Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management
Der monatliche US-Beschäftigungsreport ist immer ein wichtiger Richtungsgeber für den US-Dollar und alle anderen Leitwährungen, aber in diesem Monat könnte er den Devisenmarkt noch stärker als sonst beeinflussen. Erstens gibt es weniger Beteiligung am Handel, da die amerikanischen Händler sich ins Feiertagswochenende zum 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, verabschiedet haben. Dieses ist das beliebtestes Wochenende für Sommerferien und die Handelsräume sind generell mit Juniorhändler besetzt, die keine großen Positionen eingehen werden. Und dieser Beschäftigungsreport ist auch deshalb so wichtig, weil die Federal Reserve im vergangenen Monat gesagt hatte, sie erwäge eine Senkung der Zinssätze, wie schnell das aber kommen wird, hänge von den Konjunkturdaten ab. In diesem Fall gibt es keinen Konjunkturreport, der so wichtig ist, wie dieser Beschäftigungsreport. Sollte das Jobwachstum hinter den Erwartungen zurückbleiben, dann könnte der Markt sofort darangehen, eine Zinssenkung für Juli einzupreisen .Während die US-Zinsfutures, die Fed fund futures, schon eine 100 prozentige Wahrscheinlichkeit auf eine Zinssenkung in diesem Monat vorhersagen, ist der nur moderate Kursrückgang des Dollars seit der Fed-Sitzung vom 19. Juni ein Zeichen, dass die Devisenhändler nicht auf einen Zinsschritt vorbereitet sind. Sollte der Beschäftigungsreport also schwach ausfallen, dann könnten wir eine breitangelegt Schwäche beim USD zu sehen bekommen.
Ein Grund aus dem der US-Dollar noch nicht erheblich schwächer geworden ist, besteht darin, dass das Jobwachstum sich den Erwartungen nach in diesem Monat erholen soll, ein Ausblick der von US-Zentralbankern wie Fed-Mitglied Bullard bestätigt wurde. Die im letzten Monat veröffentlichten Daten waren mit lediglich 75 Tsd. neuen Arbeitsplätzen im Mai ziemlich gruselig gewesen. Auch das Lohnwachstum hat sich im dritten Monat in Folge abgeschwächt. Während kein Zweifel besteht, dass die US-Konjunktur sich abkühlt, ist es schwer vorstellbar, dass in zwei Monaten in Folge weniger als 80 Tsd. Jobs geschaffen wurden. Bedenkt man dies, dann sollte der Dollar weitaus tiefer gehandelt werden, angesichts des jüngsten Rückgangs der US-Anleiherenditen – die der 10-Jahresanleihen fiel am Mittwoch auf ein 2½-Jahrestief.
Wirft man einen Blick auf die Frühindikatoren für den US-Beschäftigungsreport, dann ist der Ausblick für den Arbeitsmarkt gemischt. Während der Lohnabrechner ADP eine Zunahme des Wachstums der Beschäftigung im Privatsektor berichtete, fiel der Anstieg geringer als erwartet aus. ISM berichtete ein schwächeres Jobwachstum in seinem Einkaufsmanagerindex zum Dienstleistungsgewerbe im letzte Monat, aber es hatte für Mai inkorrekt ein stärkeres Wachstum vorhergesagt, sodass es sich hier um eine Neujustierung handeln könnte. Die Stimmung ist durch die Bank schlechter und der gleitende 4-Wochendurchschnitt der Anträge auf Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Der Hauptgrund für die Erwartungen auf ein stärkere Jobwachstum ist die Schwäche des Reports im vorangegangenen Monat.
Argumente für einen stärkeren Jobreport
1. ADP erholt sich auf 102 Tsd vs. 41 Tsd
2. Challenger Report von Entlassungen auf 12,8% vs. 85,9% im Monat zuvor
3. ISM berichtet Zunahme der Fabrikarbeiterjobs
4. Anträge auf Fortsetzung von Arbeitslosengeld fallen
Argumente für einen schwächeren Jobreport
1. ISM berichtet schwächeres Jobwachstum im Juni (ist aber wegen falscher Prognose stärkeren Wachstums im Mai aus dem Lot)
2. 4-Wochendurchschnitt der Anträge auf Arbeitslosengeld steigt
3. Index des Verbrauchervertrauens fällt im Juni um 10 Punkte
4. Konsumklimaindex der Universität von Michigan sinkt
Wenn es darum geht, sich für den US-Beschäftigungsreport zu positionieren, dann ist das absolute Jobwachstum nicht die einzige Zahl die eine Rolle spielt. Revisionen, der durchschnittliche Stundenlohn und die Arbeitslosenquote sind alle von Bedeutung. In diesem Monat sagen die Ökonomen ein Jobwachstum von 164 Tsd Stellen voraus, einen Anstieg des durchschnittlichen Stundenlohns um 0,3% und eine stabile Arbeitslosenquote von 3,6%.
Szenario #1 – Sollte das Stellenwachstum 165 Tsd übertreffen und die Stundenlöhne um 0,3% steigen, dann sind die besten Wechselkurse für einen Trade der EUR/USD, der AUD/USD und der NZD/USD Kurs. Die EZB mag nicht zu einer Zinssenkung schon im Juli bereit sein, aber eine Lockerung später im Sommer ist mit Sicherheit auf dem Tisch. Die Zentralbanken Australiens und Neuseelands haben schon klar gemacht, dass weitere Zinssenkungen in diesem Jahr notwendig werden könnten. Sie sind die beiden taubenhaftesten Zentralbanken und ihre Währungen sind am anfälligsten für eine Korrektur auf dem Rücken eines guten US-Beschäftigungsreports.
Szenario #2 – Sollte die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft zwischen 135 Tsd und 165 Tsd Stellen steigen, aber die Zahlen vom letzten Monat substanziell nach oben korrigiert werden, dann wird die Reaktion des US-Dollars vom Lohnwachstum und der Arbeitslosenquote abhängen. Sollte der Rest der Komponenten im Report stark ausfallen, dann könnten wir den USD gegenüber Euro, AUD und NZD steigen sehen. Der USD/JPY Kurs wird eine Rallye hinlegen, aber dieser Wechselkurs ist weniger attraktiv, da Investoren sich fragen könnten, was für einen Unterschied ein verhaltener Anstieg der Beschäftigung für die Fed machen wird.
Szenario #3 – Sollte allerdings das Beschäftigungswachstum unter 135 Tsd liegen und es keine erhebliche Aufwärtsrevision der Zahlen vom Mai geben und das Lohnwachstum sich nicht beschleunigen, dann wäre der beste Wechselkurs für eine Position der USD/JPY Kurs, der unter 107 fallen und der USD/CHF Kurs, der die 0,9750 durchbrechen könnte. Sollte der Beschäftigungsreport gemischt ausfallen, mit beschleunigtem Jobwachstum aber geringeren Lohnsteigerungen oder einer steigenden Arbeitslosenquote, dann hängt die Reaktion des Dollar von der größeren Überraschung ab.
Der USD/CAD Kurs wird ebenfalls in Bewegung sein, da die kanadischen Arbeitsmarktzahlen zur Veröffentlichung anstehen. Kanadas Wirtschaft erlebt einen Boom, aber das Umfeld langsameren globalen Wachstums und eine sehr starke Landeswährung bedeutet, dass es nur wenig braucht, um die CAD-Händler zum Verkauf zu bewegen. Der USD/CAD Kurs wird zu 8-Monatstiefs gehandelt und auch eine kleinere Verfehlung der Erwartungen könnte einen brutalen Short-Squeeze auslösen, bevor die Bank of Canada in der nächsten Woche zur Geldpolitik entscheidet.
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