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Finanzmarkt mag keine guten Daten - Deflation in USA! - AHK Russland

Veröffentlicht am 24.06.2021, 09:42
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1921 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1920 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,02. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,35. EUR-CHF oszilliert bei 1,0961.

Die Weltwirtschaft läuft. Mit den sukzessiven Befreiungen aus den Lockdowns Europas läuft die europäische Wirtschaft immer besser. Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (Composite) markierte unerwartet den höchsten Indexwert seit 15 Jahren. Das nahm der Markt zum Anlass, Aktien zu verkaufen. Die Markit-Daten aus dem UK und den USA waren zwar von überschaubaren Dynamikverlusten geprägt, das aber auf nahezu schwindelerregenden Indexhöhen. 

Der Zinsmarkt reagierte nicht auf diese Veröffentlichungen und lieferte damit auch dem Aktienmarkt kein Argument wegen vermeintlicher Zinssorgen, eine Portion Risikoaversion zu leben. Am Devisenmarkt verlor der JPY gegenüber Hauptwährungen an Boden. Die edlen Metalle mäandern auf den ermäßigten Niveaus, Bitcoin konnte sich stabilisieren.

Deflation in den USA!

Nein, nicht bei den Preisen, sondern bei dem US-Infrastrukturprogramm. Ein neuer Versuch für eine überparteiliche Einigung hinsichtlich des Infrastrukturprogramms läuft derzeit. Laut Pressesprecherin Jen Psaki hätten Regierungsmitarbeiter als auch 21 US-Senatoren Fortschritte in Richtung einer Vereinbarung über einen 1,2 Billionen USD Investitionsplan gemacht. Gestartet war es bei 2 Billionen, jetzt liegt es bei 1,2 Billionen. 

Das Programm wird deflationiert. Wo wird es am Ende landen? Die Reduktion des Volumens, also die Deflation des Programms ist Ausdruck der Gespaltenheit der USA in Politik und Gesellschaft, denn die US-Infrastruktur ist extrem marode und bedarf eher größerer als kleinerer Investitionen.

Deutschlands Firmen in Russland sehr positiv gestimmt

Der Geschäftsklimaindex deutscher Unternehmen in Russland ist so positiv wie seit Jahren nicht mehr. Circa 4000 deutsche Unternehmen sind in Russland aktiv. Als Belastung sehen viele Firmen nach wie vor die westlichen Sanktionen. Die klare Mehrheit der Unternehmen fordert mindestens eine sukzessive Reduktion des Sanktionsregimes. Sanktionen erzielten nicht die gewünschten Wirkungen. 

Ich sekundiere: Historisch nachweislich hat Ökonomie Brücken für die Politik gebaut. Negiert der Westen nicht mit dem Sanktionsregime die eigenen Erfahrungen? 

Der Geschäftsklima-Umfrage zufolge, die einmal jährlich stattfindet, erwarten 68% der Unternehmen eine positive Entwicklung der russischen Wirtschaft im 2. Halbjahr 2021. 

Ich schließe mich dieser Mehrheitsmeinung an und verweise auf den heutigen Datenpotpourri bezüglich der russischen Industrieproduktion (+11,8% Jahresvergleich). 47% planen einen Ausbau ihrer Investitionen. Das ist markant!

Der Chef der russische-deutschen Außenhandelskammer Schepp betonte, dass die deutschen Unternehmen in Russland auf Wachstumskurs seien und verschobene Investitionen in Milliardenhöhe nachholten. Laut der Umfrage erwarten die deutschen Unternehmen die größten Wachstumschancen in der IT, in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie Gesundheitswirtschaft.

Hier sollten wir innehalten, denn an den Investitionsfeldern wird deutlich, dass sich die Struktur der russischen Wirtschaft sehr verändert hat. Russland 2021 ist nicht Russland 2014 und auch nicht Russland 2009 und erst recht nicht Russland 2000.

Nachdem Biden und Putin sich in Genf trafen, wird es laut meinen Informationen relativ zeitnah auch ein Gipfeltreffen europäischer Spitzenpolitiker mit Putin geben. Das begrüße ich sehr. Noch mehr hätte ich begrüßt, wenn Europa den Anfang gemacht hätte. Es hätte etwas von Souveränität und einer eigenen Agenda gehabt. So könnte der Eindruck entstehen, als ob man nun die Erlaubnis von Dritten erhalten hätte. 

Treffen der Außenminister Maas und Blinken

Im Vorwege der Libyen-Konferenz trafen sich gestern US-Außenminister Blinken und Außenminister Maas. Maas betonte, dass man die China-Politik sehr eng transatlantisch abstimmen wolle. Ich hoffe, dass Europas Agenda nicht zu kurz kommt. US-Außenminister Blinken erklärte, dass die USA China nicht eindämmen wollten, sondern die internationale Ordnung aufrechterhalten wollen. 

Herr Blinken ist das Hohn? Die USA haben China offiziell als Feind definiert! Die USA haben außerhalb des internationalen Rechtsrahmens Gutsherrenart China sanktioniert (Verdacht = Beweis!) und die globale Ordnung angegriffen. Wenn sie diese Äußerung ernst meinten, wäre es angemessen, diese Fehler umgehend zu korrigieren, indem die verfügten Maßnahmen revidiert würden. Passierte das nicht, wären diese Einlassungen nur billige Worthülsen einer irreführenden Beschwichtigung. 

Außenminister Maas glaubt an eine Lösung in den Atomverhandlungen nach iranischer Präsidentenwahl. In der Tat. Wenn die USA die internationale Ordnung aufrechterhalten wollen, können sie das, indem man die rechtlich unbasierten Iran-Sanktionen zurücknimmt und zum JCPOA zurückkehrt. Es wäre alles ganz einfach!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Markit Composite PMI auf 15-Jahreshoch

Vorläufige Markit Einkaufsmanagerindices per Juni

  • Verarbeitendes Gewerbe: 63,1 nach 63,1 Punkten, Prognose 62,1
  • Dienstleistungssektor: 58,0 nach 55,2 Punkten, Prognose 57,8
  • Composite Index: 59,2 nach 57,1 Punkten, Prognose 58,8-

Der Composite Index markierte den höchsten Stand seit 15 Jahren. Das BIP der Niederlande verzeichnete per 1. Quartal im Quartalsvergleich gemäß finaler Berechnung einen Rückgang um 0,8% (Prognose und vorläufiger Wert -0,5%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Kontraktion um 2,4% (Prognose und vorläufiger Wert -2,8%).

UK: Geringe Dynamikverluste auf sehr hohem Niveau

Vorläufige Markit Einkaufsmanagerindices per Juni

  • Verarbeitendes Gewerbe: 64,2 nach 65,6 Punkten, Prognose 64,0
  • Dienstleistungssektor: 61,7 nach 62,9 Punkten, Prognose 63,0
  • Composite Index: 61,7 nach 62,9 Punkten, Prognose 62,8-

USA: Dienstleistungssektor schwächer, aber trotzdem stark

Vorläufige Markit Einkaufsmanagerindices per Juni

  • Verarbeitendes Gewerbe: 62,6 nach 62,1 Punkten, Prognose 61,5
  • Dienstleistungssektor: 64,8 nach 70,4 Punkten, Prognose 70,0
  • Composite Index: 63,9 nach 68,7 Punkten, Prognose -.-

Der Absatz neuer Wohnimmobilien sank unerwartet per Mai von zuvor 817.000 (revidiert von 863.000) auf 769.000 (Prognose 870.000) auf das niedrigste Niveau seit Frühjahr 2020 (annualisierte Werte). Hintergründe sind einerseits Angebotsengpässe als auch andererseits Probleme der Erschwinglichkeit (Preis versus Einkommen).

Russland: Industrieproduktion in Fahrt

Die Industrieproduktion legte per Mai im Jahresvergleich um 11,8% (Prognose 10,5%) nach zuvor 7,6% (revidiert von 7,2%) zu.

Südkorea: Starkes Verbrauchervertrauen

Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per Juni von zuvor 105,2 auf 110,3 Zähler und markierte den höchsten Stand seit Dezember 2017.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD. 

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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