In einem volatilen Energiemarkt braucht es nicht viel, damit die Ölmajors ihren Glanz zu verlieren. ExxonMobil (NYSE:XOM) hat, nachdem die Aktie bis Ende April um 22% gestiegen war, im weiteren Jahresverlauf fast alle Gewinne eingebüßt. Gleiches gilt für seinen nächstgrößeren Konkurrenten Chevron (NYSE:CVX).
Der andauernde Handelskrieg zwischen den USA und China ist maßgeblich für die schwache Entwicklung verantwortlich, die die Nachfrage bremste und die Angebotsschwemme zu verschlimmern droht.
Angesichts dieses schwachen Nachfrageausblicks ist der SPDR S&P Oil & Gas Exploration & Production (NYSE:XOP) auf seinen niedrigsten Stand in diesem Jahrzehnt gefallen. Angesichts des langsamen Verhandlungstempos und der damit verbundenen Unsicherheiten ist es unwahrscheinlich, dass sich die Kurshemmnisse bald auflösen. Dies könnte jedoch auch der richtige Zeitpunkt sein, um den Gewinner aus dem Handelskrieg zu ziehen.
Die großen Ölkonzerne mit ihren größeren Bilanzen und diversifizierten Geschäftsmodellen schneiden in Krisenzeiten besser ab als kleinere Konkurrenten. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns auf die beiden größten US-Produzenten - Exxon und Chevron - um herauszufinden, welcher „Supermajor“ sich in diesem Umfeld als die bessere Wahl herausstellen könnte.
1. ExxonMobil
Unter den amerikanischen Öl- und Gasmajors wird ExxonMobil von Analysten und Investoren am wenigsten geschätzt. Seine Anteile haben in den vergangenen fünf Jahren in kurz und lang andauernden Rallyes gegenüber der Konkurrenz an Boden verloren, da die Produktion zurückging und es unklar war, in welche Richtung es mit dem Unternehmen gehen werde.
Die neuesten Quartalszahlen des Unternehmens deuten an, dass die Einnahmen volatiler geworden sind als die der Mitbewerber. Im ersten Quartal war es die Schwäche im Raffineriegeschäft, die die Rentabilität nach unten drückte. Im zweiten Quartal war es die Chemiesparte, in der die Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 80% einbrachen.
Exxon stellte dies als ein vorübergehendes Problem durch Überkapazitäten dar. Auch das Upstream-Geschäft des Ölgiganten lief nicht gut. Das Ergebnis blieb im Wesentlichen unverändert, wenn man die Steuervorteile im Vergleich zum ersten Quartal herausrechnet.
Aber bei all den Rückschlägen ist es auch richtig, dass Exxon seine Probleme nicht einfach aussitzt. Der weltweit größte an der Börse gehandelte Ölproduzent hat einen langfristigen Ansatz gewählt, um seine Wachstumsaussichten zu verbessern.
Das Unternehmen investiert massiv, um seine Ölförderung im US-amerikanischen Permischen Becken um das Fünffache zu steigern und steckt noch mehr Geld in den Start von weltweit 25 Projekten. Durch diese Investitionen wird das Produktionsvolumen des Unternehmens voraussichtlich um mehr als 1 Million Barrel Öläquivalent pro Tag steigen.
Sollte sich das alles realisieren lassen und der Ölpreis bei rund 60 USD das Fass stehenbleiben, dann rechnet das Management damit, dass Exxon bis 2025 sein Ergebnis verdoppeln können wird. Exxon zahlt eine vierteljährliche Dividende von 0,87 USD, was einer jährlichen Dividendenrendite von 4,9% entspricht.
2. Chevron
Während Exxon derzeit mit Geld um sich wirft, um die Produktion auszubauen, hat Chevron einen anderen Ansatz gewählt. Das Unternehmen hält seine Ausgaben niedrig und versucht mehr aus seinen bestehenden Anlagen herauszupressen. Laut Management beabsichtigt das Unternehmen, von 2018 bis 2020 ein niedriges Investitionsniveau (18 bis 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr) beizubehalten.
Chevron schätzt, dass seine Förderung zwischen 2017 und 2020 um 4-7% wachsen wird und es scheint so, als gehe der kurzfristige Plan der Firma auf. Im zweiten Quartal verzeichnete es ein starkes Produktionswachstum aus dem Permischen Becken zusammen mit einer Stabilisierung des Raffineriegeschäfts.
Der Produzent war in diesem Jahr der Spitzenwert unter den fünf sogenannten Supermajors, nachdem er aus einem Bieterkrieg für Anadarko Petroleum ausgestiegen war, welches für 38 Mrd USD an Occidental Petroleum (NYSE:OXY) ging. Mit dieser Entscheidung erhielt Chevron eine Scheidungsabfindung, die dem Unternehmen half, seine Aktienrückkäufe um 25% zu erhöhen.
Der größte Teil von Chevrons künftigem Produktionswachstum wird dem Permischen Becken kommen, sowie einem gewaltigen Ausbau seiner Anlagen im kasachischen Tengiz. Analysten stellen jedoch die Frage, ob das Unternehmen über ein ausreichend großes Portfolio verfügt, um das Wachstum über 2023 hinaus aufrechtzuerhalten.
Das Unternehmen zahlt eine vierteljährliche Dividende von 1,19 USD, was einer jährlichen Rendite von 3,99% entspricht. Wenn Sie jedoch Chevrons Aktienrückkaufplan einrechnen, dann erhalten Anleger weitere 2% durch den Rückgang der sich im Umlauf befindlichen Aktien
Fazit
Vergleicht man die Kursentwicklung der beiden großen Ölkonzerne dann sieht man leicht, dass Anleger Chevron gegenüber Exxon bevorzugen. Seit Darren Woods 2017 zum CEO von Exxon wurde, ist die Aktie um 22% gefallen und schloss gestern bei 69,03 USD, während beim großen Rivalen Chevron fast keine Verluste anfielen, dessen Anteile den Handel gestern zu 116,16 USD beendeten.
Trotz des gesagten, beide Aktien sind großartige Dividendenpapiere, die ein attraktives Einkommen für Langzeitinvestoren bieten. Sind sie ein solcher und wollen Ölaktien im Portfolio haben, dann sind Exxon und Chevron beide eine gute Wahl, trotz ihrer verschiedenen Wege, um Wachstum zu erreichen. Exxon und Chevron haben beide grundsolide Bilanzen eine geringe langfristige Verschuldung, um für den Fall eines Konjunkturabschwungs gut gerüstet zu sein.