Die Nachfrage nach Kohle steigt in den Entwicklungsländern, die auch die Produktion hochfahren. Indien verbraucht im kommenden Jahr mehr als doppelt so viel Kohle wie die EU und die USA zusammen.
Die IEA schätzt, dass der globale Kohleverbrauch im Jahr 2024 auf 8,77 Milliarden Tonnen steigen wird – ein Rekordwert. Dies entspricht einem Anstieg um rund 1 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zunahme geht vor allem auf die Stromerzeugung aus Kohle zurück, die in diesem Jahr einen historischen Höchststand von 10.700 Terawattstunden (TWh) erreichen dürfte.
IEA sieht bei Kohlenachfrage Plateau kommen
Die IEA – bekannt für ihre eher optimistischen Prognosen im Hinblick auf eine gelingende Dekarbonisierung – sieht ein Nachfrageplateau bald erreicht. Dem Bericht zufolge wird die Nachfrage bis 2027 in der Nähe des diesjährigen Niveaus bleiben, da erneuerbare Energiequellen eine größere Rolle bei der Stromerzeugung spielen und der Kohleverbrauch in China stagniert. So soll die Nachfrage in den nächsten drei Jahren beinahe stagnieren und bis 2027 rund 8,87 Milliarden Tonnen erreichen.
Tatsächlich ist das Wachstum der Kohlenachfrage in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Zur Erinnerung: Der weltweite Kohleverbrauch stieg 2021 um 7,7 % (als Reaktion auf den Einbruch während der Pandemie), 2022 um 4,7 % und 2023 um 2,4 %.
Die geografischen Unterschiede bei der Nutzung von Kohle sind beträchtlich. So wird die Kohlenachfrage in China dieses Jahr um 1 % auf 4,9 Mrd. Tonnen (und damit mehr als 55 % der weltweiten Nachfrage) steigen – ein weiterer Rekord. In Indien dürfte die Nachfrage um über 5 % auf 1,3 Mrd. Tonnen zulegen. Auch in Indonesien und Vietnam wächst der Bedarf.
Das Nachfragewachstum in den Schwellenländern wird in diesem Jahr wie auch schon in den Vorjahren zum Teil durch einen Nachfragerückgang in den Industrieländern ausgeglichen. Allerdings lässt das Tempo des Rückgangs spürbar nach. In der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten sinkt die Kohlenachfrage dem Bericht zufolge in diesem Jahr um 12 % bzw. 5 %, verglichen mit 23 % bzw. 17 % im Jahr 2023.
Indien verzeichnet stärkstes Nachfragewachstum
Das stärkste Wachstum der Kohlenachfrage wird in den kommenden Jahren Indien verzeichnen. Die globalen Trends sieht die IEA allerdings durch China bestimmt. Zwei Haupttreiber stützen demnach das Wachstum des Strombedarfs in der Volksrepublik: Die Elektrifizierung bestimmter Bereiche wie Mobilität und Industriewärme sowie aufstrebende Branchen wie Rechenzentren und KI.
In Indien wird die Kohlenachfrage der Energieagentur zufolge bis 2027 um 100 Millionen Tonnen steigen. Der prognostizierte Rückgang um 68 Millionen Tonnen in der EU reicht nicht aus, um den Anstieg auszugleichen. Die Verhältnisse haben sich hier grundlegend verschoben: So wird der Kohleverbrauch in der EU und den USA zusammen 2025 weniger als halb so hoch sein wie jener Indiens.
Im Hinblick auf China konstatiert die IEA, dass der Bedarf um 140 Millionen Tonnen über oder unter dem Basisszenario liegen könnte – und zwar aufgrund von Wetterbedingungen und deren Auswirkungen auf die Erzeugung erneuerbarer Energien.
Der moderat steigenden Nachfrage steht ein wachsendes Angebot gegenüber. In diesem Jahr dürfte die globale Kohleproduktion erstmals die Marke von 9 Mrd. Tonnen überschreiten. In China steigt die Produktion um1 %, in Indien um 7 %. Indonesien wird voraussichtlich erstmals mehr als 800 Mio. Tonnen produzieren.
Der Weltmarktpreis für Kohle liegt aktuell bei rund 110 USD pro Tonne und damit deutlich unter den Höchstständen von 2022 (430 USD/Tonne). Gleichzeitig liegen die Preise deutlich über dem präpandemischen Niveau mit teils unter 50 USD pro Tonne.