von Haris Anwar
Der Artikel erschien am 22. März 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Facebook Selloff: Overreaction Or A Real Threat To The Stock?' auf Investing.com.
Nachdem jüngste Enthüllungen über ein massives Datenleck die Investoren veranlasste Facebook (NASDAQ:FB) Anteile abzustoßen, was zu einem dramatischen Kurseinbruch führte, nachdem es erst im vergangenen Monat auf ein Rekordhoch gestiegen war, dürfte es eine Menge Überzeugungsarbeit brauchen, um Käufer zu überzeugen, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um wieder einzusteigen.
Der Gründer und CEO des Unternehmen Mark Zuckerberg weiß das alles nur zu gut. Gestern beendete er endlich sein mehr als vier Tage dauerndes Schweigen, seit der Enthüllung, dass Cambridge Analytica, eine Londoner Firma, die Datenanalysen und politische Beratung anbietet, sich auf fragwürdige Weise Zugang zu den persönlichen Daten von 50 Mio Facebook-Nutzern verschafft hat.
In einem Beitrag auf Facebook gab Zuckerberg Fehler des Unternehmens zu und skizzierte Schritte, um die Nutzerdaten in Zukunft besser zu schützen. "Wenn wir das nicht können, dann verdienen wir nicht ihnen zu dienen" sagte Zuckerberg und fügte hinzu, Facebook habe eine "Verantwortung" die Daten seiner Nutzer zu schützen.
Das Unternehmen hat schon jetzt die wichtigsten Schritte gegen eine Wiederholung einer solchen Situation eingeleitet, fügte Zuckerberg an. Zum Beispiel hat es für externe Apps die Zugriffsrechte eingeschränkt, die das 'Absaugen' der Nutzerdaten damals in 2014 möglich machten, wobei allerdings einige der Maßnahmen erst ein Jahr später in Kraft traten, weswegen Cambridge Analytica in der Lage war, die Daten in den Monaten dazwischen anzuzapfen.
Dennoch, trotz dieser Versicherungen, sind die Investoren noch nicht bereit wieder auf den Liebling der Technologiebranche zu wetten, zumindest nicht, wenn es als Teil der Folgen ein echtes Risiko schärferer Regulierung in aller Welt gibt, das die Anstrengungen des Unternehmens ins Leere laufen lassen könnte, seine wichtigste Ressource, die Nutzerdaten, zu Geld zu machen.
Die Facebook-Aktie stand nach Zuckerbergs Statement gestern lediglich 1% höher, seit sie einen 9 prozentigen Einbruch hinlegte, nachdem die Nachricht am Wochenende herauskam.
Überreaktion oder echte Bedrohung?
Handelt es sich bei diesem Kursrutsch um eine Überreaktion oder sieht sich das Unternehmen jetzt einigen wirklichen Gefahren für sein Geschäftsmodell gegenüber, nachdem es in den vergangenen 12 Monaten eine ganze Flut negativer Nachrichten gegeben hatte?
Es besteht kein Zweifel, dass diese jüngste Krise Facebooks Reputation beschädigt hat. Ohne Frage wird es das Unternehmen viel harte Arbeit kosten, das Vertrauen unter den Investoren wieder herzustellen. Allerdings glaube ich, dass Facebooks Plattform zu groß ist, als das Werbetreibende sie links liegen lassen könnten. Auch dürften die Fehler des Unternehmens im diesem Fall nicht fatal sein. Und hier sind die Gründe.
Am wichtigsten ist, dass Facebook nicht beschuldigt, die Daten seiner Kunden an eine Werbefirma verkauft zu haben. Die wichtigste Botschaft der Artikel in der New York Times und dem britischen Guardian and Observer vom Sonnabend, dem 17. März, sowie Aussagen von Facebook selbst ist, dass der Betreiber von Sozialen Netzwerken von Forschern getäuscht wurde, die Zugang zu den Daten von mehr als 50 Mio Facebook Nutzer erhielten, die dann für politische Wahlanzeigen in der US-Präsidentschaftswahl in 2016 missbraucht wurden.
Was könnten die Konsequenzen dieser Anschuldigungen im schlimmsten Falle sein? Ermittlungen zur Feststellung der Verantwortlichkeit, gefolgt von Strafgeldern. Würde dieses Ergebnis Facebooks Geschäftsmodell zerstören? Ich denke nicht.
Daten von Bloomberg zufolge, von den 43 Analysten, die Facebook zum Kauf empfehlen, hat nicht ein einziger die Aktie wegen des jüngsten Datenlecks herabgestuft, was das ganze Problem eher wie eine Maus als einen Elefanten aussehen lässt.
Das Risiko von Regulierung könnte den Aktienkurs auf kurze Sicht drücken, aber ich sehe auf längerer Sicht keinen großen Rückgang der Anzahl der aktiven Facebook Nutzer weltweit.
Facebooks monatlich aktive Nutzer—Leute, die Facebook oder Facebook Messenger in den letzten 30 Tagen nutzten—ist von 1,4 Mrd in 2014 auf 2,1 Mrd im letzten Quartal 2017 gestiegen, angeführt vom Wachstum in der Asien-Pazifik-Region, wo Facebook mehr Nutzer (499 Mio) als in Nordamerika und Europa zusammen hat. Wegen dieser massiven Nutzerbasis bleibt Facebook weiterhin die wertvollste Werbeplattform schlechthin. Werbetreiber können es sich also schlicht nicht leisten woanders hin zu gehen.
Unterm Strich
Ein Kurs wie die 169,39 USD bei Handelsende gestern nach, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 macht Facebook zu einer billigen Aktie. Ich denke, die Firma wird diese jüngste Krise ohne großen Schaden hinter sich bringen. Jegliche Schwäche des Aktienkurses ist eine Kaufgelegenheit für langfristige Investoren, auch wenn ich denke, dass die Aktie ihre Abwärtsbewegung noch nicht ganz hinter sich gebracht hat. Ich glaube, dass Investoren, die abwarten, im zweiten Quartal 2018 noch bessere Einstiegskurse sehen werden.