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Fed verabschiedet sich von Phillips-Kurve und präventiven Zinserhöhungen

Veröffentlicht am 01.09.2020, 06:23
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05
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Die Federal Reserve hat sich offiziell von der Phillips-Kurve getrennt und die 80er Jahre am Donnerstag in die Geschichtsbücher verbannt, da sie die Schleusen geöffnet und billiges Geld so weit das Auge reichte versprochen hat.

So lautete die Botschaft des Fed-Chefs Jerome Powell in der vergangenen Woche, als er die Schlussfolgerungen der Entscheidungsträger im Federal Open Market Committee zur strategischen Überprüfung der Geldpolitik erläuterte. Er kündigte Flexibilität bei der Ausrichtung der Inflationsziele und ein Ende der präventiven Zinserhöhungen an, wobei die Zinsen erst dann angehoben würden, wenn die reale Inflation wieder kräftigt ansteigt.

Die Aktienmärkte hatten in Erwartung des Strategiewechsels bereits neue Rekordhöhen erreicht und starteten nach der offiziellen Ankündigung zum wiederholten Male durch. Der S&P 500 stieg am Donnerstag zum fünften Mal in Folge und schloss am Freitag auf einem Rekordhoch von 3.508,01.

SPX Wochenkurse 2017-2020


Der Dow Jones legte sowohl Donnerstag als auch am Freitag zu und schloss bei 28.653,87. Damit hat er seine Jahresverluste wieder wettgemacht (obwohl er immer noch 3,1% unter seinem Schlussrekord vom 12. Februar liegt).

Evolution der Wirtschaft, lockerere Geldpolitik

"Da sich die Wirtschaft ständig weiterentwickelt, muss sich die Strategie des FOMC zur Erreichung seiner Ziele - unser geldpolitischer Rahmen - an die neuen Herausforderungen anpassen", erklärte Powell in seiner Rede auf dem virtuellen Jackson Hole Symposium.

Vor vierzig Jahren, so Powell, sei das größte Problem für die Wirtschaft die galoppierende Inflation gewesen. Der damalige Fed-Chef Paul Volcker reagierte darauf mit Zinserhöhungen bis in den zweistelligen Bereich. Danach hatte die Fed den Finger ständig am Abzug und war bereit, die Zinssätze auch dann anzuheben, wenn die Inflation zahm war, um sie zu stoppen - zuletzt mit der unklugen Reihe von Erhöhungen in 2018 und Anfang 2019, als Powell den Vorsitz der Zentralbank übernahm.

Die Fed war dann gezwungen, sich zurückzuziehen, und die FOMC-Mitglieder erkannten, dass sie alles überdenken mussten.

Letzte Woche hat die Fed anerkannt, was für die Marktteilnehmer seit mehr als einem Jahrzehnt offensichtlich ist - die Phillips-Kurve, die früher die niedrige Arbeitslosigkeit mit der steigenden Inflation korrelierte, hat sich abgeflacht, und es gibt keine feste natürliche Rate der Arbeitslosigkeit mehr, die vorbeugende Maßnahmen erfordert, um den Geldzufluss zu verknappen.

"Künftig kann die Beschäftigung auf oder über den Echtzeit-Schätzungen des maximalen Niveaus liegen, ohne dass dies Anlass zur Sorge gibt", sagte Powell am Donnerstag zur Erläuterung der neuen Formulierung, wonach "Defizite bei der Beschäftigung gegenüber dem maximalen Niveau" anstelle von "Abweichungen" von diesem Niveau politische Maßnahmen auslösen können.

Obwohl die Fed immer noch mit Lippenbekenntnissen eine Inflationsschwelle von 2% anstrebt, hat sie nach einem Jahrzehnt fruchtloser Versuche, dieses Niveau überhaupt zu erreichen, endlich zugegeben, dass sie das Thema Inflation vorerst im Wesentlichen vergessen kann.

Offiziell wird die Fed jetzt nicht nur Inflation über dem 2%-Niveau tolerieren, sondern aktiv darauf drängen, um zu verhindern, dass die Inflationserwartungen sinken und der Zentralbank jeglichen Spielraum für Zinsmanöver rauben.

Die Märkte interpretierten dies korrekterweise so, dass die Geldpolitik so lange locker bleiben würde, bis die Inflation einige Anzeichen von Aufwärtsentwicklung zeigt - ein Ziel, das im Moment praktisch unerreichbar scheint.

Powell wies darauf hin, wie "andere große Volkswirtschaften" zu ihrem Nachteil gelernt haben, wie schwierig es ist, dass wenn die Dynamik niedriger Inflationserwartungen eine Wirtschaft erst einmal infiziert haben, diese wieder loszuwerden.

Powell versprach auch, dass die Fed weiterhin ihren "gesamten Instrumentenkasten“ nutzen werde, um die Wirtschaft anzukurbeln. Während die Milliarden der Zentralbank für Anleihekäufe die Anleger bei Laune halten, bleiben sie als wirksame Geldpolitik umstritten.

Auf jeden Fall muss die Fed trotz all ihres Sturm und Drangs noch einen Weg finden, die Inflation in die Nähe von 2% zu bringen, geschweige denn über diese Schwelle. Auch dürften die jüngsten Änderungen nichts dazu beitragen, die Inflationserwartungen zu erhöhen, die Powell als "wichtigen Treiber der tatsächlichen Inflation" bezeichnet.

Vielleicht wird in 10 Jahren eine neue Überprüfung der Strategie die Antwort auf diese Zwickmühle finden.

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