Die Notenbanker der Federal Reserve scheinen sich in Bezug auf das Inflationsrisiko etwas von den Finanzmärkten abgekoppelt zu haben.
Die Renditen von Staatsanleihen sind stetig gestiegen und schlagen auf die Hypothekenzinsen durch, aber die Fed-Beamten sehen immer noch mehr Desinflationsrisiken, zumindest steht dies noch so im Protokoll der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, FOMC) im Januar, das letzte Woche veröffentlicht wurde.
"Die Teilnehmer betrachteten die Risiken für den Inflationsausblick generell als ausgewogener als im größten Teil des Jahres 2020, obwohl die meisten die Risiken immer noch eher als nach unten geneigt betrachteten", heißt es im Protokoll der Sitzung vom 26. bis 27. Januar.
Wenn überhaupt, erwarteten die geldpolitischen Entscheidungsträger, dass Preiserhöhungen aufgrund der Versorgungsengpässe durch die Covid-19-Pandemie nur punktuell auftreten werden. Sie machen sich darüber keine Sorgen.
"Viele Teilnehmer betonten, wie wichtig es ist, zwischen solchen Einmalveränderungen der relativen Preise und Änderungen der zugrunde liegenden Inflationstrends zu unterscheiden, und stellten fest, dass Änderungen der relativen Preise die gemessene Inflation vorübergehend erhöhen könnten, aber wahrscheinlich keine dauerhafte Wirkung haben werden."
Die FOMC-Sitzung fand vor mehr als drei Wochen statt und vielleicht haben die Ausschussmitglieder ihre Ansichten zu diesem Thema angepasst. Doch schon damals rechneten die Notenbanker mit einem Konjunkturprogramm in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar und die Aussicht schien sie nicht zu beunruhigen.
Divergenz zwischen EZB und Fed
Es gibt auch den Beginn einer Divergenz zwischen Geldpolitik in den USA und der Eurozone. Das Protokoll der Sitzung des Europäischen Zentralbankrates vom 20. bis 21. Januar zeigte, dass die Notenbanker zuversichtlich über die Inflation waren, und stellten fest, dass sie nach Monaten des Rückgangs wahrscheinlich im Januar positiv wurde, während sie verhalten blieb.
Das Protokoll enthielt aber auch eine Vorwarnung:
"Es wurde betont, dass die mittelfristigen Aussichten für die Inflation einem hohen Maß an Unsicherheit unterliegen, angesichts der beispiellosen Pandemiesituation und der seit langem bestehenden Fragen nach Veränderungen der zugrunde liegenden Determinanten der Inflation."
Wie Daten zeigten, die eine Weile nach der EZB-Sitzung herauskamen, machte die Euro-Inflation im Januar einen Satz um 0,9%, während der Durchschnitt der Erwartungen nur von einer Teuerung von 0,5% ausgegangen war. Ein Großteil des Preisanstiegs wurde auf einmalige Faktoren zurückgeführt und Ökonomen gehen davon aus, dass sich diese Teuerungsrate in den kommenden Monaten verlangsamen wird.
Der EZB-Rat war im Januar der Ansicht, dass sich die Inflationsdynamik mit einer Erholung der Aktivität in der zweiten Jahreshälfte ändern könnte, und "es wurde darauf hingewiesen", dass eine vorübergehende Erhöhung nicht mit einem nachhaltigen Anstieg verwechselt werden sollte. Der Rat ist sich jedoch der Risiken klar bewusst und der überraschende Anstieg im Januar wird die Falken wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann noch vorsichtiger machen.
Im Gegensatz dazu blieb auf der anderen Seite des Atlantiks der Bostoner Fed-Chef Eric Rosengren, ebenfalls ein Falke, in Bezug auf die Inflationsaussichten entspannt. Rosengren sagte in einem Online-Symposium, er erwarte von einigen Sektoren Preissprünge.
Dann fügte er aber an:
"Was wir aber wirklich für die Inflation wollen, ist eine Art breit angelegte Inflationsrate, die auf einem nachhaltigen Niveau von 2% liegt. Ich glaube nicht, dass wir das dieses Jahr sehen werden. Ich wäre überrascht, wenn wir es vor Ende nächsten Jahres sehen würden."
James Bullard, der Präsident der Fed von St. Louis, sagte Anfang der Woche, die US-Wirtschaftsaussichten seien gut und die Inflation dürfte in diesem Jahr steigen. Die Notenbanker würden eine solche Erhöhung "mitnehmen", ohne sich übermäßig Sorgen zu machen.
Unterdessen stieg die Rendite der amerikanischen 10-Jahresanleihe am Freitag auf 1,34%, fast 20 Basispunkte über ihrem Niveau am Ende der Vorwoche. Der Zinssatz für 30-jährige Festzinshypotheken stieg ebenfalls von seinem Tief von 2,8% Anfang dieses Monats um fast 20 Basispunkte auf 3,0%.