Die US-Notenbank hat am Mittwoch zum zehnten Mal in Folge die Leitzinsen erhöht - diesmal um 0,25 % auf eine Spanne von 5,0 % bis 5,25 % und damit auf den höchsten Stand seit 2007. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Zentralbank auf der nächsten Sitzung im Juni eine Pause einlegen und dann später im Jahr mit Zinssenkungen beginnen wird. Vieles hängt davon ab, wie sich die Wirtschafts- und Inflationsdaten in den Updates der kommenden Wochen und Monate entwickeln werden. Vorerst herrscht aber auf jeden Fall die Meinung, dass der Zinserhöhungszyklus seinen Höhepunkt erreicht haben könnte.
Schauen wir uns dazu einmal die Fed-Funds-Futures vom Freitag an. Laut CME-Daten gilt eine Zinspause auf der Sitzung am 14. Juni derzeit als fast in Stein gemeißelt. Eine weitere Zinspause und eine Zinssenkung dürften die wahrscheinlichsten Szenarien für die beiden folgenden FOMC-Sitzungen sein, auch wenn die Wahrscheinlichkeiten in diesen Fällen zum jetzigen Zeitpunkt eher einem Münzwurf entsprechen.
Die Rendite der 2-jährigen US-Treasury, die als der geldpolitisch sensibelste Zinssatz gilt, notiert weiterhin deutlich unter dem Leitzins der Fed und signalisiert eine weitere marktbasierte Prognose, dass die Zentralbank bald eine Pause einlegen und dann die Zinsen senken wird.
Offiziell nimmt die Fed eine abwartende Haltung ein. Auf der Pressekonferenz antwortete Fed-Chef Jerome Powell wie folgt auf die Frage, ob der geldpolitische Begleittext auf eine Pause bei der FOMC-Sitzung im Juni hindeute:
„Das ist eine bedeutende Veränderung, denn wir sagen nicht länger, dass wir 'antizipieren'. Wir werden uns also von Sitzung zu Sitzung von den eingehenden Daten leiten lassen und auf diese Frage in der Juni-Sitzung eingehen.“
Entscheidend ist natürlich, wie sich die Inflation in Zukunft entwickelt. Obwohl der Preisdruck nachgelassen hat, war der Rückgang in letzter Zeit bescheiden, und das derzeitige Inflationsniveau - 4,2 % auf der Grundlage des Index der persönlichen Konsumausgaben - liegt weiterhin deutlich über dem 2 %-Ziel der Fed.
Julia Coronado, die Präsidentin und Gründerin von MacroPolicy Perspectives, sagte dazu,
„Es ist nicht so, dass sich die Inflation plötzlich abkühlen wird. Aber die Konjunktur wird sich abkühlen, und die Bankenkrise wird weiterhin im Vordergrund stehen, was die Kreditverknappung, die die Wirtschaft verkraften muss, noch verstärken wird.“
Diese Faktoren deuten darauf hin, dass die Chancen für eine Pause und eine anschließende Zinssenkung steigen. Allerdings mahnte Powell:
„Der Inflationsdruck ist nach wie vor hoch, und es ist noch ein weiter Weg, um die Inflation wieder auf 2 % zu senken.“
Andy West, der Mitbegründer von Longlead Capital Partners & HedgQuarters, sieht das Potenzial für eine geldpolitisch restriktive Überraschung.
„Die Fed hat die Formulierung, wonach ‚weitere‘ Anhebungen nötig seien, gestrichen, hat aber die Möglichkeit einer Feinabstimmung der Zinssätze offengelassen. Wenn sich die finanziellen Bedingungen lockern (ein Risiko, das bei einer Pause steigt), neigt die Kerninflation in der Regel gen Norden.“ Er weist darauf hin, dass „der Markt bereits jetzt keine weiteren Erhöhungen mehr einpreist, sondern eher Senkungen. Ich halte es für möglich, dass wir eine einmonatige Pause einlegen werden, gefolgt von einer weiteren Anhebung um 25 Basispunkte, die alle überraschen wird.“