

DAX Chartanalyse

[DAX30]Daily

Der DAX hangelt sich sehr langsam nach oben
. In Anbetracht der Schwäche im Euro wundert mich das schon ein wenig bzw. würde nur meine Sicht bestätigen, dass der Rumor an die EZB eher verhalten ausfällt. Aus rein technischer Perspektive, bin ich bereits in der letzten Woche davon ausgegangen, dass ein näherer Retest des gebrochenen langfristigen Aufwärtstrends erfolgt, es allerdings dann auch erst einmal sein sollte.

Ausschlaggebend für einen Push nach oben, wird der Bruch des kurzfristigen Trends (Pfeil nach unten zeigend) sein
. Doch selbst dann tue ich mir ehrlich gesagt schwer einen Durchbruch jenseits der langfristigen Aufwärtstrendlinie vorzustellen. Meine Skepsis wird wohl annähernd geteilt, denn der US-Markt ist um einiges dynamischer als der DAX. Sollte es aber wirklich über 9.800 Pkt. gehen so muss eine Neubewertung der vorhandenen Risiken erfolgen. Erst dann wird sich herausstellen, ob die aktuell verhaltene Stärke im DAX nur durch den US-Markt bedingt ist, oder die Risiken allgemein geringer ausfallen.

SP500 Chartanalyse
SP500 Chartanalyse

Die Lage im SP500 und die Dynamik in der letzten Woche machen einmal mehr deutlich, warum ich vom Daytrading die Finger lasse
und meine Analyse auf das Wochenende verlege. Im Nachhinein erkennt man, dass die Aufwärtsdynamik weiterhin Bestand hat. Innerhalb der Woche gab der SP500 Future allerdings deutlich nach, bevor es wieder über die eingezeichnete Widerstandszone nach oben ging.

Ich vermute die 2.000 Pkt. werden in der nächsten Woche leicht überschritten
, bevor es wieder abwärtsgeht. Der aktuelle Retest dieser Zone stellt wiedermal, wie in der letzten Woche ein passables CRV für einen kurzfristigen Trade dar. Den Hammer würde ich persönlich nicht überbewerten. Allerdings werden wohl einige nach dem Abtaucher kalte Füße bekommen haben.

Ich will denen nicht raten erneut einzusteigen, erfahrungsgemäß kann ich aber sagen,
dass gerade solche Situationen dafür wie gemacht sind, um sie nochmals trotz vorherigem Ausgestopptwerden zu handeln. Warum der US-Markt aktuell stark ist, dazu weiter in der Markteinschätzung.

Gold Chartanalyse
Gold Chartanalyse

Schaue ich auf das Gold-Chart hat sich die Lage für mich nicht wirklich verändert.
Wir haben ähnlich der Situation in Öl weder die Bullen noch die Bären am Drücker, was sich jeweils in höheren Tiefs und tieferen Hochs zeigt. Meinen SL habe ich nur minimal nach oben gezogen. Ansonsten gilt hier weiterhin abwarten. Solange die beiden Unterstützungen halten, ist alles im Lot. Ich schätze die Lage wie auch letzte Woche immer noch pro-steigender Preis ein, da trotz einem steigenden US-Dollar nicht wirklich Schwäche aufkam.

Bund Future Chartanalyse
Bund Future Chartanalyse

Auch im Bund wie erwartet kein Abtaucher wieder zurück in die Aufwärtsrange
. Dafür sieht mir die Price-Action nach unten hin noch zu verhalten aus, auch wenn der RSI auf anderes hindeutet. Schwäche kann sicherlich in der nächsten Zeit aufkommen. Sofern sich der Kurs oberhalb der Range hält, ist hier jedoch eher Potential nach oben als nach unten, aus der markttechnischen Perspektive.

WTI Öl ChartanalyseWTI Chartanalyse

Und zu Guter Letzt ein Blick auf den Ölpreis. In der vorletzten Woche wurde der erste Widerstand (mittelfristiger Abwärtstrend) überschritten, in der letzten Woche hatten wir den Durchbruch über den zweiten (Ausbruch aus Dreieck) und einen Abpraller am dritten (horizontaler Widerstand, orange). Also wie nach Bilderbuch. Hoffen wir, dass es in der nächsten Woche über den dritten geht. Ob ich das ausgehend von der Marktlage für wahrscheinlich halte, dazu weiter unten mehr.

Marktlage EUR/USD, DAX , SP500 und Öl

Ich fange am besten damit an, was sich im Vergleich zu letzter Woche gravierendes verändert hat
? Zum einen haben wir die Brexit-Panik im GBPUSD, die den Euro wohl oder übel mit nach unten ziehen dürfte. Anders als Panik-Auflösungen von Hedging-Positionen, die den Euro-Kurs nach oben treiben, geht es hier um systemische Risiken, die den Abverkauf des Euro aus der risikotechnischen Warte begünstigen.

Inflationsdaten und EZB Dissens

Darüber hinaus haben wir zwar für die EU im Januar einen wieder stagnierenden VPI
, noch relevanter sind allerdings die stagnierenden Verbraucherpreise in Deutschland, die als Frühindikatoren für die Entwicklung der Preise in der gesamten EU gelten. Das sollte den EZB-Rumor wohl weiter bekräftigen und damit den Euro schwächen.

Aber wie gesagt, das Problem, dass ich und wahrscheinlich viele andere Investoren sehen
, ist der Dissens innerhalb der EZB. Dieser verhindert eine genaue Einschätzung über den nächsten Schritt, zumal die Glaubwürdigkeit seit den letzten Konferenzen eh schon gelitten hat.

Auf der anderen Seite verzeichnete die USA den seit 2012 stärksten Anstieg der PCE-Kernrate,
dem Wert, den das FED stark im Blick hat, wenn es um Inflationsentwicklungen geht. Neben dem gut ausgefallenen BIP für Q4 2015, wurden die Sorgen um eine Rezession somit nicht bestätigt und Erwartungen an einen baldigen Zinsschritt des FED sollten damit steigen, obgleich die Erwartungen an einen Zinsschritt im März eher gering sind.

Schwindet das China-Risiko?

Schaue ich nach China, so habe ich in den letzten Tagen gelesen, dass die Regierung weiterhin stark damit beschäftigt ist erneute Maßnahmen zu planen, die Investoren und somit das Kapital weiterhin im Land halten sollen. Zu erwähnen wäre da zum Beispiel der Zugang zum Aktienmarkt für ausländische Investoren, der bisher noch über das QFII geregelt ist. Diese Quoten sollen bald gelockert werden.

Darüber hinaus, sollen ausländische Finanzinstitute den Zugang zum chinesischen Interbankenmarkt bekommen.
Ob das alles so umgesetzt wird, steht noch in den Sternen, das sollte neben weiteren Lockerungsmaßnahmen der PBOC kurz- bis mittelfristig Erwartungen an China-Risiken etwas eindämmen.

G20 Gipfel

Vom G20 Gipfel erwarte ich persönlich keine neuen Erkenntnisse.
Es wird zwar debattiert, dass sich einige Länder zur Stützung der Märkte zusammenschließen könnten, wie es damals im Falle des Plaza Agreements geschehen ist, um die Dollar-Rally aufzuhalten. Verglichen mit damals, ist die aktuelle US-Dollar Aufwertung allerdings noch recht verhalten um ein Eingreifen zu rechtfertigen.

Will mich aber auch nicht sehr weit aus dem Fenster lehnen was das Thema angeht.
Einige Länder wie Japan und Kanada haben im Zuge der Finanzkrise ebenfalls Stützungsinterventionen am Devisenmarkt im Verbund vorgenommen. So genau nehmen die Länder es mit den freien Märkten dann doch nicht.

Öl erholt sich

Der saudische Ölminister hatte Anfang der letzten Woche in Houston klare Worte für die Amerikaner
:

„Senkt die Kosten, leiht euch Geld oder liquidiert- Es wird keine Produktions-Cuts geben.“

Ein treffenderes Argument fand ich ebenfalls (grob übersetzt):

„Ihr könnt nicht überteuerte Fördermethoden auf Kosten des Angebotes etablieren und erwarten, dass das alle mitmachen. Das führt zur Verzehrung der Marktpreise. Wir sind bereit auch mit einem Preis von 20
US-Dollar pro Barrel zu leben, damit sich die Preise im Verlauf ihrem fairen Wert annähern.“

Nichtdestotrotz rechnen die Saudis und Russland damit, dass das kürzlich beschlossene Einfrieren des Produktionslevels den Ölpreis auf dem aktuell niedrigen Niveau stabil hält.
Das bestätigt die oben gezeigte Markttechnik. Bricht der Ölpreis über den dritten Widerstand aus, so wird der Anstieg wohl dennoch verhalten bleiben, denn das Angebot ist auch in 2016 weiterhin sehr hoch.

Wichtig wird es zu sehen, ob die Nachfrage ebenfalls ansteigt
. Das wiederum hängt zum Teil auch an der China-Konjunktur, hier ist dann grob gesehen der Zusammenhang zu suchen. Sollten sich also Anzeichen für eine sich erholende China-Konjunktur zeigen, so kann auch mit einer erhöhten Nachfrage nach Öl gerechnet werden. Die aktuell steigenden Metallpreise könnten Vorboten für diese Erholung sein. Schauen wir mal.

Gold weiterhin stabil

Ich schätze die Lage wie auch letzte Woche immer noch pro-steigender Goldpreis ein
, da trotz einem steigenden US-Dollar nicht wirklich Schwäche aufkam.

Der ganze Metallsektor scheint sich zu erholen, der SPDR Trust, der größte Gold-ETF verzeichnet weiterhin Zukäufe.
Das Handelsvolumen für Gold an der Comex stieg im Februar 2016 um über 50 % gegenüber dem Vorjahresmonat an.

Ich kann nur wiederholen, dass ich persönlich nicht davon ausgehe, dass wir es hier lediglich mit einem Push ausgehend von Risikoaversion zu tun haben
. Eher glaube ich, dass man sich einfach nicht mehr sicher ist, wo das Cash sonst hinsoll, wenn Aktien überbewertet erscheinen und Anleihen kaum was abwerfen. Risiken verstärken eher das Ganze.Fazit- Weiterhin auf unklarem Terrain

Also, im Großen und Ganzen. Im DAX stellt sich die Lage für mich weiterhin etwas unklar dar
, wobei ich davon ausgehe, dass wir aktuell eine Erholung sehen, die sich in Grenzen halten wird, denn der EZB-Rumor scheint ebenfalls begrenzt zu sein, was dazu führt, dass der DAX nicht so recht nach oben ausbricht, trotz einer wieder steigenden Tendenz für den US-Dollar. Dennoch sehe ich die Risiken, die wir noch vor einigen Wochen hatten zumindest für einen kurzfristigen Zeitraum schwinden.

Im SP500 haben wir die Erholung im Ölpreis und die schwindende Angst der Rezession
, trotz Panikmache von Zerohedge und Co. Was natürlich nicht heisst, dass wir im nächsten Quartal nicht doch in eine reinschlittern und in einen stärkeren Bärenmarkt übergehen.

Wie so oft kann ich für die aktuelle Lage nur raten sich auf die Markttechnik zu verlassen
. Darüber hinaus hat The Fat Pitch hier einen treffenden Bericht, warum das Potential für die Fortsetzung der Erholung in der nächsten Woche nun hoch ist, Stichwort „Marktbreite“ (Marketbreath).

Soweit so gut. Im nächsten Bericht wird der Fokus wiedermal auf die EZB gerichtet sein.
Ich werde versuchen einen Ablaufplan wie letztes Mal zu erstellen. Welche Maßnahmen könnten erfolgen? Und was wären die möglichen Auswirkungen auf die Kurse in Anbetracht des aktuellen Marktzustandes?

Viel Erfolg!
David Iusow
2iS

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