In Zeiten hoher Unsicherheit und wirtschaftlicher Turbulenzen beobachtet man normalerweise einen Rückgang bei Aktienkursen und einen Anstieg des Goldpreises - zumindest ist das die Theorie. Aktuell scheint dieser Mechanismus jedoch nicht mehr so gut zu funktionieren. Der Goldpreis bleibt weiterhin unter Druck. Zu Beginn dieser Woche sank der Preis für eine Feinunze Gold (ungefähr 31,1 Gramm) auf 1831 US-Dollar.
Gold nähert sich weiterhin der Marke von 1.800 US-Dollar an und notiert damit auf dem niedrigsten Stand seit März, also seit über einem halben Jahr. Auch der Silberpreis ist am Montag weiter gefallen und erreichte mit 21,54 US-Dollar ebenfalls den niedrigsten Stand seit März.
Die Commerzbank (ETR:CBKG) merkt in einem aktuellen Kommentar an: "Der stärkere US-Dollar und steigende Anleiherenditen sorgen für Gegenwind." Diese Entwicklungen lassen sich vor allem mit der Geldpolitik in den USA erklären. Obwohl die Federal Reserve, die US-Notenbank, auf ein Ende ihrer Zinserhöhungen zusteuert, sind weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen. Zudem betonen führende Notenbanker regelmäßig, dass die Leitzinsen aus Gründen der Inflationsbekämpfung noch für längere Zeit auf einem erhöhten Niveau bleiben müssen.
Die Kurse von US-Staatsanleihen sind am Montag mit Verlusten in die neue Handelswoche gestartet. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) fiel um 0,64 Prozent auf 107,38 Punkte. Die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen stieg weiter an und erreichte zuletzt 4,68 Prozent. Dies lag knapp unter dem Höchststand von 4,69 Prozent, der in der vergangenen Woche erreicht wurde und den höchsten Stand seit 2007 darstellte.
Die robusten Konjunkturdaten verstärken den aktuellen Anstieg der Anleiherenditen. Die Stimmung in der Industrie verbesserte sich im September stärker als erwartet.
In diesem Umfeld wird es für Gold schwer, da Anleihen für Investoren zunehmend attraktiver werden. Insbesondere professionelle Anleger, die regelmäßige Erträge für ihre Kunden erzielen müssen, verlagern ihre Investitionen vermehrt in Anleihen. Da Edelmetalle wie Gold und Silber keine Zinsen abwerfen, leiden sie in Phasen steigender Leitzinsen. Der starke US-Dollar profitiert wiederum von den höheren US-Zinsen und stellt eine zusätzliche Belastung für Edelmetalle dar. Dies liegt daran, dass Gold und Silber hauptsächlich in US-Dollar gehandelt werden. Wenn der Dollar-Kurs steigt, wird der Kauf von Edelmetallen für Interessenten aus anderen Währungsräumen aufgrund des Wechselkurses teurer, was die Nachfrage drückt und den Preis senkt.
Soweit die möglichen Erklärungen, die alle für sich genommen sicher dafür sorgen, dass der Goldpreis weiterhin unter Druck steht. Und selbst wenn Ereignisse den Preis beeinflussen, können sie uns keinesfalls Auskunft darüber geben, wohin genau der Preis hinläuft und wo genau derselbe dreht. Auch aus diesen Gründen sehen wir keine andere Möglichkeit als die technische Chartanalyse, um Preisbewegungen rechtzeitig vorwegzunehmen und frühzeitig zu erkennen, wo Hoch- und Tiefpunkte auftreten, die sinnvoll handelbar sind.